24.07.2014

Hessen goes Balkan

auch als Film auf YouTube

Anfahrt

Überwiegend über die verhasste AB. Wetter ist gut, alles easy. Übernachtung in Passau. Österreich: Überwiegend Bundesstraßen an der Donau entlang. Schöne Gegend hier. Bei Sankt Anton an der Jeßnitz geht es durch eine enge Schlucht bergab. Hier kommt wahrscheinlich auch bei klarem Himmel nicht viel Sonne an. Enge Kurven, steile Felsen, so geht es begab. Schön! Nachmittags ziehen sich die Wolken komplett zu, bald fängt es an zu regnen. Ich glaube trotzdem, dass wir heute noch die ungarische Grenze erreichen. Plötzlich reißt mich allerdings ein durchdringendes Kreischen aus meinen Träumen. Ein schneller Blick in den Spiegel und, oh Schreck, die Wespe liegt quer auf der Straße und Rehlein krabbelt gerade mühsam nach oben. Schnell anhalten, Wespe auf Seite räumen, kurze Bestandsaufnahme: Außer Prellungen scheint Margitta in Ordnung zu sein. An der Wespe ist lediglich der Spiegel lose und ein paar Kratzer am linken Lenkerende. Gott sei Dank alles gut gegangen. Nur Rehleins Selbstvertrauen ist arg lädiert. So geht es heute nur noch ins nächste Hotel in Kirchberg an der Wechsel.

Am nächsten Morgen ist es zwar noch schwer bewölkt aber immerhin trocken. Wir starten langsam, es gilt verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Durch die „Bucklige Welt“ geht es bis zum Grenzübergang nach Ungarn. Jetzt weichen langsam sowohl Wolken wie auch Berge und wir rollen entspannt bis zum Balaton (Plattensee).

Serbien

Gestern, beim Abendessen, wuselte eine große Eidechse – grün, mit türkis-gelben Hals – an uns vorbei. Dazu ein nettes Gespräch mit einem niederländischem Paar. Einfach schön.

Morgens beim Packen läuft der Schweiß schon in Strömen. Also schnell in den kühlenden Fahrtwind. Zunächst am Balaton entlang.Die Luft duftet herrlich nach Wasser, Gras und Kräutern. Straßen überwiegend geradeaus. Der Blick schweift weit über die Ebene, ab und zu ein langgezogenes Dorf, noch seltener eine überfüllte Stadt mit entsprechendem Verkehr. Öfters sind Störche in ihren Nestern auf den Strommasten zu sehen. Da, wo wir Transitstrecken kreuzen, sind entsprechend viele LKW’s unterwegs. Ansonsten: Je weiter wir Richtung Südost kommen, je spärlicher wird der Verkehr. Wobei hier deutlich mehr Lkw’s unterwegs sind als alles andere. Motorradfahrer kommen uns den ganzen Tag maximal eine Handvoll entgegen. Dafür sehen wir einige Pferdegespanne. Bei Tompa erreichen wir die Grenze nach Serbien und damit die Balkanstaaten.

Der Grenzübergang klappt bestens. Wir brauchen nicht mal die Helme abzunehmen. Ein kurzer Blick in die Papiere, die Frage wohin und wie lange im Land (Bulgaria and one Night) und schon sind wir in Serbien.

Hier ändert sich im Grunde nichts. Die Häuser am Straßenrand sind vielleicht etwas besser, die Temperatur ist noch etwas gestiegen, aber Strecke wieder überwiegend geradeaus durch landwirtschaftlich genutzte Landschaft über eine weite Ebene. Ellenlang geradeaus, wenig Verkehr, wenige Dörfer, die wenigen Städte überlaufen. Die Infrastruktur ist gut. In den Pausen kommen wir immer wieder ins Gespräch mit Serben. Bei Zrenjanin wird es dann lustig. Schlechter Straßenzustand, dafür etwas mehr Kurven. In Orlovat eine Brücke, die sowohl Bahngleis wie auch Straße auf einer Fahrspur über den Fluss Tamis vereint. Dahinter eine dicke Schlange auf der Straße – leider platt! -ja, so stelle ich mir Urlaub vor. Wir fahren bis Kovacica, dort nehmen wir ein Hotel. Es findet gerade ein Schul-, Sport- oder Kinderfest statt. Entsprechend lebendig ist die Stimmung.

Am nächsten Morgen wieder strahlend blauer Himmel und.noch heißer als gestern morgen. Wieder überwiegend geradeaus. Erst auf der R105 ab Setonje wird die Strecke auch schön. Kurvenreich windet sich die Straße den Fluss Mlava entlang durch jetzt langsam ansteigende Berge. Der Balkan grüßt in der Ferne. Hinter Zagubica zwingt der Balkan die Straße in zahlreiche Kurven. Allerdings ist die Straßenoberfläche jetzt relativ schlecht und gespickt mit Löchern, Aufwürfen und Splitt.

Bulgarien

Hinter Zajecar geht es über die Grenze nach Bulgarien. Die Einreise nach Bulgarien geht dann zügig über die Bühne, ein flüchtiger Blick in den Pass, ein paar scherzhafte Bemerkungen der Grenzbeamten und schon sind wir in Bulgaria.

Kurz hinter der Grenze biegen wir bereits ab auf kleine, weiße Sträßchen. Der Straßenverlauf ist kurvig, die Straßenoberfläche sehr schlecht. Auch hier überwiegt landwirtschaftliche Nutzung, wir befinden uns aber ganz klar in den Bergen mit entsprechend schroffem Umfeld. Es ist glühend heiß. Die Dörfer und Menschen hier wirken sehr arm. Wir fahren über Kireevo, Rakovitsa, Podgore und Oshane bis Belogradchik. Besonders die letzten Kilometer mit Blick auf die Felsen von Belogradchik sind gewaltig.

Die Straße aus Belogradchik heraus weckt unsere Lebensgeister. Bis Borovtsi geht es durch eine herrliche Gebirgslandschaft. Danach wird es flacher und gerader, aber nicht langweilig. Die Straßen sind grenzwertig, Löcher und Rollsplitt würzen das Motorradfahrerleben. Kleine Dörfer, Wald, Wiesen, Flüsse und Weiher und ein recht interessantes Tierleben auf der Straße. Große Eidechsen, Schlangen, Wildschweine – alle genannten Tiere meist plattgefahren – Raubvögel, Störche und sonstiges fliegendes „Viehzeuch“ meist nicht so platt!

Wir besichtigen das Frauenkloster „Klisurski“. Hier wollen wir eigentlich übernachten. Doch entweder „lügt“ unser Reiseführer oder unsere maximal rudimentären Sprachkenntnisse reichen nicht aus, auf jeden Fall bekommen wir kein Zimmer.

Es geht weiter durch diese wunderbare Balkan-Landschaft bis Vratsa. Hier beziehen wir das Hotel „Chayka“. Anschließend wandern wir noch durch die Stadt, genießen die Blicke auf die umgebenden steilen Felsen und beschließen den Tag.

Am nächsten Morgen ist es wieder brüllend heiß. Wir fahren nach der schweißtreibenden Packerei gleich los. Jetzt geht es in den Zentralbalkan. Irgendwann werden die Straßen noch schlechter, es geht bergauf, bergab, in engen und weiten Kehren, für mich schön, für Margitta vielleicht anstrengend. Über Roman geht es nach Teteven. Die Stadt liegt schön eingebettet in die steilen ´Hänge des Balkangebirges. Wirkt aber trotzdem trostlos. Kurz vor der Stadt zapfen wir Wasser. Dabei kommen wir auch ins Gespräch mit einem bulgarischen „Wandergesellen“. Er erlaubt mir ein Foto, ich biete ihm dafür Geld an. Doch Geld will er nicht, Trotz der offensichtlichen Armut ist er einfach froh, mit uns reden (zwar jeder in einer „unverständlichen Sprache) zu können. Ich bin beschämt.

Wir fahren kurvenreich, vorbei an einem Stausee, weiter in den Balkan hinein. Großartige Ausblicke garnieren die Fahrt. Irgendwann kommen Wolken auf, die fast unanständige Hitze lässt nach, kurze Zeit später riecht es heftig nach Gewitter. Wir fahren über Debnevo bis Apriltsi. Jetzt regnet es heftig, die Straße ist ganz schön nass. Speziell für Rehlein wird das zu einem kleinen Problem. Das Hotel Panorama erlöst uns. Es sieht zwar geschlossen aus, hat aber geöffent und natürlich ausreichend Zimmer frei – wir sind die einzigen Gäste!. Und genießen das Panorama auf die höchsten Gipfel des Balkan. Das jetzt heruntergehende Gewitter macht dieses Erlebnis noch intensiver. Es schüttet, teilweise kommt sogar starker Hagel herunter, Blitze und gewaltiges Donnergrollen umgeben das Hotel, kurzzeitig fällt hier sogar der Strom aus. Gut. dass wir im Trockenen sitzen.

Morgens hat es merklich abgekühlt. Die Berge sind wolkenverhangen, vom Panoramablick ist nicht mehr viel übrig. Wir starten bei einsetzendem leichten Regen und fahren über kleine Landstraßen durch verschlafenen Bauerndörfer. Laut Reise-Handbuch eine der schönsten Strecken im Balkan. Leider verhängen tiefe Wolken und immer stärker werdender Regen die wahrscheinlich grandiose Aussicht. In Gabrovo suchen wir wegen des heftigen Regens bereits ein Hotel. Wir finden auch hier wieder ein Hotel mit Namen Panorama, es liegt gut über der Stadt. Hier sind Hotelbetrieb und Schulbetrieb in einem Gebäude, wahrscheinlich auch in einer Hand. Als die junge Frau an der Rezeption bemerkt, dass wir Deutsche sind, wird kurzerhand die Deutschlehrerin der Schule an die Rezeption bestellt. So entwickelt sich sogar noch ein nettes Gespräch und wir bekommen eine Adresse mit Telefonnummer, falls wir mal „in Not“ kommen. Die Freundlichkeit der Leute ist immer wieder grandios.

Durch Südbulgarien

Gabrovo:Trostlose, heruntergekommene Plattenbauten und schöne Altstadt liegen unmittelbar beieinander. Der Fluss Jantra fließt durch die Stadt, an seinen Ufern sind einige schöne Lokale angesiedelt.

Morgens wieder wolkenloser Himmel, aber nicht mehr ganz so heiß wie die Tage vorher. Kurvenreich geht es bis Tryavna, ein schönes, beschauliches Städtchen hier im Zentralbalkan und touristisch recht gut erschlossen.

Hinter Tryavna biegen wir auf ein namenloses Sträßchen. Wobei „Sträßchen“ noch übertrieben ist. Es sind zwar noch Asphaltreste erkennbar, meist geht es aber über Schotter, Geröll und manchmal auch Gras oder Matsch durch eine grüne, baumbestandene Gebirgslandschaft. Ab und zu kommt uns ein Auto entgegen. Die wenigen Menschen, die hier arbeiten, schauen uns verwundert hinterher. Das Wetter ist gut, Margittas anfängliche Unsicherheit weicht so langsam einer vorsichtigen Lockerheit, also alles gut.

Bei Voneshta Voda finden wir wieder Asphalt und biegen auf eine teilweise dreispurige Straße, die sich in weiten Kurven den Südbalkan herab zieht. Bald verlassen wir den Balkan und tauchen ein in die Südebene Bulgariens. Gelbe, grüne, braune Felder, Wein- und Obstplantagen, sogar ein größeres Lavendelfeld, beherrschen das Bild. Ab und zu ein Fluss oder See. Es geht überwiegend geradeaus. Wir wechseln auf Nebenstraßen, der Straßenzustand wird wechselhaft, mehr schlecht als recht. Über Nova Zagora, Madrets, und Galabovo geht es bis Harmanli. Jetzt gibt es wenigsten ab und zu mal Kurven. Hinter Lyaskovets kommen wir langsam wieder in die Berge. Die Straße wird immer kurvenreicher, leider ist sie jetzt öfters auch nass, obwohl wir selbst vom Regen verschont bleiben. Wir fahren durch die West – Rhodopen, ein hügeliges, von Flüssen durchzogenes Bergland mit interessant geformten weißem Steinen, bis Kardzali, der Stadt am Arda-Stausee. Es ist eine große Stadt (ca. 50.000 Einw.), die Suche nach einem Hotel fällt etwas schwer. Zumal eine der Hauptstraßen wegen einer großen Parade gesperrt wird.

Schluchten und Höhlen

Über Ardino kurven wir die Rhodopen hinauf. Hier führt kaum ein Stück geradeaus, es geht, meist in engen Kurven, den Berg hinauf. Dazu grandiose Ausblicke. Ein Traum!. Landwirtschaft gibt es kaum noch, die Bergdörfer hier leben wohl eher von Vieh – uns laufen Kühe, Ziegen, Esel, Hühner, Pferde usw. über den Weg – und Forstwirtschaft. Die schroffen Berge lassen sonst auch nicht viel Spielraum.

Hinter Ardino wird der Straßenzustand deutlich schlechter, dafür die Aussicht noch fesselnder und die Kurven gefühlt noch enger. In Paspal stoßen wir wieder auf den Fluss Arda, dessen Schlucht wir jetzt über viele malerische Kilometer bis Rudozem folgt. Ein optisches Highlight folgt dem nächsten, einfach gigantisch. Das hört auch hinter Rudozem nicht auf. Durch das schöne Städtchen Smoljan geht es bergan. Waren wir bisher überwiegend auf 600 – 900 Meter Höhe unterwegs, so steigt der Pass hinter Smoljan bis auf 1700 Meter an. Der Straßenzustand wird noch schlechter, Löcher, Verwerfungen, ab und zu fehlt mal die halbe Fahrbahn, dazu viel Dreck von den vielen Fosrstarbeiten auf der Straße. Wir sind kurz vor Griechenland. In Devin haben wir uns ein Hotel ausgesucht und ins Navi einprogrammiert. Die Streckenführung dahin ist aber so abenteuerlich, steil bergauf, in abknickenden Spitzkehren mit unklarer Straßenführung, dass Rehlein genervt abbricht und verweigert. Also nehmen wir eines der zahlreichen Hotels unten in der Stadt. Der Versuch, in einem kleinen Restaurant etwas zu essen misslingt wegen nicht zu überbrückender Sprachschwierigkeiten.

Heute fahren wir mal ohne Gepäck. Das Wetter ist angenehm, ab und an fallen einige Tropfen vom Himmel. Über Teshel geht es in die Trigrad – Schlucht. Ein Nebenfluss des Vacha hat sich hier sein Bett einzigartig in die Felsen gegraben. Das kleine Sträßchen nach Trigrad windet sich durch die enge Schlucht, das ist eine wahre Freude. Am Ende der Schlucht liegt noch die „Devils-Throat- Höhle“ die wir bei der Rückfahrt auch besichtigen. Doch zunächst verlassen wir die Schlucht über einige Serpentinen und kommen in ein enges Tal. Hinter Trigrad wird die Straße deutlich schlechter, um dann irgendwo vor Zhrebevo in eine Offroad-Piste überzugehen. Hinter Zhrebevo ist der Weg nach Kesten durch Bauarbeiter und einen Bagger versperrt. Wir drehen, obwohl uns die Bauarbeiter sicher durchgelassen hätten.

Wir besichtigen die Teufelsschlund – Höhle. Die eindrucksvolle Höhle müssen wir uns aber, gemeinsam mit einer kleinen Reisegruppe aus Israel, mit dem anstrengenden, über steile Stufen führenden Ausstieg aus der Höhle hart erarbeiten. Danach noch Souvernis erstanden, ein nettes Gespräch mit den Israelis und zurück ins Hotel. Während Margitta der Sinn jetzt nach relaxen steht, fahre ich noch eine kleine Runde.

Es geht wieder über Teshel, dann weiter Richtung Buynovo bzw. Yagodina-Höhle. Jetzt kommt ein Sahnestückchen. Die Vacha hat sich über einen weiten Weg eine enge Schlucht geformt. Die Straße ist gut, aber mit viel Sand auf dem Asphalt. Die Ausblicke sind fantastisch und ich lasse es schön rollen. Nach etlichen Kilometern geht es vorbei an der Yagodina-Höhle und nach kurzer Zeit auch heraus aus der Schlucht in ein schönes Tal. Die Straße bleibt gut, ist wohl auch relativ neu, bis Buynovo. Hier, an diesem kleinen Dorf am südwestlichen Ende Bulgariens, endet zunächst der Asphalt und weicht einem holprigen, festgefahrenem Lehmbelag. Die wenigen Dorfbewohner schauen mir entgeistert nach. Laut Karte sollte hier der Weg zu Ende sein. Doch hinter Buynovo kommt auf einmal wieder ein schmales aber sehr gutes, neues Asphaltsträßchen. Laut Schild eine von der EU – gesponserte Straße. Die führt mich über ca. 5 Kilometer ins nächste Dorf „Kozhari“(wenn meine Übersetzung stimmt?). Hier sind die Dorfgassen in noch schlimmeren Zustand als in Buynovo. Ich rolle trotzdem durchs Dorf und noch einige Meter weiter, aber irgendwann wird auch mir der Weg zu schlecht. Ich drehe und rolle zügig und entspannt zurück ins Hotel.

Rila – Kloster

Weiter geht es durch die Westrhodopen. Wälder, Flüsse, Viehwirtschaft und eben dieses große bis über 2000 Meter hohe Gebirge prägen die Fahrt. Vorbei an alten Steinbrücken, dösenden Viehhirten, emsigen Bauern – die mit ihren Handwerkzeugen die Felder bestellen – und kleinen Dörfern und Städten. Kurvenreich führt uns die Straße über mehrere Pässe (1380 Meter) bis Dolen, Kurze Pause. Das Restaurant hier im Dorf ist gleichzeitig auch Laden, Baumarkt und Poststelle. Wobei die „Postausgabe so aussieht: Auf der Fensterbank des Restaurants liegt ein Stapel Post. Wer Post erwartet, geht einfach hin, schaut den Stapel durch und wenn was für ihn dabei ist, nimmt er es eben mit. So einfach ist das. Ach ja, „Steinbruch-Dorf“, deshalb, weil es hier überall und alle paar hundert Meter, kleine Steinbrüche gibt.

Dann verlassen wir die abwechslungsreichen Rhodopen. Die Straße wird jetzt richtig gut und zieht sich in weiten Kehren durchs Land. Knieschleifers – Dream! Die Aussicht ist auch genial. Es geht vorbei am Fluss Mesta. Rechts und links grüßen die hohen, noch schneebedeckten Berge des Pirin – Gebirges.

Ab Simitli wird dann der Verkehr ätzend, die Straße langweilig. Doch in der Ferne grüßen schon die schneebedeckten Berge des Rila-Gebirges. Hinter Blagoewgrad biegen wir auf die 107, die uns schmal und kurvenreich durch das Städtchen Rila bis etwa 5 Kilmeter vor das Rila-Kloster bringt. Wir bewegen uns jetzt auf etwa 1000 Meter Höhe. Wir beziehen ein kleines 2 Sterne Hotel direkt am rauschenden Fluss „Rilska Reka“ mit gutem Restaurant.

Heute ist motorradfreier Tag. Das hat auch Petrus bemerkt und schickt reichlich Regenschauer ins Rila-Gebirge. Wir wandern nach dem Frühstück die etwa 5 Kilometer bergauf zum Rila-Kloster. Bewundern dabei die alten, dicken Bäume, die Felsen, Pflanzen, Eidechsen und Schnecken. Kurz bevor wir das Kloster erreichen brummt eine GS mit Kennzeichen MA an uns vorbei. Auf dem Parkplatz vor dem Kloster kommen wir mit dem Pärchen aus Mannheim und zwei weiteren Motorradfahrern aus Österreich ins Gespräch. Die zwei Österreicher teilen meine Meinung, dass ein leichtes Motorrad auch ein gutes Motorrad ist, der Mannheimer ist eher für eine GS oder 1290 Adventure. Die Österreicher kommen gerade aus Georgien und sind auf der Rückfahrt. Das Pärchen mit der GS ist ebenfalls auf der Rückfahrt. Die beiden haben eine Rundreise Rumänien/Bulgarien hinter sich. Wir unterhalten uns noch etwas, dann fahren die zwei davon und wir besichtigen das Kloster. Wirklich sehenswert. Eine große, farbenprächtige, sehr gepflegte Anlage. Als größtes Kloster hier in Bulgarien natürlich auch stark besucht. Morgens geht es noch, aber am frühen Nachmittag sind Parkplatz und Klosterhof voll. Kennzeichen aus allen Ländern Europas, Busse, viele Asiaten. Wir sind froh, dass wir früh genug hier waren. Die Besichtigung des Kloster – Museums würde ich nicht mehr machen, sie ist wohl hauptsächlich was für kirchlich Interessierte.

Der Mazedonische Elektrolurch!

Wir fahren über die 106 nach Mazedonien. Die Straße ist richtig gut. Durch kleine Dörfer geht es bergauf bis zur Grenzstation auf der Passhöhe (1172m). Der Grenzübergang klappt problemlos, die „Grenzer“ sind alle freundlich, die Formalitäten beschränken sich wieder auf eine kurze Passkontrolle.

Auf mazedonischer Seite wird die Fahrt jetzt richtig schön. Kurvenreich zieht die Straße sich in halbwegs akzeptablem Zustand bergab. Rechts und links schroffe, waldbedeckte Berge, kleine Bäche, kaum Verkehr, ab und zu ein malerisches Dorf. Ja, der Balkan ist schön!

Ab Delchevo zieht sich die Straße am Fluss Bregalnica entlang. Wir fahren durch ein weites Tal, in der Ferne grüßen die teils noch schneebedeckten Berge. Dann kommen wir zum Stausee Kalimanci, jetzt wird es schon fast kitschig mit der Aussicht. Nach etlichen Kilometern verlassen wir den Stausee wieder, bleiben aber der Bregalnica treu bis wir in Veles auf die jetzt mit deutlich mehr Schwerlastverkehr bestückte R 1312. kommen. Wir durchqueren die lebhafte Stadt Veles. Danach ändert die 1312 (laut unserer Karte übrigens die 526, das soll kurze Zeit später noch wichtig werden) deutlich ihr Gesicht. Hinter Veles ist es eine sehr kleine Straße, die sich in stetigem Auf und Ab kurvenreich durch das Berg- und Ackerland zieht. Dazu kommen noch einige recht rustikale Bahnübergänge. Leider hat der Haftwert der Straße deutlich abgenommen, so dass ich den Gaszug nach einigen Rutschern etwas entspanne. Irgendwo auf dieser kleinen Straße kommen wir dann an einer Schildkröte vorbei, die in ihrem bedächtigen Tempo versucht, die Straße zu kreuzen. Wir halten an und befördern (retten) sie schnell auf die andere Straßenseite. Das dankt sie uns mit einem satten Schiss, ich kann gerade noch meine Hand zurückziehen um nicht damit benetzt zu werden.

Als wir losfahren wollen, will die Nuda nicht anspringen. Die Batterie schafft es kaum, den Motor durchzudrehen. Was ist das? Erst als wir nach erfolglosem Schiebeversuch andenken, die Huskie anzuschleppen, besinnt sie sich, dreht den Motor durch und springt auch an. Kurz danach endet der Asphalt, es geht offroad über festgefahrene, lochgespickte Piste weiter. Aber nur ca. eine halbe Stunde, dann endet mitten im Nichts die Fahrt mit einem lauten Peitschen und dickem weißen Rauch, der mich umgibt. Mir geht einiges durch den Kopf – Motor geplatzt, Kühler durch Steinschlag beschädigt, oder ähnliches. Doch beim ersten Blick nach unten sehe ich, dass der Rauch aus dem Batteriekasten steigt. Schei…, die Huskie fackelt ab. Die brodelnden, knackenden Geräusche aus dem Batteriekasten wirken auch nicht beruhigend. Ich springe von der Huskie, packe in Windeseile ab, suche mein Werkzeug und versuche die Batterieabdeckung zu entfernen. Verd…. geht nicht, viel zu heiß. Was tun, Wasser auf die elektrische Anlage? Obwohl sich einiges in mir gegen diese Maßnahme sträubt, schütte ich schließlich unser Trinkwasser über den Batteriekasten. Kurzschluss ist eh schon und bevor mir das ganze schöne Moto abfackelt lieber den Versuch wagen. Jetzt kann ich immerhin den Deckel abschrauben. Der zischende, knisternde Klumpen, der dann zum Vorschein kommt, hat mit Batterie nicht mehr viel zu tun, ist aber höllisch heiß. Ich zerre ihn mit zwei Kombizangen heraus, danach wird der Rauch endlich weniger, aber es stinkt bestialisch.

Ist dies jetzt das Ende der kleinen Balkan – Ausfahrt. Einiges spricht dafür. Ich nehme erst mal Kontakt mit dem VCD auf. OK, Mazedonien ist mit dem Schutzbrief abgedeckt. Dann Abschleppwagen und Werkstatt organisieren. Geht nur über die Hauptstadt Skopje. Aber immerhin, es klappt. Soll aber mindestens 90 Minuten dauern. Ich gebe die Koordinaten des Garmin und die Straße – laut Karte 526 – durch. Stunden später ruft der Fahrer des Abschleppwagens an, wo wir denn, so in etwa, stehen. Da wir beide nur über rudimentäre Englischkenntnisse verfügen, wird die Kommunikation schwierig. Erst nachdem wir die in einiger Entfernung schuftenden Arbeiter in die Kommunikation einbeziehen wird dem Fahrer des Abschleppwagens klar, wo wir uns befinden. Eine Stunde später, es wird langsam dunkel, ist der Abschleppwagen auch da. Wir haben mittlerweile die gesamte Fauna der Umgebung kennengelernt. Frösche, Schildkröten, klangvolle Vögel, frei wandernde Kühe, und Insekten, die aussehen, als wenn sie gerade das Casting für „MiB 6“ angehen.

Huskie aufladen, Gepäck verstauen, Margitta fährt mit im Abschleppwagen. Ich mit der BMW hinterher. Wieder durch Veles, dann auf die Autobahn. Das läuft hier mit Mautgebühren, alle Zahlhäuschen sind besetzt und die Preise sind in Denar wie auch in Euro ausgezeichnet. Der erste Teil der Autobahn ist aber eine abenteuerliche Baustelle. Das Abenteuerfeeling steigt noch, als eine Gruppe Fahrradfahrer, teilweise ohne Beleuchtung, ebenfalls auf der AB unterwegs ist. Über den Bergen zucken Blitze und Donner hallt in den Helm. Na Klasse, das hat noch gefehlt. Ein richtiges Gewitter würde den Tag so richtig abschließen. Doch wir haben Glück, das Gewitter bleibt in den Bergen. Der „Abschlepper“ bringt uns zu einem Hotel. Dann noch in die Stadt, etwas Essen. Schließlich sind wir seit dem Frühstück ohne Nahrung unterwegs. Ein paar Biere trösten über den stressigen Tag.

Die Motorradwerkstatt sieht zwar chaotisch aus, aber der Chefmechaniker sagt, das er gegen 10 Uhr sagen kann, was los ist. Das klappt, es ist „nur“ die Batterie. Bis Mittag hat er eine neue besorgt und eingebaut. Kosten: 100 €. Zurück zum Hotel, aufpacken und ab in den Kosovo.

Der Stadtverkehr in Skopje ist nervig. Zumal bei der Hitze. Wir schlagen uns aber tapfer durch und haben irgendwann die Stadt hinter uns. Am Grenzübergang zum Kosovo noch eine Kfz-Versicherung abschließen, die „Green Card“ zählt hier nicht. Das Versicherungsbüro ist direkt an der Grenze. So können wir schnell die nötige Versicherung abschließen. Kostet 15,- € und ist 15 Tage gültig.

Kosovo

Der Kosovo empfängt uns dann so, wie ich ihn mir vorgestellt habe, tiefe Schluchten, hohe Berge. Aber ein chaotischer Verkehr. Überholt wird überall, auch wenn die Straße nicht zu überblicken ist. Zur Not müssen die anderen halt ausweichen. Ein BMW M irgendwas vesucht das auch bei mir. Ich zeige ihm ganz kurz, dass es so nicht geht, dann halte ich mich aus Rücksicht auf Rehlein zurück – hätte sonst spaßig werden können.

Hinter Kacanik wird die Streckenführung richtig schön. Vorbei an kleinen Dörfern geht es kurvenreich eine Schlucht hinauf auf eine schöne Passstraße. Das Dorf Pevalla auf der Passhöhe (1521 m) ist so schön, dass wir beschließen zu bleiben. Hotels gibt es genügend. Außerdem ist reichlich Kirmesgerät aufgebaut. Selbstfahrer, Kettenkarussell, Schiffschaukel und noch einiges mehr. Die Scooter haben alle EU-Flaggen hinten am Wagen. Dazu ein paar kleine mobile Läden, Schafhirten, Touristen, Sonne schneebedeckte Gipfel, wunderschön. Beim Kaffee, werden wir von einem jungen Familienvater angesprochen, der auch Motorrad fährt. Beim Abschied sagt er so ganz nebenbei: „Ach George, der Kaffee ist bezahlt, der geht auf mich.“

Abends komme ich mit dem Neffen des Hotelbesitzers, der spricht auch deutsch, noch ins Gespräch. Der erzählt mir einiges von den Sorgen und Nöten der Einwohner im Kosovo. Vernachlässigte Infrastruktur, wenig Industrie, hohe Preise und korrupte Politiker ergeben ein schlechte Mischung für die Zukunft des Landes. Aber es gibt auch andere, bessere Politiker. Wir hoffen, das diese sich am Ende durchsetzen. Es ist spät, bis ich ins Bett komme.

Durch Montenegro nach Sarajevo

Nach herzlicher Verabschiedung geht es weiter. Die Straße, jetzt in engen Kehren bergab, ist ein Traum. So geht es ungefähr 1.100 Meter bergab bis Prizren. Hier ändert sich das Bild. Eine überfüllte Stadt, schön aber ätzender Verkehr. Kirchen und Moscheen stehen friedlich nebeneinander, dafür scheinen die Autofahrer jetzt den Krieg auf den Straßen auszutragen. Rücksichtloses drängeln, überholen, einscheren – dazu die unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmer: Roller, Handkarren, Eselskarren, wir mit den Motorrädern, alle Arten von PKW, LKW und Busse. Abgebogen wird so, wie es gerade passt. Ein Wunder, das nicht wirklich viel passiert. Ein paar Zusammenstöße, aber nichts wildes. Ist halt etwas nervig.

Bis Peje geht es übe eine flache weite Hochebene . Viel Verkehr, viel Landwirtschaft, viel Staub, viel Hitze. Dann wird es endlich schöner. Der Verkehr tendiert zu Null, kurvenreich geht es Richtung Monte Negro. Im Hintergrund wieder schneebedeckte Berggipfel, die Straße ist halbwegs gut, leider liegt in den Kehren oft Split und Sand. So schrauben wir uns bis auf 1804 Meter hinauf, unterbrochen nur vom Grenzposten auf der Kosovoseite.

Die Einreise in Montenegro ist gefühlt etwa 15 Kilometer später, wir haben nicht mehr mit einem Grenzposten gerechnet. Die Grenzformalitäten mal wieder schnell und einfach. Dann geht es zügig den Berg hinab. Die Straße ist viel besser als in den Ländern vorher. Auch wenn an einer Stelle eine Gerölllawine die halbe Fahrbahn blockiert hat. In Rozaje verlassen wir die wilden Berge und rollen durch eine hügelige, landwirtschaftlich genutzte Landschaft. Wenig Verkehr, wenig Dörfer, auf den Feldern holen die Landarbeiter mühsam die Ernte ein. Wir fahren Richtung Mojkovac. Kurvenreich begleiten wir die Flüsse Ljubovidja und Lepesnica. An einer Baustelle warnt uns ein entgegenkommender Motorradfahrer vor „Policia“, so dass wir es etwas ruhiger angehen lassen. Das ist auch gut so, denn schon bald tauchen die Freunde des internationalen Trachtenvereins auf, lassen uns aber unbehelligt weiterziehen. In Mojkovac finden wir nach kurzer Suche ein Hotel und bekommen das vorletzte freie Zimmer. Im Ort steppt der Bär. Es findet eine große Feier statt, Livemusik auf dem Dorfplatz, Abifeier, Umzug.

Heute bestimmt größtenteils der Fluss Tara unsere Strecke. Direkt hinter Mojkovac biegt die R4 in die Tara – Schlucht und den Durmitor Nationalpark ab. Zunächst ist die Schlucht noch breit, fast ein Tal, mit kleinen Dörfern und etwas Landwirtschaft. Doch schnell bring uns die Straße die Hänge hinauf, durch lichten Wald. Die Schlucht wird eng, die Berge schroffer. Unten glitzert der Fluss türkis in der Sonne. Die Straße ist, wie in Montenegro gewohnt, gut und griffig. Enge Felsdurchfahrten, knorrige, moosbewachsene Bäume, schroffe und skurrile Felsformationen.

Jetzt kommen uns auch immer wieder mal Motorradfahrer entgegen, mehr als bisher im ganzen Urlaub. Wir schrauben uns im engen Kurvengeläuf die Berge hinauf, bis wir auf etwa 1400 Meter Höhe Zabljak erreichen.

Der Spaß hat aber noch lange kein Ende. Wir verlassen den Fluss Tara und steigen auf in eine alpine Gebirgswelt. Die Gipfel steigen bis fast 2.400 Meter Höhe an und wirken erhaben mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Wir schwitzen trotzdem in der Hitze. Es ist eine weite, schroffe Bergwelt, durch die wir fahren. Und immer noch der Durmitor Nationalpark. Irgendwann biegen wir auf die enge, kaum zu erkennende R14. Diese Straße ist ein Traum, einspurig und eng führt sie in unzähligen Kurven bis auf 1915 Meter. Höhe. Nichts stört den Blick auf die schneebedeckten Berge. Kein Dorf, kaum Verkehr, ab und zu ein Schmelzwasserteich, einige Hirten, die mit ihren Schaf-, Ziegen-, Kuh- und Pferdeherden (oft alles zusammen) gemächlich durchs Gebirge ziehen, Schneewehen neben der Straße, Sonne, Kurven, grandiose Aussicht, ein Traum. Erst die Schlucht, jetzt dieser Pass, der Motorradfahrergott muss hier gelebt haben.

Die Straße folgt lange einfach den Bergflanken. Irgendwann geht es wieder in engen Kehren bergab auf 1400 Meter Höhe, bleibt wieder lange auf dieser Höhe. So erreichen wir nach einiger Zeit Trsa, ein kleines Bauerndörfchen mit immerhin zwei kleinen Restaurants, die, zumindest Sonntags als Motorradtreffpunkt dienen. Danach geht es weiter abwärts, durch schöne Felstore, bis wir den „Pivsko Jezero“ erreichen. Einen großen Stausee, der von den Flüssen Piva und Bukovica gespeist wird. Bereits bei der Abfahrt bieten sich einige spektakuläre Blicke auf den großen See mit dem türkis – grünen Wasser. Bei etwa 675 Metern Höhe erreichen wir dann den See. Die Karte zeigt jetzt nur noch „rote“ Straßen und ich erwarte eigentlich keine großartigen Höhepunkte mehr. Weit gefehlt, die Straße verläuft äußerst spaßig am See entlang, durch viele unbeleuchtete, oft kurvige Tunnel. Schöne Blicke auf See und Berge. Irgendwann verlassen wir den See, folgen den Flüssen Piva und Drina. Es geht über die Grenze nach Bosnien-Herzegowina. Der Grenzübergang klappt mal wieder problemlos.

Bosnien-Herzegowina überrascht uns dann straßenmäßig gewaltig. Die M18, rot in der Karte eingezeichnet, ist ab dem Grenzübergang ein besserer Feldweg. In der Breite kaum Platz für einen PKW, Asphalt ist nur stückweise und meist mit Sand garniert vorhanden. So zieht sich die Straße etliche Kilometer die Hänge des Dinarischen Gebirges hinauf bis auf fast 1200 Meter.

Ab Foca wird die Straße besser, so dass wir die Motos laufen lassen. Die Gegend ist immer noch großartig, die Sonne brennt immer noch heiß, wir fallen irgendwann in Sarajevo ein, sind froh, aus den verschwitzten Klamotten zukommen. Wir sind uns aber auch einig, dass das heute ein absolut geiler Fahrtag war. Ein Traum von einer Strecke über etwa 240 Kilometer – einfach großartig. Die heutige Fahrt gehört mit zu den schönsten, die ich bisher erleben durfte.

Sarajevo, hat ja historisch schon einiges mitgemacht bzw. hier wurde einiges ausgelöst. Es ist eine lebendige Stadt, Kirchen und Moscheen stehen einträchtig nebeneinander, wobei die Moscheen überwiegen. Der Fluss Miljacka fließt mitten durch die Stadt und wird hier auch von vielen kleinen Brücken, die meist benannt sind, überspannt. Unser Hotel liegt direkt in der Nähe, allerdings ist das Wasser an der Stelle eine lehmgelbe Brühe, in die wir nicht freiwillig eintauchen würden.

Uns gefällt am besten das „Türkische Viertel“ um den „ Baščaršija-Platz“, wir schauen uns aber auch ein jüdische Museum (für mich eher langweilig) und das Kulturmuseum (?) an , das sehr eindrucksvoll Fotosammlungen und Multimediakollagen zu den letzten Kriegsgreueln zeigt.

Glücklicherweise kann man heute das friedliche Nebeneinander der Kulturen hier genießen.

Rückfahrt

Bis Busovaca ist es recht langweilig, viel Verkehr, viel Ortsdurchfahrten. Dann werden Landschaft und Orte schöner. Vor allem Travnik scheint ein sehr schönes Städtchen zu sein. Direkt am Fluss Lasva gelegen, beherrscht von einer malerisch über der Stadt liegenden Burg – sieht wirklich gut aus.

In Turbe biegen wir auf die R 413, eine schöne, kurvenreiche Straße, die sich bis auf fast 1100 Meter Höhe durch die Berge schraubt. Leider vom Belag her manchmal problematisch. Dann am Fluss Vrbas entlang, der sich hier ein schönes Tal geformt hat. Kurvenreich geht es bis über Banja Luka und Novi Grad nach Kroatien. Die Grenze bildet hier der Fluss Una. Wir erwarten jetzt nur noch lockere 60 Kilometern bis Glina, wo wir übernachten wollen. Bis Trgovi passt das auch. Dann biegen wir auf die Z3234. Sind zwar etwas verwundert, dass diese als „Gesperrt“, allerdings mit einem für uns nicht lesbaren Zusatz, beschildert ist. Ok, wird schon gehen. Wir sind noch nicht viel weiter, da verabschiedet sich der Asphalt. Über eine löchrige offroad – Piste geht es in meist engen Kurven durch einen lichten Wald. Spurrillen und große Steinbrocken würzen den Weg. Dazu einige rustikale Holzbrücken und ein ständiges rauf und runter. Abwechslungsreich und spannend für den Einen, anstrengend und nervend für die Andere. Die Fahrt jdauert so doch deutlich länger als gedacht. Nach etwa 15 – 20 Kilometern geht die Piste wieder über in Asphalt. Wir durchfahren noch einige kleine Bauerndörfer, wo man uns erstaunt hinterherschaut, dann erreichen wir Glina. Vor dem Hotel noch ein paar ziemlich verschmutzte, hartnäckige, bettelnde Kinder abgewimmelt, dann Zimmer klar machen und: Entspannung!

Packen im Biergarten unter der Anteilnahme der Frühstücksgäste. Schön. Kurzes Gespräch mit einem Kroaten, der lange in Frankfurt gearbeitet hat. Auch schön. Über die D 6 fahren wir bis Brezova Glava und die D1 bis Karlovac. Karlovac scheint ein schönes Städtchen zu sein, doch wir rollen durch, Richtung Slowenien. Hier in Kroatien stehen recht viele Uniformierte mit Laserpistolen rum. Uns hat es aber glücklicherweise nicht erwischt. Direkt hinter Karlovac geht es in engen Kehren bergauf und bergab, dass es eine wahre Freude ist. In Bubnjaracki Brod übequeren wir die Grenze nach Slowenien. Jetzt geht es über guten Asphalt in schönen Kurven durch eine hügelige Wald- und Feldgegend. In „Smartno pri Litiji“ machen wir eine kurze Pause. Schöner Ort! Dann bei Brinje auf die Autobahn, die wir hinter Kranj wieder verlassen.

Jetzt grüßen die schneebedeckten Alpen.Über die 101 fahren wir nach Österreich, jetzt ohne Grenzkontrolle. Kurvenreich geht es den Loiblpass hinauf und hinunter. Wenig Verkehr und gutes Wetter, passt. Wolkig aber trocken und angenehme Temperaturen. In Feldkirchen (Kärnten) beenden wir die heutige Fahrt.

Am nächsten Tag geht es überwiegend auf gut ausgebauten „Durchfahrstraßen“ Richtung Heimat. Vorbei am Millstädter See geht es zum Felbertauerntunnel. Der Tunnel ist etwas über 5 km lang und kostet 10,- € Maut je Fahrzeug. Na ja, er bringt uns immerhin schnell auf die andere Alpenseite. Die Abfahrt ist auch in Ordnung, schöne Kurven, freier Blick auf die Tauern.

Über den 1274 Meter hohen Thurn Pass geht es weiter. Der führt so schön bergauf, dass ich die Nuda frei laufen lasse, ohne, wie sonst in Österreich, den Tacho ständig im Blick zu haben. Spaß hat es gemacht – ob es auch ohne Nachspiel abgeht – schaun ‚mer mal! Über Erpfendorf gelangen wir nach Reit im Winkel.

Zurück in „Good old ‚Germoney’“. Am Chiemsee vorbei nach Traunreut. Wir schauen bei Zupin Motorsport vorbei. Immerhin ist hier meine Nuda RR „geboren“ worden. Und ich muss sagen: Das ist auch ein Highlight der Reise. Wir kommen relativ verdreckt nach der Reise hier an. Ich stelle mich am Empfang vor und wünsche, den Vertriebsleiter zu sprechen. Der erscheint auch einen Moment später. Und ist hellauf begeistert. Meine Zupin-Nuda RR mit fast 22.000 Kilometern auf dem Zähler hier quasi frei zur Bestandsaufnahme. Er will wissen, wie sich das Motorrad bewährt hat, was ich alles damit fahre. Alles über das Malheur mit der Batterie. Und gleich wird mir eine neue Batterieabdeckung angebaut. Als dabei festgestellt wird, das die Batterie ein NoName-Produkt ist, wird sie auch noch ausgetauscht. Bei der Gelegenheit bekommen wir noch die Möglichkeit einer Werkstattbesichtigung. Die Unterhaltung mit Herrn Dörich und den zwei anwesenden Mechanikern: Klasse! Alle sind begeistert von ihrem Job und mit Enthusiasmus bei der Sache. Die Zeit geht viel zu schnell vorbei. Als wir uns gerade verabschieden, kommt noch der Chef des Hauses vorbei. Der mit seiner Begeisterung und Freude darüber, dass wir mit unserer Nuda RR hier vorbeischauen, emotional dem Besuch noch einen drauf setzt und mich in der Überzeugung, das richtige Motorrad von den richtigen Leuten erworben zu haben, weiter bestärkt. Kurzum: Eine Firma, die die durch ihr Engagement, ihre Fachkenntnis und ihre Kompetenz voll überzeugt.

Bei der Abfahrt setzt starker Regen ein, wir nehmen recht schnell ein Zimmer.

Morgens schüttet es immer noch. Bis wir dann loskommen, lässt der Regen aber deutlich nach, um kurz darauf endgültig zu versiegen. Auch den restlichen Tag kommen wir, entgegen der Wetterprognose, fast ohne Regen durch. Wir fahren über die B 304 Richtung München, dann ab auf die verhasste AB. Über Nürnberg, Würzburg, Aschaffenburg und Hanau geht es heimwärts. Am Hanauer Kreuz wegen einer Baustelle die richtige Abfahrt verpasst, Margitta wählt eine andere Ausfahrt als ich, trotzdem kommen wir fast zeitgleich und fast trocken zu Hause an. Abrödeln, Abspannen, Eindrücke verarbeiten.

Schlussbetrachtung

Balkan – Bisher dachte ich dabei immer an Länder ohne wirkliche Infrastruktur mit verhärmten, verschlossenen, armen Menschen, verhüllten Frauen, religiösen Konflikten und Blutrache. Das Bild ist wirklich total falsch. Die Infrastruktur ist deutlich besser als erwartet, Straßen, Tankstellen, Läden und Hotels gibt es ausreichend. De Standard ist nicht immer auf unserem Stand aber immer akzeptabel. Religiöse Konflikte waren von uns nicht wahrnehmbar. Die Menschen sind freundlich und offen. Einzig im Straßenverkehr geht es in einigen Ländern recht rustikal zu.

Die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Menschen hat uns immer fasziniert, manchmal sogar beschämt. Wenn man bedenkt, wie gut es uns geht, ist es schon erstaunlich, wie gerne man hier hilft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Eine weitere eindrucksvolle Erfahrung war die direkte Konfrontation mit der Flüchtlingsproblematik. Wenn man unmittelbar sieht, wie die sowieso schon armen Länder mit Flüchtlingsströmen, ich will hier gar nicht darüber diskutieren warum und ob berechtigt, umgehen müssen, treiben einem die Phrasen der Politiker hierzulande die Schamesröte ins Gesicht.

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