14.07.2013

Marokko 2013

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Start

Start in Okarben am 24.05.2013. Der Kilometerzähler der KTM zeigt exakt 42.180 km an. Bei durchwachsenem Wetter geht es zügig über die BAB nach Selzach, wo Margitta, Suzanna und Ruedi mich schon erwarten. Ich lasse die KTM richtig fliegen, dafür zieht diese sich aber auch über 10l auf 100 km rein.

Am Samstag starten wir dann immer noch bei kaltem und feuchten Wetter. Wieder ist Autobahn angesagt. Es geht durch bis Sete in Südfrankreich. Wir wählen einen hohen Reiseschnitt, was natürlich prompt wieder mit hohem Verbrauch einher geht. Irgendwo auf dem letzten drittel der Strecke bleibt die Multi mit Spritmangel liegen. Glücklicherweise ca. 900 Meter von einer Tankstelle entfernt.

Sonntags geht es dann bei Sonne und etwa. 15° C los. Bis Narbonne folgen wir der Küstenstraße. Eine schöne Abwechslung zur bisherigen Autobahnbrennerei. Dann aber wieder auf die Bahn. So geht es wieder zügig bis Barcelona. So gegen 13:30 Uhr erreichen wir den Fährhafen. Wir können direkt einchecken. Die Motos werden vom Fährpersonal verzurrt. Wir beziehen die enge, stickige Kabine. Dann liegen ca. 36 Stunden Langeweile zwischen uns und Marokko.

27.05.2013

Irgendwann, mit drei Stunden Verspätung, ist die Überfahrt überstanden. Als es endlich von der Fähre geht, wird es turbulent. Die Autos drehen mitten in der Fähre, jeder möchte zuerst raus. Margittas „Wespe“ wird mindestens zweimal fast von einem Lkw zermalmt, nur mit lautstarkem Einsatz und Hämmern gegen Autoblech kann die BMW gerettet werden. Ein Apriliafahrer ist so genervt, dass er seine nagelneue Caponord beim Versuch zu wenden gleich ablegt. Zu dritt hieven wir das schwere Teil wieder in die Senkrechte. Da es mittlerweile richtig warm ist, fließt der Schweiß in Strömen.

Zoll und „Policia“ sind anstrengend. Reisepass einem Beamten vorzeigen, abnicken, weiter zur „Policia“, die etwa einen fußläufigen Kilometer weiter ist. Dort wieder den richtigen Beamten finden, Reisepass vorzeigen, er tippt die Daten in einen PC. Zurück zum Moto, Reisepässe vorzeigen, dann zum Zoll, Reisepass und Einfuhrdeklaration vorzeigen, endlich gibt es auch ein paar Stempel und wir können ausreisen. Keiner weiß wie es funktioniert, aber das System scheint zu klappen. Zwischendurch versorgen wir uns noch mit Dirham, Automaten und Wechselstuben gibt es hier genügend.

Mittlerweile ist es fast 19:30 Uhr, wir fahren los. Jetzt, wo wir es brauchen würden, versagt mein Garmin. Der Bildschirm bleibt einfach dunkel. Wir zwängen uns halt ohne elektronische Unterstützung durch den teilweise heftigen Verkehr. In Kar es Seghir finden wir ein preiswertes und gutes Hotel mit Restaurant mit tollem Blick aufs Meer. Ein gutes Abendessen, allerdings ohne Wein oder Bier, beschließt den Tag.

28.05.2013

Die Sonne scheint, es ist richtig warm. Wir starten nach dem Frühstück und einem herzlichen Abschied.Das Garmin funktioniert immer noch nicht, also fahren wir nach Karte.Eine kleine, mit großen Löchern und Schotterstücken versehene Straße führt uns durch eine herrlich grün-bunte Wiesenlandschaft vorbei an kleinen Dörfern nach Tetouan. Überall laufen Ziegen, Esel, Kühe herum, es riecht herrlich nach Kräutern. Hinter Tetouan fahren wir die Küste entlang (N 16) über eine kurvenreiche, gut ausgebaute Straße bis El Jebha. Die Landschaft begeistert jetzt mit Rottönen und natürlich geht es immer am Meer lang, bergauf und bergab.

Hinter El Jebha geht es kurvenreich immer bergauf ins Rifgebirge. Hinter Beni-Boutrath fahren wir eine Single Road zunächst Richtung Targuist und dann weiter über die jetzt wieder gut ausgebaute N2 bis nach Ketama.

Nachdem es unten an der Küste richtig warm war, wird es jetzt richtig kühl. Schroffe Berge und tiefe Täler bestimmen das Bild. Kif – Verkäufer machen deutlich auf ihre „Produkte“ aufmerksam. In Ketama Hotel bezogen, dann schlendern wir noch etwas durch das Städtchen. Staubige, belebte Straßen, jede Menge Garküchen und alle paar Meter versucht jemand, uns Hasch zu verkaufen. Die Anmache wird schon unangenehm. Wir flüchten ins Hotel und trinken dort noch einige Biere.

29.05.2013

Bei leichtem Nieselregen und recht kalten Temperaturen fahren wir los. Kurvenreich zieht sich die Straße das Rifgebirge hoch. Grün und waldreich die Berghänge, leider oft von Nebel verhangen. Die nasse Straße und die schlechte Sicht beanspruchen unsere volle Aufmerksamkeit. Doch nachdem wir die Passhöhe überschritten haben, wird das Wetter zunehmend besser. Regen und Nebel lösen sich auf, die Temperatur steigt in den „Wohlfühlbereich“. Endlich kurvenreiche Strecken genießen. Bis Tissa geht es über die N8, dann fahren wir auf kleinen Sträßchen weiter Richtung Taza. Tissa nötigt aber Margitta die volle Aufmerksamkeit ab, da der gut besuchte Markt mit seiner lebendigen Mischung aus Verkaufsständen, Besuchern, LKW’s, Mulis, Radfahrern und was sonst noch alles unterwegs ist recht chaotisch wirkt. .Bei jetzt „afrikanischen“ Temperaturen anstrengend. Weiter geht es über kleinste Straßen kurvenreich durch eine hügelige, landwirtschaftlich genutzte Landschaft. Wobei Landwirtschaft hier überwiegend Handarbeit bedeutet. Auf den Feldern schneidet man das Getreide noch mühsam mit Sicheln, die Ernte wird dann überwiegend von Frauen in großen Bündeln auf dem Rücken nach Hause getragen. Dann geht es bis Taza, wo wir uns noch ein ausgiebiges Mittagessen in einem Straßenrestaurant – gut und günstig – genehmigen.Hinter Taza schlängelt sich die Straße den Mittleren Atlas hinauf durch einen schönen Nationalpark.Die Straße ist nahezu leer, wir genießen die herrliche Auffahrt durch den lichten Bergwald.

Es geht stetig bergauf, die Straße ist eng, kurvenreich und löchrig, oft fehlt der Asphalt und es geht über kleinere Schotterpassagen. Die Aussicht ist einfach Klasse. Felsen, Wiesen, Weite, ab und zu ein paar Schaf- oder Ziegenhirten und vor uns schneebedeckte Berge. Die Gegend wird hochalpin. Die Gipfel sind hier bis über 3000 Meter hoch, Dörfer gibt es hier nicht mehr, dafür ab und zu einige Nomadenzelte oder abseits der Straße gelegene einsame Höfe. Leider fehlen jetzt Hinweisschilder. Die Dämmerung setzt ein, es wird dunkel und wir haben keine Ahnung mehr, wo genau wir sind. So rollen wir im Dunklen etwa 90 km weiter. Die letzte 25 Kilometer bis nach Sefrou, dann endlich über beleuchtete und breite Straßen. So gegen 23:00 Uhr finden wir dort ein Hotel, sogar mit Bierausschank.

30.05.2013

Wir frühstücken in einem Straßencafe. Die Sonne scheint, der Verkehr wuselt um uns herum, einfach schön. Irgendwann geht es weiter. Wir fahren die R503 bis Boulemane. Offene Landschaft, oft landwirtschaftlich genutzt, Berge und Gipfel der bis etwas über 2300 Meter hohen Berge, das hat was. Mit dem Tizi Abheknanes überqueren wir einen schönen Pass, um dann in die breite, malerische Schlucht von Boulemane einzufahren. Hinter Boulemane geht es wieder bergauf, dann folgt eine von Hirten bevölkerte Hochebene. Bei einer Fotopause versorgt uns ein Truck mit Mineralwasser. Wir sind etwas beschämt ob dieser Geste der doch eigentlich viel ärmeren Menschen hier.

Über Boulajoul, Midelt und Rich rollen wir bis Kerrandou, wo wir ein schönes Zimmer in einer Kasbah finden. Die N13 erweist sich hier als durchaus schöne kurvenreiche Straße mit einigen schönen Tälern. Und, wie schon gewohnt, weite Ebenen, karge Weiden, verstreute Dörfer und überall Schaf- oder Ziegenhirten.Meine Digitalkamera stellt leider den Dienst ein, der Autofokus ist defekt, die Bilder sind alle unscharf. Dafür funktioniert jetzt das Garmin wieder.

31.05.2013

Am frühen Morgen ist es schon richtig heiß. Wir folgen der N13 und fahren am „Barrage Hassan Addakhill vorbei. Schön, wie dieser See in die Hochebene des Atlas­gebirges eingebettet ist. Dann durch Er-Rachida vorbei an der „Oases du Ziz“. Die liegt wirklich eindrucksvoll eingebettet in eine Schlucht, welche der Qued (Fluss) Ziz sich hier im Laufe der Jahrtausende gegraben hat. Die Oase ist um ein vielfaches größer, als ich mir so eine Oase vorgestellt habe. Eindrucksvoll! So machen wir Rast in einem Zelt – Restaurant. Der Wirt ist sehr kommunikativ, auch abgesehen von den reinen Verkaufsgesprächen. Denn irgendwas wird uns immer zum Verkauf angeboten. Wir bekommen aber gleich auch noch eine Unterkunft am Erg Chebbi vermittelt. Sogar mit persönlichem Abholdienst in Rissani.

Nachdem wir die„Oases du Ziz“ hinter uns lassen erreichen wir kurze Zeit später bei Erfoud den Rand der Sahara. Eindrucksvoll zeigen sich jetzt die Sandflächen und -dünen. Es ist mittlerweile höllisch heiß. Während der Mittagspause kommt ein Marokkaner auf uns zu. „Schorsch, zwei Schorsch?“ fragt er. (Zwei Schorsch hat uns der Restaurantbesitzer der „Oases du Ziz“ genannt). Es ist Brahim, der Besitzer der Kasbah „Nasser Palace“, die uns an der Oase vermittelt wurde.

Hinter Bahrims Jeep fahren wir über Merzouga nach Hasi Bedi zum Nasser Palace.. Bahrim legt eine flottes Tempo vor, wir folgen mit Abstand. Dann kommt plötzlich eine Polizeikontrolle, wir befürchten das Schlimmste. Aber Bahrim hatte nur den „Auftrag“ die im heißen Auto sitzenden Polizisten mit Nahrung und Getränken zu versorgen, wir fahren unbehelligt weiter.Zimmer beziehenn, dann geht es noch auf einen Kamelritt in die Dünen des Erg Chebbi. Hier besteigen wir noch eine hohe Düne und genießen den Sonnenuntergang im heißen Wüstensand des Erg.

01.06.2013

Ruedi und Suzanna fahren zum Markt nach Rissani, Margitta und ich hängen im Nasser Palace rum und genießen den Pool. Ist schon verrückt, auf der einen Seite holen sich die Dorfbewohner das dringend nötige Wasser mühsam in großen Wasserflaschen und Kanistern aus dem Brunnen am Rande Hassi Bedis, quasi direkt vor dem Eingang des Nasser Palace, auf der anderen Seite liegen wir im Pool oder spülen das kostbare Gut die Toilette hinunter. Da sollte man nicht zu lange drüber grübeln. Wir genießen trotzdem den Tag und ich bringe endlich die Reiseaufzeichnung wieder auf den aktuellen Stand.

02.06.2013

Hitze, Staub und Sand machen uns schon zu schaffen. Bei aller Faszination, die der Erg Chebbi und die Sahara ausüben, bin ich froh, das es heute in den hohen Atlas geht. Wir fahren zunächst nach Taouz, dort schauen wir uns die Felszeichnungen an. Wir finden direkt einen Führer. Interessant empfinde ich es, wenn hier jeder Berber oder Marokkaner so viele Sprachen beherrscht. Arabisch und französisch sowieso, dann Berber, Englisch, Spanisch und Italienisch und in vielen Fällen auch noch etwas Deutsch. Die Piste bis Rissani wird von Margitta strikt abgelehnt. So geht es über die Straße und Merzouga weiter nach Rissani, dann die N12 nach Alnif. Diese führt ca. 100 km am Rand der Wüste entlang immer Richtung Westen. Die Straße verläuft so etwa in 600 – 800 Höhenmetern, die umliegenden Gipfel erreichen etwa 1400 Meter und die Sahara zeigt sich hier überwiegend als Geröllwüste mit stacheligem Bodenbewuchs und vereinzelt einigen Bäumen. Orte gibt es so gut wie keine, aber ab und an Hirten mit Ziegen, Schafen oder Kamelen. Bei einer Pause merkt Margitta, dass mein Gepäckträger gerissen ist. Während wir noch Gepäck von der KTM zurück auf die BMW packen, legt sich die Multistrada selbsttätig, unterstützt von einer kräftigen Windböe, hin. Zum Glück ohne größeren Schaden.

Hinter Alnif ändert sich das Bild, wir fahren durch eine grau-braune Bergwelt.Wir fahren Richtung Tinerhir. Schneller als erwartet kommen wir auf die N10 und fahren durch Tinerhir, einer recht lebendigen Stadt, weiter nach Boumalne-du-Dades. Hier finden wir auch schnell das recht gute Hotel „Kasbah du Dades“. Als wir vor dem Hotel absteigen, steigt aus Margittas BMW Rauch auf. Die Birne hat sich losgerappelt und den Reflektor angekokelt.Abends bekommt Margitta auch noch Durchfall, mich erwischt es dann in der Nacht, Durchfall, Brechreiz und Schüttelfrost beeinträchtigen die Nachtruhe doch gewaltig.

03.06.2013

Margitta und ich sind morgens groggy. Rudi und Suzanna fahren etwas durch die Gegend, wir lungern fast den ganzen Tag im Bett rum und versuchen wieder zu Kräften zu kommen.

04.06.2013

Ruedi und Suzanna sind gestern die große Runde – Dades Schlucht ganz hoch und die Todrha Schlucht wieder runter – gefahren. Nachdem sie spät ankommen, erzählen sie ganz begeistert von der Fahrt. Leider vergeht Margitta ob der zahlreichen Schilderungen über die Pisten jetzt die Lust darauf. Wir einigen uns darauf, dass ich heute ebenfalls die große Runde drehe. Margitta fährt mit Ruedi und Suzanna dann den ersten, asphaltierten Teil der Dades Schlucht.

Die ersten 75 Kilometer der Dades Schlucht sind noch einigermaßen gut asphaltiert. Die Eindrücke und Ausblicke sind großartig. Danach wird der Asphalt immer schlechter und die nicht asphaltierten Flecken werden immer mehr. Irgendwo nach ca. 100 Kilometern ist der Asphalt dann ganz verschwunden und weicht einer steinigen oft mit Spurrillen durchzogenen Piste, die sich im hellen Sonnenlicht immer weiter hinauf in den hohen Atlas zieht. Einige wenige Dörfer kreuzen den Weg, dann wird es ganz einsam. In den Dörfern werde ich oft winkend begrüßt, ab und an wirft aber auch ein Kind mit Steinen nach mir. Die Hirten am Pistenrand grüßen immer, versuchen oft, mich zum Anhalten zu bewegen. Ich glaube, sie sind dankbar für ein kleines Schwätzchen. Bei 2850 Metern ist die Passhöhe erreicht. Jetzt geht es bis Agoudal sanft bergab, Irgendwo hüten zwei Jungen eine Kamelherde, sie betteln mich an. Ich gebe ihnen ein paar Münzen, dafür darf ich sie fotografieren. Danach geht die Bettelei aber erst richtig los. Als ich mein Handy wegpacke, rutscht der Kugelschreiben halb heraus, den wollen sie auch haben. Jetzt gibt es Streit darüber, wer den Kuli behalten darf. Dann greift der kleinere nach dem Reißverschluss eines Seitenfaches des Tankrucksacks. Das reicht!. Ich brülle ein lautes „Adjöh“, Der Kleine zuckt zurück und ich fahre los. In Agoudal geht es durch einige staubige Gassen, dann ist die Asphaltstraße wieder erreicht und ich rolle hinunter in die Todrha-Schlucht. Zunächst geht es auf gut ausgebauter Straße kurvenreich immer bergab. Mir gefällt das sehr gut. Sie ist nicht so urtümlich, wie die Dades-Schlucht, entfaltet vielmehr mit den weiten, steilen Felsrändern einen ganz eigenen Reiz. Vor Zaoia-Sidi-Abdelali zieht sie sich ganz eng und eindrucksvoll zusammen. Es bleibt gerade Platz für den Fluß und die Straße. Die Schönheit haben auch die einheimischen Händler erkannt, Es steht ein Verkaufsstand neben dem anderen.Bei Margitta, Suzanna und Ruedi ist es nicht so gut gelaufen. Sie sind zwar den asphaltierten teil der Dades – Schlucht gefahren, aber auf der der Rückfahrt ist an der Multistrada der vordere Zylinder ausgefallen. Ob Ruedi den Weg damit bis zu Hause schafft ist fraglich. Auf jeden Fall heißt es jetzt auf dem kürzesten bzw. leichtesten Weg zurück nach Tanger bzw. nach Selzach.

05.06.2013

Wir fahren über die N10 bis kurz hinter Ouarzazate, dann weiter über die N9 und den Tizi-n-Tichka (Tichka – Pass) bis Marrakesch. Speziell der Tizi-n-Tichka mit 2260 Metern ist wohl für voll bepackte weidwunde Ducati ein harter Brocken. Wenigstens ist die Straße in gutem Zustand. Die Gegend ist mal wieder großartig. Grau-gelb-braune Berge, im Süden die Djebel Sarho im Norden der Hohe Atlas, grün – bunte Landschaft mit vielen kleinen Dörfern betören das Auge. Wir befahren immer noch die „Route des Kasbahs“ und sehen natürlich auch reichlich Kasbahs in allen nur denkbaren Zuständen. Vor Ouarzazate geht es am See„Barrage El Mansour Eddahbi“ vorbei, der wohl als Wasserspeicher für viele Orte hier dient. Ouarzazate selbst ist einen nette Großstadt, die sicherlich auch von den vielen hier angesiedelten Filmfirmen profitiert. Außerdem sind von hier aus problemlos Touren in die Wüste möglich, was sie auch für Abenteuer – Touristen interessant macht.

Hinter Ouarzazate werden die Berge schroffer, die Straße zieht sich kurvenreich die Atlasberge rauf und runter. Trotz der Bedeutung der Straße als Verbindung zwischen zwei Metropolen hält sich der Verkehr in Grenzen. Allerdings sind jetzt recht viel hoch beladene LKW’s oder Busse unterwegs, oft ist auf der ‘obersten’ Ladefläche quer noch einiges an Vieh – Esel, Schafe, Rinder – geladen. Der Tizi-n-Tichka ist schon eindrucksvoll. Er braucht sich hinter keinem europäischen Pass zu verstecken. Enge Kehren, schroffe Berge und atemberaubende Aussichten. Im Gegensatz zu den europäischen Pässen gibt es hier keine „Almhütte“ auf der Passhöhe, dafür eigentlich in jeder Kehre irgendwelche Verkäufer von Fossilien, Edelsteinen oder Schmuck. Diese wuseln natürlich auch sofort herbei, sobald man stehen bleibt und eine Fotopause machen will.

So geht es Kilometer über Kilometer bis Marrakesch. Ruedi führt, wir beide rollen hinterher. Kurz vor Marrakesch wechseln wir dann die Führung, da es mir mit der KTM doch leichter fällt, in der Metropole Marrakesch zu führen. Leider ist mein Garmin mal wieder ausgefallen! Wir finden trotzdem das gute und zentral gelegene Hotel „Ryad Magador Marrakesch“.In direkter Nachbarschaft liegt auch eine leicht rustikale „Garage“. Hier wechseln wir an der Duc das spritverseuchte Öl und an der BMW wird der Scheinwerfer repariert. . Der Ölwechsel geht recht schnell von statten, für den Lampenwechsel muss der Reflektor aus der Frontverkleidung ausgebaut werden. Für den Ölwechsel und den Lampeneinbau zahlen wir 150 Dh! Im Hotelzimmer merke ich dann, dass ich eine „Not for public road“ – Birne mit 80/100 Watt gekauft und eingebaut habe. Hoffentlich geht das gut.

Dann geht es zum „Platz der Gehenkten“. Hier herrscht der absolute Wahnsinn. Verkaufsstände, Gaukler, Musiker, Wunderheiler, Essensstände. Bunt und laut geht es hier zu. Suzanna ist regelrecht gefesselt, Margitta reichlich irritiert. Aber egal wie man zu dem Treiben steht, das muss man mal gesehen haben. Das sieht wohl auch die UNESCO so, deshalb hat sie den „Djamaa el- Fna“ in die Liste der „Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ aufgenommen. Da jetzt abends ein kühler und teilweise starker Wind weht, bleiben wir nicht allzu lange und beschließen den doch sehr interessanten Tag.

06.06.2013

Heute besichtigen wir Marrakesch. Margitta und ich nehmen einen Stadtführer, Suzanna und Ruedi ziehen auf eigene Faust los. Es igeht – natürlich – in die Medina (Altstadt). Das bedeutet: Ein Gewusel aus Menschen, Eseln, Fahrrädern,Mopeds, Handkarren, Verkäufern, Handwerkern, Hausfrauen, Bettlern, und sonst noch was. Enge Gassen, Lehmhäuser, Riads, Läden, helle Plätze, dunkle Durchgänge, es dauert nicht lange und wir haben den Überblick über das woher und wohin verloren. Dafür fasziniert uns das scheinbare Durcheinander. Trotz der umher hastenden Massen spürt man die Gelassenheit aller Beteiligten. Eselskarren blockieren die Straßen, Mopeds huschen wild zwischen alle vorhandenen oder scheinbar vorhandenen Lücken, Menschen palavern mitten in den engen Gassen und keinen stört’s. Zwar wird überall gehupt oder geschrien, aber nicht bösartig oder aggressiv. Wir sind froh, das wir mit Guide unterwegs sind, da wir so einige Ecken und Gassen sehen, die wir alleine nicht gefunden hätten. Dafür müssen wir natürlich auch die unvermeidbaren Verkaufsaktivitäten über uns ergehen lassen. Anschließend essen wir noch in einem guten Restaurant dann geht es zurück zum Hotel. Danach noch die Preisverhandlungen mit unserem Stadtführer, wie immer mit einem kleinen Beigeschmack. Wir sollten beim nächsten Mal wirklich den Preis vorher festmachen. Es ist zwar nicht so, dass er zu teuer war, aber diese ständigen Nachverhandlungen nerven einfach.Abends geht es dann noch einmal mit Suzanna und Ruedi zum Djamaa el- Fna. Bevor wir uns in das Getümmel stürzen, genehmigen wir uns noch etliche Bier in der Bar des „Grand Hotel“ das ganz in der Nähe liegt. Dann schauen wir uns noch ein wenig das bereits gestern bestaunte Treiben an.

07.06.2013

Bei der Abfahrt ist es nicht mehr so heiß wie die letzten Tage. Wir finden gut aus Marrakesch heraus und gelangen trotz der schwächelnden Duc recht schnell auf die Autobahn Richtung Casablanca. Das Tempo pendelt sich so bei gut 85 km/h ein, die Zahlstellen sind übersichtlich und alle besetzt, so das wir dort auch keine Schwierigkeiten haben. Es wird nicht wirklich wärmer, der Fahrtwind kühlt gut.

Wir fahren jetzt durch sanft gewellte Hügel in einer fast unvorstellbaren Weite. Das triste grau-braun wird immer mehr von grünen oder gelben Feldern unterbrochen. Je weiter wir nach Norden kommen, je grüner wird das Bild. Auch hier ziehen immer wieder Hirten mit ihren Herden durch die Landschaft. Allerdings sind die Herden jetzt deutlich größer. Es sind Bilder, die wir sonst nur aus Wild-West-Filmen kennen.

Nach etwa 140 Kilometern rennt die Duc, für uns völlig überraschend, wieder los. Kurz darauf hält Ruedi an. Ruedi berichtet freudestrahlend, dass seine Multi wieder auf beiden Zylindern läuft. Für uns fast unmöglich nachzuvollziehen. Aber es war wahrscheinlich kein mechanischer Schaden sondern eher ein elektrischer Defekt (Wackelkontakt an der CDI, Zündspule, etc.). Hoffentlich lässt der „Elektrolurch“ uns jetzt bis zur Ankunft in Selzach in Ruhe.

Auf jeden Fall geht es jetzt deutlich schneller und auch mental ausgewogener weiter. Über Rabat fahren wir bis Kenitra und von dort weiter bis zum „Mehdiya Plage“, wo wir ein schönes und preiswertes Hotel finden. Abpacken und ab an den Strand. Ein kleines Bad im Atlantik. Die Luft ist zwar nicht mehr so warm, abends, nach Sonnenuntergang wird es sogar richtig kühl, aber schön ist es trotzdem.

08.06.2013

Die Sonne scheint, doch nicht mehr ganz so heiß wie im Süden. Ich finde nicht wirklich gut aus Kenitra heraus. Wir durchkreisen den Ort mehrmals bevor wir durch irgendwelche heruntergekommenen aber eindrucksvollen Vororte Kenitra langsam verlassen. Dafür kommen wir auf Straßen, an Höfen vorbei, die sonst vermutlich kein Tourist anfährt. Überall sind Felder, die von hohen, blühenden Kakteen eingerahmt sind. Wir fragen einen Jugendlichen nach dem Weg. Doch der versteht kein französisch – das haben wir hier in Marokko bisher noch gar nicht erlebt. Wir fahren grob in die Richtung, die er uns anzeigte und kommen fast übergangslos in den Foret de la Maâmora. Lange Kakteenhecken, lichte Wälder aus Korkeiche, zwischendurch immer mal wieder ein winziges Dorf, ein Gehöft oder ein Acker.

Ab und an kommt uns jemand entgegen oder es stehen, wie überall in Marokko,ein paar Hirten mit ihren Tieren an der Straße. Einfach großartig hier.Wir fahren durch bis nach Meknes. Es ist jetzt eine weite, hügelige, von Ackerbau bestimmte Landschaft. Obstbäume, Getreide und vor allen Dingen Weinreben wachsen rechts und links der Straße. Es stehen auch überall Verkaufsstände an der Straße. Ob die hier wohl Wein verkaufen?. Immerhin ist das Gebiet um Meknes herum Marokkos größtes Weinanbaugebiet. In Meknes suchen wir ein bestimmtes Riad (Stadthaus), nämlich das Riad d’ Or. Da wir nicht wirklich weiterkommen, fragen wir zunächst einen Taxifahrer, als wir uns gerade mit ihm unterhalten kommt ein Polizist in Zivil vorbei und fragt ob wir Probleme haben. Ich dachte schon der wollte uns mit den Motos vom Platz verweisen, aber nein. Er zeigt uns nicht nur den Weg sondern begleitet uns noch bis dorthin. Wirklich Klasse. Das Riad ist auch Klasse und mit 500 Dh pro großem Zimmer recht günstig. Wir quartieren uns ein, dann ab in die Stadt.

09.06.2013

Morgens scheint die Sonne, wir werden bei der Abfahrt aus dem Riad noch von einem Ehepaar aus Kolumbien gebührend bewundert. Es entwickelt sich ein kleines, interessantes Gespräch, dann geht es los. Durch die engen Gassen der Soukhs zurück auf die Straße. Den Weg aus Meknes heraus finden wir gut, schließlich ist die Straße Richtung Tanger auch ausgeschildert. Über die N 13 rollen wir gemütlich durch eine weite Landschaft. Ähnlich wie gestern bestimmen weite Hügel und Ackerbau das Bild. Diesmal aber weitgehend Getreideanbau mit einigen wenigen Obst- oder Olivenplantagen. Erst bei Ouezzane ändert sich das langsam. Es wird steiniger, gebirgiger. Langsam geht es hinauf in die westlichen Ausläufer des Rif-Gebirges. Es ist angenehm warm. Das Getreide ist überwiegend abgeerntet, das Stroh und Heu schon eingefahren. Bei Oulad-Allah geht es noch durch eine, zugegeben recht kleine, Schlucht dann erreichen wir Chefchaouen. Die Stadt schmiegt sich malerisch an die Hänge der umliegenden Berge. Blaue Häuser leuchten hell in der klaren Bergluft.

Wir finden relativ schnell ein Hotel (Rif-Hotel) am Rande der Altstadt. Dann mal wieder abpacken, abhängen, Medina.

10.06.2013

Die Stadt Chefchaouen ist wirklich schön. Es geht durch enge Gassen immer bergauf oder bergab, die blaugetünschten Häuser glänzen in der Sonne. Dazu war noch Markt und ein Stadtfest, überall festlich gekleidete Marokkaner und fröhliche Gesichter, schöner kann Urlaub nicht sein. Abends genehmigen wir uns noch einige Biere in der Bar des besten Hotels der Stadt. Hier sind dann auch einige Muslims die es mit dem Alkoholverbot nicht so genau nehmen. Einer hat richtig einen sitzen, ist laut und aufdringlich, aber irgendwie kann man ihm nicht richtig böse sein.

Bei Sonnenschein und blauem Himmel geht es dann wieder los. Ich fahre voraus, bereits beim ersten Kreisverkehr i n der Stadt habe ich die anderen verloren. Also noch mal zurück Richtung Hotel, dort ist aber auch niemand. Dann eben raus aus der Stadt und siehe da, am Stadtausgang stehen eine gelbe BMW und eine schwarze Duc – na bitte, geht doch. Irgendwo beim Losfahren übersieht Margitta einen Pkw, fast wäre es zum Zusammenstoß gekommen, doch der PKW-Fahrer hat gut reagiert. Wir fahren über Draa-el-Asef und Tatoufet weiter nach Ksar-el-Kebir. Das Rifgebirge faltet sich zu Höhen und Tiefen, die Straße folgt den Bergzügen. Wo es möglich ist, wird Getreide angebaut. Die Bauern schneiden auf den oft steilen Hängen die Ernte wieder überwiegend mit der Handsichel. Oft winkt man uns zu. Dazu, wie sollte es auch anders sein, überall Hirten mit ihren Ziegen- oder Kühen. Der Asphalt ist oft rissig, von vielen teilweise sehr tiefen Löcher durchzogen, in den Kurven oft Sand und Dreck. Das macht das Fahren etwas schwieriger. Dann verschwindet der Ackerbau und geht langsam in einen lichten Wald über. Bei T’fer taucht malerisch der „Barrage Qued el Makhazine“ unter uns auf. Bald darauf erreichen wir Ksar-el-Kebir. Auch in dieser lebhaften Kleinstadt herrscht wieder Markt, Der ist aber übersichtlich, so dass wir kurz darauf die N1 Richtung Tanger erreichen. In Larache machen wir Mittagspause, dann geht es weiter Richtung Tetouan. Jetzt zieht sich die Straße breit, gut ausgebaut in langen Kurven durch eine richtige „Kornkammer“, bevor wir wieder in die jetzt nicht mehr ganz so hohen Berge kommen. Nach etwa 55 km biegen wir ab auf die vierspurig ausgebaute N2 nach Tanger, die wir nach wenigen Kilometern aber wieder verlassen. Auf kleinen Nebenstraßen geht es jetzt Richtung „Ksar-es Seghir“. Leider hat die Straße viele Abzweigungen aber recht wenig Hinweisschilder. So irren wir stellenweise etwas hilflos herum, kommen durch richtig kleine, verkommene Orte. Irgendwo endet eine der vielen Straßen im Nichts. Ein Erdrutsch hat hier wohl die Straße unterbrochen und es hält keiner für nötig, diese wieder herzurichten. Als ich schon langsam nicht mehr glaube, den Weg nach Ksar-es Seghir zu finden, taucht endlich ein Wegweiser dorthin auf. Natürlich ist dann diese Straße auch noch gesperrt, so dass wir einen weiteren Umweg fahren müssen. Irgendwann ist aber der Ort erreicht, dann noch ein paar Kilometer Autobahn und wir sind am Hafen „Tanger Mediterranee“. Der Versuch, die Fährtickets noch für eine heutige Überfahrt umzu­tauschen misslingt, der Umtausch soll über 5600 Dh kosten. Das ist uns deutlich zu viel, wir rollen zurück nach Ksar-es Seghir, wo wir im selben Hotel übernachten, wie bei der Ankunft.

11.06.2013

Ruedi und Suzanna fahren heute nach Tanger, Margitta und ich legen einen Ruhetag ein. Wir wandern ein Stückchen an der Küste lang, lungern am Strand rum. Die Son ne brennt heiß vom wolkenlosen, blauen Himmel. Es ist einfach schön hier, so schön, dass ich bald einen Sonnenbrand habe. Abends lassen wir dann den Tag bei etwas Rotwein, den Ruedi und Suzanna in Tanger aufgetrieben haben ausklingen.

12.06.2013

Heute ist definitiv der letzte Tag in Marokko. Wie üblich, brennt die Sonne heiß vom Himmel. Für mich mit dem schmerzenden Sonnenbrand natürlich etwas störend – trotzdem schön!.

Wir verabschieden uns herzlich – Ruedi und ich mit „Bruderkuss“ – von unserem 72-jährigen Hotel- und Restaurantbesitzer. Das war wirklich eine herzliche Aufnahme in diesem kleinen Hotel. Dann rollen unsere drei Motos Richtung Süd-West. Es geht an der Küste entlang, zunächst durch Tanger, dann weiter. Wir wollen zum Cap Spartel, dem nordwestlichsten Punkt Afrikas. Wie so oft finden wir den Einstieg in die richtige Straße in Tanger nicht. So ca. dreißig Kilometer hinter Tanger finden wir eine schöne, schattige Stelle am Strand. Den hat auch das Militär ausgemacht und hier einen kleinen „Stützpunkt“ oder vielleicht auch nur ein Lager eingerichtet. Doch wir stören uns gegenseitig nicht. Wir genießen den idyllischen Ort, dann noch Muscheln sammeln und weiter geht es. Da Margitta mit Ihrer BMW eine Kreis schlägt und dabei im Militärlager landet, öffnen die Soldaten sogar das „Eingangstor“, damit Margitta auch diesen idyllischen Platz wieder verlassen kann.

Ies geht wieder nach Tanger, wo wir hinter dem Flughafen dann doch noch die Straße zum Cap Spartel finden. Am Cap machen wir noch einmal eine ausgedehnte Mittagspause. Es ist auch sehr schön hier. Dann ein letztes Mal auf die Motos und ab zum Hafen.Der Check In klappt gut, wir stehen recht günstig und kommen relativ zügig in die Fähre. Um die zwischenmenschlichen Belastungen etwas zu reduzieren, buchen wir jetzt um und beziehen paarweise jeweils eine Kabine. Noch ein „Gute-Nacht-Bier“ und ab in die Koje .

Rückreise

Wieder heißt es, auf der Fähre die Zeit totzuschlagen. Dies gelingt uns – zumindest empfinde ich es so – etwas besser als auf der Hinfahrt. Laut unserem Ticket kommen wir am Freitag morgen gegen 3:00 Uhr morgens in Barcelona an. So geht es Donnerstag Abend relativ früh in die Koje. Doch bevor wir richtig schlafen, klopft es wild an unserer Tür. Es ist Suzanna, sie hat noch einmal nach der Ankunft gefragt und erfahren, dass wir erst morgens gegen 8:00 Uhr in Barcelona anlegen. Das gefällt uns natürlich auch besser.

Dann ist es auch schon soweit. Wir laufen in Barcelona ein, kommen auch gut wieder aus der Fähre und dem Hafen, praktisch ohne richtige Passkontrolle. Den Weg aus Barcelona finden wir relativ gut. Es sind allerdings einige Motorradfahrer unterwegs. An einer Mautstelle erfahren wir auch weshalb. Diese Wochenende findet der GP von Barcelona statt. Doch wir wollen ja nicht auf die Rennstrecke sondern lieber zügig nach Hause. Trotzdem planen wir einen kleinen Umweg über die, überwiegend mautfreie, Autobahn A75 über die höchste Autobahnbrücke der Welt, das Viadukt von Millau. Doch bevor wir diese erreichen, bekomme ich noch mal etwas Stress an der letzten Mautstelle auf der A9. Der Automat will mir 1. zu viel abknöpfen und akzeptiert dabei 2. meine Kreditkarte nicht. Sind schon verrückt, diese „Automatenmenschen“, zuerst wollen sie einen betrügen, dann akzeptieren sie das Geld nicht!Die Kommunikation über die plärrende Lautsprecheranlage klappt natürlich auch nicht. Mir wird das zu viel, ich wende und quetsche mich dann neben einem Auto einfach so an der Schranke vorbei. Na bitte: geht doch!

Ruedi fährt zügig vor und auf die Raststätte an der Brücke. Margitta nimmt die Ausfahrt nicht wahr und fährt weiter. Ich habe es schon geahnt, will überholen aber meine KTM will einfach nicht beschleunigen, sondern wird eher immer langsamer. Erst an der Mautstation kann ich Margitta aufklären. Wir warten kurz und fahren dann weiter bis zur nächsten Raststätte. Dabei läuft die KTM immer schlechter. Sie wird immer langsamer, zum Schluss rette ich mich mit maximal 100 km/h auf den Rastplatz. Bevor ich richtige Schadensanalyse machen kann, ist Ruedi auch schon da. Wahrscheinlich Spritmangel. Doch außer Tank ab und Tank wieder dran ist mit unseren Möglichkeiten nicht viel zu machen. Also erst mal weiter, vielleicht reicht es ja bis Selzach.

Es reicht natürlich nicht. Wir kommen zwar noch etliche Kilometer weit, doch nach gut 300 Kilometern ist Schluss. Die KTM läuft jetzt fasst gar nicht mehr. Ruckelnd und hackend rette ich mich mit bis Feurs. Ruedi und ich versuchen noch, die Lambdasonde abzuhängen, doch das bringt auch keine Besserung. Also suchen wir erst mal ein Hotel. Mit dem Hotel, Hôtel Le Comty, machen wir dann einen Glücksgriff. Der Hotelier ist Motorradbegeistert, fährt selbst Enduro und kennt gleich in der Nähe auch noch eine gute Werkstatt. Dazu bietet das Hotel auch noch einen guten Standard. Wir bekommen im angrenzenden Sterne – Restaurant ein sehr gutes Essen. Vielleicht wird alles doch noch gut.

Erste Schadaufnahme in der Werkstatt: zu wenig Kraftstoff. Na gut, soweit waren wir auch. Na ja, am Ende bleibt die KTM in der Werkstatt stehen, wir packen soweit es geht unseren Kram zusammen und zwängen uns zu zweit auf die BMW. Der Rest an Gepäck bleibt erst mal im Hotel. Das war wirklich erstklassige Hilfe – Danke!

Jetzt geht es mit zwei Motorrädern bis nach Selzach. Ruedi und ich fahren, Margitta und Suzanna bleibt die Rolle als Sozia. Über kleine Straßen fahren wir bei bestem Wetter durch das Loiretal und das Beaujolais in das Jura ein. Über Tarare, Villefranche-sur-Saone geht es zunächst bis Bourg-en Bresse, wo wir das Jura erreichen. Dann fahren wir etwas größere Nationalstraßen über Lons-le-Saunier bis Pontarlier. Dann geht es vorbei am Val de Travers an den „Lac de Neuchatel“ und dann auf schnellstem Weg bis zu Ruedi nach Selzach. Dann einige „Abschlussbiere“ eingeworfen und, mal wieder viel zu spät, ab ins Bett.Am nächsten Tag richtet Ruedi seine 31 Jahre alte GPZ 1100 für mich her. Die hat mittlerweile etwa 240.000 Kilometer auf der Uhr, läuft aber noch gut. Fahrwerk und Bremsen sind halt noch „Alte Schule“ und auch etwas ausgelutscht, aber sie läuft erstaunlich gut. So geht es mit Ruedi auf seiner neuen KTM 1190 als „Guide“ noch mal durch das Jura über Balsthal, die Passwangstraße, Laufen, Hippoltskirch, Ferrette, Altkirch bis Burnhaupt-le-Bas. Dort fahren wir auf die A 36 und dann die A 5 bis wir irgendwo hinter Freiburg Ruedi verabschieden. Wir fahren weiter auf der A 5 bis Langen, es läuft gut. Dann noch ein paar Kilometer Landstraße, wieder auf die AB, diesmal die A 661 bis zum AB-Dreieck Prengesheim und dann auf die B 3 bis zu Hause. Abends gegen 18:00 Uhr erreichen wir rechtschaffen müde unsere Wohnung.

Schlussbemerkungen

Die KTM steht zwar mittlerweile wieder zu hause, läuft aber immer noch nicht richtig. Von Feurs aus habe ich nur etwa 300 km geschafft, bevor sie mit gleichen Symptomen wieder liegen blieb. Bei Motorrad Pfefferle in Münstertal ist das komplette Kraftstoffsystem gereinigt worden, sie läuft jetzt rund, hat aber noch zu wenig Leistung.

Marokko war ein faszinierendes Land. Weite Landschaften, abwechslungsreich, mit allem, was der Urlauber so braucht: Hohe Gipfel. Flüsse, und Seen, Wüste, interessante Städte und Dörfer und vor allem: Interessante, immer freundliche Menschen. Wir gehen davon aus, das wir wiederkommen! Schließlich haben wir den Südwesten noch nicht gesehen.

Straßen und Infrastruktur sind so gut, dass jeder in dem Land zurecht kommt. Man muss halt im Zweifelsfall die Route nach den persönlichen Ansprüchen planen – aber das ist ja eigentlich immer so. Sicherlich sind der Staub und die Hitze in den südlicheren Gebieten gewöhnungsbedürftig, aber es ist eben auch etwas anderes durch Wüste oder wüstenartige Gegenden zu fahren. Wir fanden es auf jeden Fall alle vier sehr interessant.Das fahren zu viert war wegen der doch häufigeren Unstimmigkeiten zwischendurch manchmal anstrengend. Auch die Routen- und Straßenauswahl ist zu viert deutlich schwieriger als alleine.

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