Warum MoriniWest?

Anfang bis Mitte der Achtzigerjahre ist die Motorradszene in Deutschland gespalten. Die „alten Windgesichter“ schwören noch auf BMW /7, Moto Guzzi LeMans, Honda CB 750 Bol d’Or oder Yamaha XJ 900 während die stetig wachsende Motorrad –  Spaßgesellschaft bereits auf die sportliche Oberklasse (VF 1000, GPZ 900 R mit bis zu 130 PS − in Deutschland gilt allerdings noch die „freiwillige“ Herstellerselbstbeschränkung von 100 PS − setzt.

Die Masse der Motorradfahrer (damals übrigens noch keine Biker) fährt noch Mittelklassemotorräder (wie die legendäre CX 500, genannt Güllepumpe), auch die sogenannte 27 P -Klasse mit CB 400 / 450, GPZ 400 / 305, GSX 400 oder XS 400 bzw. RD 250/350 hat noch eine gewisse Bedeutung.

Die japanischen Hersteller beherrschen den Markt, die Italiener stehen im Ruf schöne Motorräder und stabile Fahrwerke anzubieten.

Allerdings zu deutlich höheren Preisen und mit unterlegener Motorleistung. Trotzdem können sich Ducati, Moto Guzzi, Morini und andere Hersteller noch in den verbleibenden Nischen behaupten. In so manchem Vergleichstest watschen sie die auf dem Papier so überlegenen Japaner noch ab.

In der 27 PS-Klasse konkurriert die kleine Manufaktur Moto Morini mit ihrer 3 1/2  gegen die oben angeführten Japaner aber auch gegen so hochwertige Gegner wie Benelli (354), Moto Guzzi (V 35) oder die zweitaktende supersportliche  Malanca 125.

Eine Fehleinschätzung fast aller italienischen Hersteller war dann die optische Anpassung an den sogenannten Zeitgeist mit kantigem Design und viel „Plastik“.

In der Regel boten die deutschen Importeure aber noch Motorräder mit dem eleganten, klassischen Aus-sehen an. Die Morini 31/2  S ist so eine Maschine. Klassischer, überschaubarer Aufbau, sportliche Optik und der sehr schön gezeichnete 72°-Grad V-Motor geben dem kleinen Motorrad ein unverwechselbares Aussehen.

Der mit den in den Kolbenböden integrierten Heronbrennräumen ausgestattete Motor steht gut im Futter und glänzt dazu noch mit einem sehr geringen Verbrauch. Das stabile Fahrwerk verkraftet die Leistung locker und die Bremsen sind für die damalige Zeit ebenfalls recht gut, so dass man mit der kleinen italienischen Diva so manchen leistungsstärkeren Schwergewichtler ärgern kann.  

Ich kam über mehrere kleiner Japse langsam zur Morini. Zu Beginn meiner Motorradkarriere 1979 zunächst auf Honda CB 125 K, dann über Yamaha DT 400, Honda XL 250, Kawasaki Z 400, CX 500 und XBR 500 (ebenfalls ein ganz tolles Motorrad) konnte ich mir Mitte der 80’iger dann endlich ein wirklich schönes Motorrad zulegen, eben die besagte Morini 3 1/2 Sport. Die XBR 500  und die 3 1/2  S begleiteten meine Frau und mich auf vielen schönen Kilometern in diesem unserem Lande.

Schon bevor ich in den Besitz der Morini kam, hatte mich die kleine Bologneser Motorrad – Manufaktur mit ihren schönen V 2i – Modellen (250 J bis 500 V/S und die Enduros Camel / Kanguro) in ihren Bann gezogen. So griff ich dann eben zu, als mir der Italienimport angeboten wurde.

Auf den dann folgenden vielen Kilometern wurde ich zum einen mit den Eigenheiten der Diva vertraut, ich lernte Stärken (siehe oben) und auch Schwächen des kleinen Sportlers, wie Zündung, Elektrik allgemein, ausgiebig kennen.

Genausoschnell lernte ich auch die sehr engagierte Morini – Gemeinde und das zugehörige Kommunikations-mittel – die Zeitschrift LaStrega und die Homepage ital-web.de – kennen. Diese wohl einmalige  Szene  und das zugehörige Motorrad haben mich dann soweit geprägt, dass ich bei meinem Einstieg in die Welt des WorldWideWeb den Usernamen MoriniWest wählte.

Der kleinen Morini bin ich übrigens bis heute treu geblieben. Auch wenn mittlerweile zahlreiche andere, modernere und leistungsstärkere Maschinen mit mittlerweile deutlich besseren Bremsen und Fahrwerken meinem Fuhrpark beitraten bleibt es dabei. Die Morini 3 1/2  Sport bietet immensen Fahrspaß und kann immer wieder begeistern. Mittlerweile ist die Marke Moto Morini ja wieder auferstanden. 

So teilt jetzt der modernen Nachfolger Corsaro 1200 die Garage mit meiner klassischen Diva. Schön sind sie ja auch, die neuen Morinis, aber es bleibt noch einiges zu tun für die Entwickler der neuen Generation: Fahrwerk und Motor der neuen Coraro sind ja schon Spitze, auch der Sound begeistert. Allerdings muss der Verbrauch noch deutlich optimiert werden. Aber der Motor: Drehmoment satt – ein Hammer! . Trotzdem begeistert die alte, kleine Morini 3 1/2  Sport bei jeder Ausfahrt.

Der Name “Morini” war leider schon vergeben und wir bewegen uns nun mal im Westen Deutschlands.