Spanien 2003
Samstag, 26.04.2003
Gestern morgen mit der schon bepackten Dominator zum Büro in Düsseldorf gefahren.
Dann Abpacken, zur Arbeit nach Frankfurt und wieder zurück nach Düsseldorf. Dominator erneut beladen und ab zum Autozug-Terminal. Moni ist schon da, genauso wie einige andere Schüsseltreiber.
Bis zum Verladen der Motos vertreiben wir uns die Zeit mit Geplauder.
So beim Warten und Quatschen ist es keine schlechte Truppe. Aber sonst würden wir die meisten auf der Straße wahrscheinlich übersehen. Das Aufladen klappt gut, festgezurrt werden die Motos durch Mitarbeiter der Bahn. Läuft alles gut.
Der Zug fährt pünktlich ab. Wir reden im Abteil noch mit Andreas (Guzzi – Treiber und Drogenarzt mit dem Faible zum Aussteiger) und trinken noch das ein oder andere Gläschen. Dann werden die Liegen heruntergeklappt und jeder versucht zu schlafen. Moni und mir gelingt dies nicht ganz so gut, wir sind morgens noch ziemlich kaputt. Dafür baut das ansprechende Frühstück wieder etwas auf.
Wir kommen mit ca. 30 Minuten Verspätung in Narbonne an. Der Aufwand, uns vom Bahnsteig mit Bussen zur anderen Seite des Bahnhofs zu bringen ist recht hoch. Mir scheint hier eine Untertunnelung wie z.B. in Düsseldorf sinnvoller. Das Abladen klappt auch gut, obwohl wir ganz hinten stehen und dementsprechend als letzte vom Zug kommen. Dann wieder die Motos bepacken.
Gegen 11:00 Uhr fahren wir los.
Wir verlassen Narbonne auf der N 9 Richtung Perpignan.
Auch wenn ich natürlich auf der N 9 zunächst in die falsche Richtung fahre.
Doch Moni hat mich schnell wieder eingefangen, wir drehen und ab geht’s.
Bei Peyriac-de-Mer verlassen wir die autobahnähnliche N 9 und fahren auf die D 811. Jetzt geht es nur noch über kleine und kleinste Straßen mit unzähligen Kurven in Richtung Pyrenäen. Hinter Durban-Corbieres stoßen wir auf den ersten Col.
Der Name: Col d‘ Extreme! Die Passhöhe: 251 m!!
Weiter geht es über Tuchan, Padern, Cucugnan, Maury, Saint-Paul-de-Fenoilllet, le Vivier, Sournia und Catilar nach Prades.Hier endet unsere heutige Fahrt schon recht früh.
Aber Moni klagt schon seit heute morgen über Übelkeit. Sie ist für heute total erledigt. Ich glaube,
von den griffigen, kurvenreichen Straßen und der bombigen Aussicht auf Schluchten, Täler, Flüsse,
bewaldete oder schroffe Berge, bizarre Steinformationen und einzelnen durch die Wolkendecke kommende Sonnenstrahlen, die sich auf weißen Berggipfeln reflektieren hat sie nicht viel mitbekommen.
Schade, hoffentlich geht es ihr morgen besser. Das Wetter war heute durchwachsen.
Nach einem sehr schönen Morgen (noch im Zug) hat es sich immer weiter zugezogen. Zum Schluss mussten wir noch die Regenkombis überziehen. Außerdem war es sehr windig.
Sonntag, 27.04.2003
Nach dem Aufwachen empfängt uns heller Sonnenschein. Der Himmel ist strahlend blau, es zeigen sich dort nur sehr wenige Wolken. Nach dem Frühstück im Hotel werden die Domis gepackt und wir fahren so gegen 10.00 Uhr los. Es geht über die N116 bis zur spanischen Grenze. Diese Straße fanden wir ja schon bei unserer Pyrenäendurchquerung 2000 so toll. Bestens ausgebaut, enge wie auch weite Kurven reihen sich ununterbrochen aneinander, die Aussicht auf die im Sonnenlicht schneeweiß blitzenden Gipfel oder in die Schluchten, die der Fluss Têt in das schroffe Gebirge gefressen hat ist grandios.
In Puigcerda kommen wir endlich in Spanien an. Von hier aus folgen wir zunächst der N 260 über la Seu d‘ Urgell und Sort bis La Pobla de Segur. Auch dieses Stück ist uns noch fast ganz bekannt. Und sofort fällt mir wieder ein, warum ich die Pyrenäen vor drei Jahren so faszinierend fand. Sie bieten einfach alles und das auf kleinstem Raum. Besonders das Stück von Arfa bis Sort war überwältigend. Wir fahren unseren bisher in diesem Urlaub höchsten Pass mit 1775 Metern. Von La Pobla de Segur folgen wir zunächst der D 147.
Diese führt ebenfalls gut ausgebaut in engen und weiten Kehren an den Ufern der Stauseen „Panta de Talarn“ und „Panta de Terradera“ entlang. Etwa 20 Kilometer hinter Tremp verlassen wir die D 147 und fahren rechts ab nach Ager. Ab hier bietet die Straße Wellen, Löcher und Ausbrüche. Die Gegend ist aber schön, Schluchten und Berge vom Feinsten. Ager selbst erhebt sich auf einem kleinen Hügel in einem von Bergen umgebenen Kessel. Einziger Nachteil hier herrscht reger Verkehr, zumal die Straße oft so schmal ist, dass nur ein Fahrzeug über die Straße passt.
Aber Ager ist bekannt für Luftsportarten (Paragliding, Drachenfliegen, etc.) und zusätzlich ist hier
noch eine Veranstaltung für Geländewagen. So ist auf der engen Straße viel zu viel los. Zumal hinter Ager das Stück bis Balaguer zur Hälfte über Schotter geht, da die Straße neu gebaut wird. Von Balaguer geht es über Alfarras, Binefar, Vencillón und Zaidin nach Fraga.
Bis Zaidin ein fahrerisch langweiliges Stück, da es fast nur geradeaus über eine Hochebene geht.
Landschaftlich ist es trotzdem reizvoll. Die überwiegend landwirtschaftlich genutzte Gegend grünt und blüht schön. Auf den Wiesen liegt schon das erste Heu, es überwiegen aber Oliven- und Obstbäume sowie Getreidefelder. Auf den Feldern stehen oft imposante mehrere hundert Meter lange fahrbare Bewässerungsanlagen. Rechts und links der Straße sind mal sehr nah, mal weiter weg jede Menge kuppelförmige, grünbewachsene Felsen, die von weitem sehr homogen wirken, von Nahem jedoch oft skurille Formen aufweisen.
Ab Zaidin geht es dann durch ein enges, mit bizarren Felsformationen ausgestattetes Tal, welches der Fluss „Cinca“ in die Berge geschnitten hat, bis Fraga. Von Fraga führt uns der Weg wieder durch bizarre Felslandschaften durch die Hochebene. Hier sind die jetzt überwiegenden Baumplantagen oft terrassenförmig angelegt. Die Straße ist griffig und flüssig zu fahren, allerdings weht ein kräftiger Wind, der uns manchmal die schöne Linie verweht. Über Serós, Maials, Flix und Asco erreichen wir Vinebre, wo wir in einem Hotel übernachten. Quartier hatten wir schon ab Flix gesucht, aber erst in Vinebre hatten wir Erfolg. Dafür müssen wir für unser Abendessen wieder bis Asco gehen, da hier in Vinebre das Restaurant sonntags geschlossen ist. Bei dem schönen Wetter wird es aber ein schöner Abendspaziergang.
Montag, 28.04.2003
Wieder schönstes Sommerwetter beim Aufwachen. Also Gepäck aufgerödelt und los.
Während sich im Restaurant einige Arbeiter den ersten Kariilo oder das erste Bier reinziehen, bezahlen wir unser Zimmer.
Über die N 230 geht es bis Gandesa, dann über die N 420 und über Calaceite und Valdetormo auf die N 232. Es geht mitten durch das Weinanbaugebiet Terra Alta. Auch hier werden die Weinfelder oft terrassenförmig angelegt. Es gibt kleine und große Weinfelder, aber immer wirkt die Landschaft aufgelockert, entweder durch den terrassenförmigen Anbau oder durch Trockenmauern bzw. Bäume und Sträucher. Die Berge sind überwiegend bewachsen, schimmern aber immer wieder in sämtlichen Ockertönen durch das Grün.
Die N 232 führt uns über das schön auf einem Hügel gelegene Monroyo zunächst nach Morella. Morella liegt wunderschön zwar ebenfalls auf einem Hügel aber von Monroyo kommend schaut man zunächst auf die alte Stadt herab. Wir überlegen kurz, ob wir diesen schönen Ort besichtigen sollen, belassen es aber bei ein paar Fotos von der Straße aus und fahren weiter.
Es geht über die N 232 über den Puerto de Querol (wunderschön) bis Xert. Bei Xert biegen wir von der mittlerweile langweilig zu fahrenden N 232 ab. Über Sant Mateu del Maestral erreichen wir die CV 135 nach Cervera dael Maestral und Benicarlo. Dann von Benicarlo auf der N 340 (ätz, wie Autobahn) nach Peniscola. Hier nehmen wir ein Zimmer und baden zunächst mal im Mittelmeer. Anschließend durch die trotz zahlreicher Ramschläden zu dieser Jahreszeit noch hübsche Altstadt. Die Richtung Norden total zugebaute Küste glaubt Moni mir erst, als ich sie ihr zeige. Aber von unserem Balkon aus ist der Blick Richtung Süden und Meer durchaus reizvoll.
Das Wetter heute war wieder sonnig, allerdings auch wieder windig. Die Straßen waren immer griffig, zumeist kurvenreich aber insbesondere die jetzt neue N 232 ist hinter dem Puerto de Querol langweilig.
Durch das Gebiet des Terra Alta überwiegt klar der Weinbau, ab Monroyo dann die Viehzucht bis kurz vor der Küste. Danach: Tourismus! Die Landschaft ist überall schön. In tiefen Falten und Wellen präsentiert sich das Land überwiegend grün. Aber immer wieder sind faszinierende und bizarre Felsformationen zu sehen.
Hinter Calaceite ziehen zwei Adler nah über uns ihre Kreise. Doch bis ich den Fotoapparat herausgekramt habe sind die zwei majestätischen Greifvögel schon so weit geflogen, dass ein Foto nicht mehr lohnt. Aber im Laufe des Tages sehen wir noch mehr Adler. Auch hinter Morella taucht wieder ein Adlerpärchen in unserer Nähe auf, doch für ein gutes Foto immer noch zu weit entfernt. Das erste Stück der N 232 ist auch fahrerisch anspruchsvoll. Doch ab Morella ist die Straße ganz neu angelegt. Bis auf den Puerto de Querol bietet sie fahrtechnisch nichts. Die alte Straße mit ihren zahlreichen Kurven ist zwar überall noch zu erkennen, leider aber nicht mehr zu befahren.
Dienstag, 29.04.2003
Frühstück im Hotel in Peniscola typisch spanisch, aber der Kaffee war in Ordnung. Da wir die Domis schon vor dem Frühstück gepackt haben, geht es anschließend direkt los. Das Wetter ist – übrigens den ganzen Tag – heiter bis wolkig. Zunächst geht es ein kleines Stück über die autobahnähnliche N 340. Bei Alcala de Xiven biegen wir ab auf die Cv 153 und fahren über ein herrliches kurvenreiches Stück durch eine karge Gebirgslandschaft immer bergan bis Les Coves de Vinroma. Dann geht es über die wieder etwas langweiligere Cv 10. Bei Bell Illoch geht es auf die Cv 156 nach Vall d’Alba.
Und ab dieser Abzweigung folgt eine Kurvenorgie ohne Ende. Über meistens gut asphaltierte aber enge bis sehr enge Straßen geht es den ganzen Tag bergauf und bergab durch eine wunderbare und gewaltige Gebirgslandschaft. Obwohl die Pässe maximal 1018 Meter Höhe erreichen, kommt man sich vor wie in einem Hochgebirge.
Weitläufige Täler wechseln sich ab mit engen Schluchten. Bergwälder, Wiesen, Obst- und Olivenplantagen
geben der Luft immer einen neuen betörenden Duft. Das Auge wird immer wieder von neuen Eindrücken fasziniert und die Straßen bieten immer neue Abwechslung. Die Sinneseindrücke des heutigen Tages kann ich so nicht niederschreiben, sie waren einfach zu überwältigend und vielfältig. Nur noch soviel dazu: Von allen Etappen, die wir bisher gefahren sind, zählte die heutige mit zu den Highlights. Und obwohl jeder Meter sehr schön war, möchte ich davon das Teilstück von Chulilla bis kurz hinter Chera noch einmal hervorheben. Hier hat der Rio Reatillo de Sot eine Schlucht ins Gebirge gezaubert, die sicherlich mit zu den schönsten Schluchten Europas zählt.
Die Straße, die überwiegend dem Flusslauf folgt, ist so eng, dass immer nur ein Fahrzeug in der Breite Platz hat. Bei Gegenverkehr muss man die wenigen Ausweichmöglichkeiten nutzen. Überholen ist unmöglich. Doch es ist Gott sei Dank nichts los auf dieser Straße. So kann sich das Auge auch immer wieder an neuen Ausblicken erfreuen. Lediglich der sehr unübersichtliche Straßenverlauf zwingt zu einer Mindest – Konzentration auf den Weg, sonst würde man nur in die Gegend schauen.
Chulilla liegt malerisch in eine Schlucht eingezwängt. Der Ort hat nur sehr enge Gassen und wird von einem an den steilen Hang einer Felswand angelehnten Castillo malerisch überwacht. Leider finden wir im Ort nur ein noch nicht geöffnetes Hotel, sonst wären wir dort länger geblieben. Aber auch die anderen Orte in der Schlucht, Sot de Chera und Chera sind malerisch in die Berge eingebettet. Einfach wunderschön!
Unsere Tagestour führt uns wie schon erwähnt, durch unzählige Kurven weiter von Vall d’Alba über
La Barona, les Useres, Castur, la Foia auf die Cv 190 bis Zucaina, Cv 195 bis Montanejos, dann die Cv 20 über Aranuel und Toga bis Onda. Von dieser Stadt geht es weiter über Tales, Veo und Ain bis Segorbe.
Dann über Altura, Alcublas, Bodegas und Villar. Hinter Villar verfahre ich mich ziemlich und wir kreisen von der Cv 35 durch etliche Orangenplantagen bis wir wieder die Cv 35 erreichen. Bei Losa del Obispo geht es auf die Cv 395 durch die schon beschriebene wunderschöne und beeindruckende Schlucht über Chulilla bis nach Requena.
Nach den bisherigen fahrerischen und optischen Highlights folgt jetzt etwas leichtere Kost.
Die N 330 führt uns zunächst zwar zügig aber eben auch etwas langweilig bis Los Pedrones.
Danach aber wird sie ebenfalls fahrerisch wie optisch anspruchsvoller bis wir Cofrentes erreichen.
Mittlerweile ist es fast 20.00 Uhr und wir machen Quartier. Nach einem guten Essen in einem sehr freundlichen Ristorante schreibe ich nun die Eindrücke des heutigen Tages nieder. Aber wie bereits gesagt, diese waren so vielfältig, dass diese paar Zeilen dies nur andeutungsweise wiedergeben können.
Mittwoch, 30.04.2003
Heute starten wir – mal wieder nach einem typisch spanischen Frühstück – bei stark bewölktem Himmel und teils heftigem Wind. Die Route wurde so abgeändert, dass wir auch heute fast nur kleine Straßen fahren. Zunächst geht es die Cv 439 hinauf bis Balsa de Ves. Das richtige um sich morgens warmzufahren. Kurvenreich und dazu haftfähiger Asphalt! Rechts und links leuchten die Felsen in allen Rot-, Braun- und Grüntönen!
Klasse! Von Balsa de Ves geht es dann fahrtechnisch etwas langweiliger, da fast immer geradeaus
durch eine faltenreiche überwiegend landwirtschaftlich genutzte (Oliven) Gegend über Casas de Ves
und Zulema bis Los Eras. Doch ab jetzt wird es landschaftlich und fahrerisch wieder überwältigend.
Von Los Eras geht es zunächst in engen Kehren nach Alcala del Jucar. Der ort liegt malerisch in einem engen Kessel am Fluss Jucar.
Überragt wird der Ort von einem Castillo, welches auf einem Felsen im Kessel errichtet wurde. Dieser Felsen ist über mehrere hundert Meter Länge unter der Burg ausgehöhlt, die Fenster blicken überall in den Kessel hinein. Bombastisch! Der Anblick ist so überwältigend, dass Moni beim Absteigen von der Domi vergisst, den Fuß fest aufzustellen. So gleitet die Dominator vor dieser gewaltigen Kulisse ganz laaaangsam in den Staub der Straße. Doch Koffern sei Dank, nichts passiert! Wir schießen unsere Fotos
und weiter geht es.
Durch die Schlucht, welche der Jucar in das poröse Gestein getrieben hat, geht es auf sehr schmaler Straße über La Recueja, Jorquera, Cubas, Alcazarejos und Puente Torres bis nach Valdeganga. Die Häuser sind fast ausnahmslos an den Felshang bzw. in den Fels gebaut. Manchmal ist nur eine gemauerte Vorderwand nötig, um das Haus (?!) zu schließen. Überall sind Eingänge, Fenster und Treppen üppig mit Blumen besetzt. Die Felshäuser weisen alle möglichen Zustände auf, alte halbzerfallenen Gebäude, zerwohnte Wohneinheiten und Nebenräume aber auch Neubauten und von der kleinsten Hütte bis zur feudalen Felswohnung ist alles vorhanden.
Der Fels hier weist mehr Löcher auf, als ein Schweizer Käse. Überall sind Höhlen und Grotten zu erkennen.
Dazu bizarre Formen von Türmchen, Blöcken und Skulpturen. Und der buntbewachsene Fluss dazu.
Einfach fabelhaft! Unterwegs auf der Straße fotografiere ich ein Planwagengespann mit zwei Eseln davor.
Der Begleiter ist ein Schweizer (geschätztes Alter > 55 Jahre) der mit diesem Gespann durch das Jura, quer durch Frankreich, Nordspanien, Portugal über Tarifa und Gibraltar jetzt auf dem Heimweg ist!
Von Valdeganga geht es jetzt wieder über meist gerade Straßen quer durch die „Cordillera de Mont Aragòn“. Über Casas de Juan Nunez, Pozo Lorente, Higueruela, Bonete und Cast erreichen wir die CM 412.
Dabei durchfahren wir einen riesigen Windpark. Dass der Windpark Sinn macht, glauben wir gerne.
Zu den drohend-dunklen Wolken am Himmel ist jetzt auch ein kalter und kräftiger Wind gekommen.
Der Wind erreicht seinen Höhepunkt aber dann auf der Cm 412 zwischen Cast und Hellin. Die breite Straße verläuft in weiten übersichtlichen Kurven durch die karge Hochebene. Doch der Sturm lässt keine vernünftige Linienwahl zu. Schon beim Geradeausfahren haben wir reichlich Schräglage und benötigen oft die gesamte Fahrbahnbreite. Doch der Wind hat auch seine guten Seiten: In Hellin sind die dunklen Wolken weggeblasen, die Sonne scheint.
Wir folgen der Cm 412 bis hinter Elche de la Sierra. Dann geht es auf die Cm 3206. Jetzt fahren wir für den Rest des Tages wieder kleine und kleinste Nebenstraßen, zunächst noch gut ausgebaut. Über Penarrubia erreichen wir den „Embalse de la Fuensanta“. Hinter dem Stausee tauchen wir in einen Gebirgswald ein,
der immer neue begeisternde Ausblicke und die verschiedensten Gerüche bietet. Dafür wird der Asphalt teilweise recht schwierig. Der Weg führt uns über Yeste, la Donar, Parolis las Juntas zunächst nach Santiago de la Espada. Dabei durchfahren wir die Schluchten des Rio Segura und Rio Zumeta. Dann wird die Straße noch schwieriger zu fahren, oft liegt Sand oder Splitt auf der mit Löchern und Rillen durchsetzten Straße.
Bei Gegenverkehr wird die Straße selbst für uns mit den Motos verdammt eng. Es geht über Pontones, Hornos, Canada Morales vorbei am „Embalse del Tranco“ weiter über Tranco, Bujaralza, Cotorrios und Burunchel nach Cazorla. In dieser schönen aber auch lauten und staubigen Stadt am Cazorla-Nationalpark machen wir nun für zwei Nächte Quartier.
Donnerstag 01.05.03
Morgens ist es wieder bewölkt. Wir wollen heute bis zum Gipfel des Gilillo durch den Nationalpark Cazorla wandern. Also geht es morgens um 9.00 Uhr bei bedecktem Himmel gleich los. Doch irgendwie finden wir den in unserem Wanderführer beschriebenen Einstieg in den Rundwanderweg nicht. Es sind auch keine Markierungen oder Pfeile für die ausgewiesenen Wanderwege zu erkennen. So irren wir erst mal recht planlos auf Viehwegen oder Schotterstraßen durch den Park, ohne wirklich weiterzukommen.
Wir haben schon einige Stunden „Wanderung“ hinter uns, auf der wir zugegebenermaßen auch einige schöne Ausblicke hatten und die Hoffnung auf den Bergwanderweg schon aufgegeben, als wir den Einstieg doch noch finden. Danach ist der Weg gut ausgebaut und einfach zu erkennen. Es geht durch würzig duftende Bergwiesen, schattigen Bergwald (mittlerweile hat sich die Sonne nämlich gut durch die Wolken gekämpft) und geröllübersäte Hänge stetig bergan. Zwar ist die Geherei bergauf sehr anstrengend, dafür bietet sie aber überwältigende Ausblicke.
Ob wir auf die weit entfernten, schneebedeckten in der Sonne glitzernden Gipfel der Sierra Nevada,
auf die bizarren Formationen der umliegenden Berge, auf bunte, mit allerlei Kleingetier bevölkerten Almwiesen oder auf die majestätisch ihre Kreise ziehenden Greifvögel (Bartgeier ?) schauen, immer ist der Ausblick begeisternd. So bezwingen wir doch noch die insgesamt ca. 1028 Höhenmeter bis zum Gipfel des Gilillo. Danach kämpfen wir uns annähernd denselben Weg wieder bergab. Jetzt erkenne wir auch den Fehler in der Wegbeschreibung. Wir hätten gleich auf dem Viehweg bleiben sollen, dann wäre uns mancher Irrweg erspart geblieben. Nach ca. 10 – 11 Stunden ereichen wir im warmen Sonnenschein
ziemlich groggy unser Hotel. Aber wir sind ja auch gut über 35 km weit bergauf, bergab über einen Höhenunterschied von 1028 Meter gewandert; jetzt nur noch duschen, 2 Bier und ab ins Bett.
Freitag 02.05.03
Morgens bei strahlend blauem Himmel geht es los. Wir fahren zunächst die Schotterpiste von Cazorla nach Quesada. Frühstück machen wir an der „Vogel-Schlucht“ wo wir auch gestern schon mal gestanden haben. Ein schöner Frühstücksplatz im hellen Sonnenschein. Beim Blick auf den Kilometerzähler fällt uns auf, dass der Weg gestern mit geschätzten 35 km eher niedrig angesetzt war. Von Quesada folgen wir,
jetzt wieder auf Asphalt, der N 314 bis Jodar.
Von Jodar folgen wir der N 301 ca. 35 km bis es rechts ab geht auf die N 324. Dieser folgen wir über Huelma, Cambil, La Cerradura und La Guardia de Jaen bis Jaen. Jaen ist eine große, hektische Stadt. Doch die Innenstadt, die wir teilweise durchfahren ist mit ihren alten trutzigen Gebäuden doch schön. Aber uns zieht es weiter, wir wollen heute nach Cordoba.
Wir verlassen Jaen und fahren auf der C 3221 über Los Villares, Valdepenas de Jaen und Castillo de Locubin bis zur N 432. Dieser folgen wir dann über Alcaudete, La Estacion, Baena und Espejo bis Cordoba.
In Cordoba umkreisen wir bei 28 °C mehrfach die Altstadt.
Wir finden aber keinen rechten Weg hinein und erst recht keine halbwegs ruhige Unterkunft. Bei den zahlreichen Ampelstopps werden wir in der gleißenden Sonne förmlich gegart. Die vielen Abgase machen die Situation auch nicht viel besser. So beschließen wir kurzerhand die Stadt wieder zu verlassen und uns in einer anderen schönen andalusischen Stadt ein Quartier zu suchen. Über die N 431 und Villarrubio fahren wir bis Palma del Rio. Hier biegen wir ab auf die N 453 nach Ecija. In Ecija wollen wir dann übernachten.
Doch wir durchkämmen die schöne Stadt mehrmals, aber alle Hotels und Pensionen sind voll. Schade, denn die herrlich enge Altstadt scheint einiges zu bieten. Doch uns läuft a) die Zeit davon und b) der Schweiß in Strömen über den Körper.
Samstag 03.05.03
Bei wolkenlosem, tiefblauem Himmel frühstücken wir auf dem Balkon des Hotels. Anschließend Stadtkleidung in die Koffer und auf geht es. Bis Lora del Rio fahren wir auf der N 431. Dann geht es ab in Richtung Parc Natural de la Sierra – Norte. Es geht durch eine wunderschöne Gegend bis nach El Pedroso. Die Landschaft ist hier nicht so wild und / oder gigantisch wie bisher.
Sie fasziniert vielmehr durch ihre reizenden, vielfältigen Farben in einer eher romantischen Wald- und Wiesen Bergwelt. In sanften Wellen und Falten zeigt sich der Wald in allen Grünfärbungen, die vielen Blumen und Sträucher tragen mit ihren Farben noch einiges dazu bei, den visuellen Reiz zu erhöhen. So eingebettet bietet der Embalgo de Huessna einen wunderschönen Blick. Zumal ich auf der Straße dann meine für diesen Urlaub erste Schlange auf der Straße sehe. Sie entkommt ganz knapp Monis Hinterrad.
Nach dem Schreck verlässt sie natürlich eiligst die Straße, so dass ich nicht dazu komme, die Schlange zu fotografieren. Kurze Zeit später läuft uns auch noch eine ca. 25 cm große Eidechse ganz knapp, aber wieselflink vor den Motos über die Straße. Endlich wirklich im Süden! Von El Pedroso folgen wir der N 432 bis nach Sevilla. Dabei geht die Landschaft langsam von Bergwald in landwirtschaftlich genutztes Land über. Aber die Farbenvielfalt bleibt bis kurz vor Sevilla erhalten. Auch die Straße bietet bis kurz vor Sevilla einige fahraktive Stücke. Schön!
In Sevilla Motos geparkt, stadtfein gemacht und ab in die große Stadt. Hier sehen wir schöne alte Gassen, von den Mauren geprägte alte, prachtvolle Gebäude, die allerdings teilweise dringend nach Restauration schreien.
Überall sind Flamenco Tänzer/-innen zu sehen. Genauso wie Pferdedroschken, die überall herumkurven.
Mindestens genauso eindrucksvoll wie die alten Gebäude sind die Parks und Gärten. Hier sehen wir Gummibäume, die mindestens zwei Meter Durchmesser haben. Die Wurzelstränge reichen höher, als wir lang sind. Dabei deckt die Krone einen Bereich von rund 20 Metern ab und wird so zu einem hervorragendem Schattenspender. Außerdem stehen überall Orangen- und Zitronenbäume.
Und natürlich Palmen und was weiß ich nicht alles. Einfach schön! So bleiben wir länger in der Stadt als geplant und schießen reichlich Fotos. Als wir uns auf dem Rückweg zu den Domis auch noch 1-2 mal verlaufen, wird es natürlich recht spät. Wir fahren zwar auf kürzestem Weg von Sevilla über die N 431 bis Palma del Rio, erreichen aber unser Hostal erst gegen 22.00 Uhr. Dann duschen und Abendessen. So wird es recht spät, bis wir im Bett landen. Da unten im Restaurant aber noch eine Hochzeitsgesellschaft tobt, ist an Schlaf eh nicht zu denken.
Anmerkung: Das Abendessen incl. drei Bier für insgesamt 25,- € entsprach dem der Hochzeitsgesellschaft und war einfach Spitze.
Also eine andere Stadt zur Übernachtung suchen. Eigentlich wollen wir nach Montilla, aber irgendwie geraten wir über eine kleine Straße nach Canada Rosal. Von hier aus geht es dann über übelste „Asphaltstraße“ (mehr Löcher und Rinnen als Asphalt) und Schotter nach Palma del Rio. Moni legt auf der „Dakar-Straße“ ein höllisches Tempo vor, tja, mit den Dominatoren lässt sich so eine Strecke eben zügig bewältigen. In Palma del Rio finden wir nach einigem Suchen noch ein Hotel mit einem freien Zimmer. Da wir bei der Zimmersuche öfters dieselben Personen sehen, laufen wir uns auch hier über den Weg. Ein Paar aus Wesel ist ebenfalls mit uns hier angekommen.
Wir vier bekommen die letzten freien Zimmer Alles andere zwischen Cordoba, Sevilla und Granada soll ausgebucht sein! Unsere Vermieter sind sehr freundlich und der Koch (Marokkaner) hilft uns freundlich.
Er ist sichtlich von Motorradfahrern (+ -fahrerinnen!) angetan. Die Strecke heute führte uns aus der Gebirgswelt um Cazorla und Quesada durch intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Zunächst überwiegend Olivenplantagen, danach (hinter Cordoba) aber auch Obst, Getreide, Zwiebeln und sonst noch was.
Es ging durch eine hügelige, weite Landschaft in meist weiten Bögen auf und ab. Einzig das Gebiet um Ecija war fast ganz flach. Ähnlich wie zu Hause, nur die unbebauten Flächen deutlich größer. Und, mit Ausnahme der Städte, deutlich weniger Verkehr.
Sonntag 04.05.03
Wieder bei blauem, wolkenlosem Himmel losgefahren. Heute geht es nach Ronda. Zunächst über eine kleine schön zu fahrende Straße nach La Campana. Danach das Stück ist eher langweilig, es geht zwar über eine kleine Straße über Fuentes de Andalucia bis Osuna, aber überwiegend geradeaus durch für unsere zur Zeit verwöhnten Augen langweiliges Gelände. Ab Osuna wird es aber wieder abwechslungsreicher. Wir fahren über El Saucejo bis Campillos. Danach wird es wieder richtig schön.
Es geht wieder durch eine herrliche Bergwelt über bestens ausgebaute Straßen (N 357 und 367) bis Ronda. Hier machen wir für weitere zwei Nächte Quartier. Anschließend schauen wir uns die durch eine tiefe Schlucht geteilte Altstadt an.
Wir bummeln noch ein bisschen durch die Gassen, trinken uns in einem Straßencafe zwei Bier und besichtigen die Stierkampfarena. Der Eintritt beträgt 5 € / Person. Für uns hat sich die Auslage nicht gelohnt, da wir nicht so viel an Eindrücken mitnehmen. Jetzt rüsten wir uns langsam fürs Abendessen.
Montag 05.05.03
Heute geht es, quasi ohne Gepäck, auf leichte Genießer-Tour. es gibt nur zwei Ziele:
Schöne Strecken befahren und die mit etlichen Höhlenmalereien verzierte Tropfsteinhöhle „Cueva de la Pileta“. Zunächst müssen wir uns aus Ronda herauskreisen, dann geht es über Benojan in den „Parque Natural Sierra de la Sierra de Grazolema“.
Nachdem wir ca. 5 Kilometer hinter Ronda die N 376 verlassen haben, geht es über wunderschön kurvige Straßen durch den Nationalpark. Die Gipfel der bis zu 1665 m hohen Berge verbergen sich hinter dichten, dunklen Wolken, die Sonne scheint nur ab und zu mit wenigen güldenen Strahlen durch die dunkle Wolkendecke und verzaubert dabei die granit-grauen Felsen in eine fast weiße Felslandschaft.
Überall blühen Kräuter, Wiesen und Bäume in einem teilweise sonnigen, öfters aber diffusen Licht.
Die Straße windet sich an der Schlucht des Rio Guadridro die Berge hinauf bis zur “ Cueva de la Pileta“.
Das Fahren mit den zwei Domis auf dieser herrlichen Bergstraße ist eine Wucht! Kurz vor der Höhle klatschen einige wenige dicke Regentropfen ans Visier, so dass wir froh sind, die Tropfsteinhöhle zum rechten Zeitpunkt zu erreichen.
Die Führungen durch die „Cueva de la Pileta“ sind begrenzt, aber heute ist der Andrang verhalten. Mit ca. 15 – 20 Personen geht die Führung (6,- € / P) nach einer ½-stündigen Wartezeit los. Es werden einige Gaslampen verteilt, dann zieht der Führer los. Leider sind die Erklärungen nur in spanisch und einem sehr begrenzten Englisch, so dass wir nicht allzu viel verstehen. Aber das ist eigentlich auch nicht nötig. Die fantastisch geformte und ausgewaschene Tropfsteinhöhle und die zahlreichen Höhlenmalereien sind quasi selbsterklärend. Zumal wir zusammen mit einem Münchener Pärchen den Schluss der Gruppe bilden und uns unsere Erklärungen teilweise selbst geben.
Nach ca. einer Stunde ist die Besichtigung vorbei.
Wir schwingen uns auf die Domis und weiter geht es bei immer noch bewölktem Himmel über schönste Bergstraßen, durch graue löchrige Felsgegend und jetzt viele Korkeichenwälder. Über Cortes de la Frontera und Ubrique geht es in das herrliche Bergdorf, das diesem Naturpark auch seinen Namen gegeben hat, Grazolema. Das Dorf liegt wirklich malerisch eingebettet in die umgebende Bergwelt.
Leider zeigen die mittlerweile sehr dunklen Wolken uns auf, dass es hier auch Regen gibt. Nachdem einige dicke Tropfen uns benetzen, ziehen wir lieber die Regenklamotten über. Gott sei Dank führt unser Weg nach Zahara und zum „Embalse de Zahara“ uns an den ganz dunklen Wolken vorbei. So schwingen wir mit unseren Domis fast trocken bis Zahara und dann am Stausee entlang durch eine immer noch imponierende Hell-graue, grün-gelb-lila gesprenkelte Bergwelt.
Wir umrunden den Stausee fast ganz, dabei bieten sich sehr viele grandiose Ausblicke auf die umliegenden Berge, den Stausee und das Dorf Arroye Molinos. Bei Ventas Nuevas verlassen wir den See.
Über El Gastor und Los Villalones geht es nach Setenil de las Bodegas. Nachdem wir vom See abgebogen sind, ist der Fels plötzlich nicht mehr grau-weiß sondern dunkelrot. Die Landschaft wandelt sich recht schnell von einer wilden Beg- und Waldgegend in eine sanft gewellte überwiegend landwirtschaftlich genutzte Gegend.
Aber hier sehen wir, recht niedrig über unseren Helmen ein paar sehr große Greifvögel kreisen.
Weiß der Geier, sind das etwa Adler? Aber auf dem ganzen heute durchfahrenen Stück waren ja
unheimlich viele Vögel, vom kleinen Fink über Eichelhäher und Rabe und Habicht bis halt zum Adler/Geier zu sehen. Setenil präsentiert sich als ein phänomenal in den Fels gebautes Dorf. Überhängende Felsen bilden das Dach von vielen Häusern, andere Häuser sind zumindest an den Fels angelehnt. Die Straßen sind so eng, dass ein Auto und ein Moto nur mit viel Mühe berührungslos aneinander vorbeikommen.
Überragt wird der Ort von einer Burg. Grandios! Danach auf kürzestem aber immer noch schön kurvenreichem und engem Weg nach Ronda. Zwar drohen jetzt wieder dunkle, schwere Wolken, aber wir schaffen es trocken bis Ronda.
Fazit: Heute echt schöne Tour geschafft; dabei alles was uns bisher an Spanien / Andalusien gefallen hat haben wir heute auf kleinstem Raum erlebt.
Anschließend gutes Essen (Kaninchen mit Knoblauch gekocht), Wein, Pacheran und Brandy, Herz was willst du mehr!
Dienstag 06.05.03
Tatsächlich, in Spanien regnet es auch.
Es hat über Nacht ganz schön geschüttet, doch morgens ist nur noch ein leichter Nieselregen übrig geblieben. Während wir die Dominatoren packen löst sich auch dieser noch in Wohlgefallen auf. So starten wir bei zwar noch nasser Straße, aber immerhin kommt von oben kein Nachschub. Es geht zunächst über die N 366durch El Burgo nach Yanquera. Die Straße ist eng, kurvenreich und mit Frostaufbrüchen und Schlaglöchern gespickt. Über zwei Pässe fahren wir so durch eine mal wieder gigantische Gebirgslandschaft.
Obwohl der höchste Pass nur knapp über 1000 Meter reicht und die umliegenden Gipfel auch maximal 1918 Meter haben, fahren wir zunächst durch eine karge baumlose Felslandschaft. Erst hinter dem malerisch in die Berge gebetteten El Burgo tauchen wieder Bäume im Blickfeld auf. So erreichen wir kurze Zeit später das ebenfalls malerisch in den baumbestandenen Bergen liegende Dorf Yunquera. Hier sehen wir einen alten maurischen Wachtturm. In Yunquera fahren wir zunächst etwas über 7 km einen Schotterpass hinauf zu einem Mirador (Aussichtspunkt).
Hier nehmen wir unser Frühstück und besichtigen einige Igeltannen. Doch obwohl hier die Sonne scheint,
verkneifen wir uns die Wanderung durch den Igeltannenwald. Uns ist schlichtweg zu kalt. Der stürmische Wind, der über die Hänge pfeift, ist eiskalt und kühlt uns schnell aus.
Also nach dem Frühstück den Schotterpass wieder hinab. Von Yunquera folgen wir weiter der N 366 bis wir bei Monda auf die N 355 nach Marbella stoßen. Die N 366 verläuft echt schön am „Parque Natural de la Sierra de las Nievas“ entlang. Allerdings wird die reichlich zusammengefahrene Straße zur Zeit überall erneuert. Dabei werden wohl einige Kurvenkombinationen verloren gehen. Schade eigentlich! Die N 355 ist deutlich langweiliger. In weiten Bögen zieht sie sich hinunter nach Marbella, bietet dafür aber zumindest einige schöne Blicke aufs Meer. In Marbella geht es dann auf die N 340. Nur noch ätz!
Alles zugebaut, vier- bis sechsspurige Straße und zunächst trotzdem kein Vorankommen. Mit den vielen Blechbüchsen auf der Straße kommt kein fließender Verkehr zustande. Erst hinter Gualdalmine läuft es zumindest wieder flüssig weiter. Wir bleiben auf der N 340 bis zur Abzweigung auf die N 383 nach La Linea. Auf immer noch langweiliger Straße fahren wir dann nach Gibraltar. Bei der Anfahrt hat man einen schönen Blick auf den Felsen von Gibraltar. Nachdem wir die Grenzkontrollen hinter uns gebracht haben, fahren wir zunächst zum „Punta de Europa“.
Von dort aus hat man ebenfalls einen schönen Blick auf „The Rock“, den Felsen von Gibraltar. Anschließend fahren wir noch in den Naturpark „Uppers Rock“. Klar, Affen gucken! Aber der Eintritt schockt gewaltig. 25,- € für uns beide samt den Dominatoren ist reine Piraterie. Auch wenn im Preis die Besichtigung für die Tropfsteinhöhle enthalten ist. Die Zufahrt bis ganz oben ist nicht möglich und nur die sicherlich sehenswerte Höhle und die freilaufenden Affen rechtfertigen diesen Preis nicht.
Nach der Höhlenbesichtigung dirigieren wir die Domis wieder zurück nach Spain. Wir finden eine Abkürzung zur N 340 über Puente, die es aber auch nicht wirklich bringt, da man größtenteils
durch ein ätzend riechendes Industriegebiet fährt. Dann geht es wieder auf die autobahnähnliche N 340.
Über Algeciras fahren wir bis nach Tarifa, dem südlichsten Ort Europas. Obwohl die N 340 als Straße langweilig ist, bietet sie kurz vor Tarifa noch einige sehr schöne Ausblicke die Berge hinab aufs Meer. In Tarifa nehmen wir uns mal wieder ein Hotelzimmer.
Wir schlendern gemütlich durch die reizvolle Altstadt und erfreuen uns immer wieder am Blick über die Meerenge von Gibraltar auf das zum Greifen nahe Afrika. Weniger erfreulich ist hier nur der sehr stürmische Wind, der einen zumindest direkt am Meer förmlich sandstrahlt. Auf dem Weg zum „Punta de Tarifa a Marroqui“ liegen Sandverwehungen, die wir nur aus den wintern mit Schnee kennen. Der Sand kitzelt in den Ohren und knirscht zwischen den Zähnen. Wir beschließen den Tag mit einem gemütlichen Abendessen im Park. Gerade als wir unser Abendmahl beenden fängt es wieder an zu regnen.
Mittwoch 07.05.03
Schon gestern hatten wir beschlossen, für heute die Domis in Tarifa stehen zu lassen und uns einen Tag in Tanger (Nordwest-Afrika, Marokko) umzusehen.
Da eine geführte Tour durch Tanger incl. Hin- und Rückticket und einem Essen nur 5,- € teurer ist als nur die Hin- und Rückfahrt, nehmen wir an der geführten Stadtrundfahrt teil. Doch zunächst machen wir bei dunkel bedecktem Himmel noch einen kleinen Stadt-Spaziergang. Dabei finden wir einen Reifenhändler und bestellen für Monis Domi direkt einen neuen Satz Reifen. Also müssen wir noch eine Nacht länger in Tarifa bleiben, was uns aber nicht leid tut. Als wir über den Strand Richtung Hafen gehen, sind die marokkanischen Küstenberge nur sehr verschwommen durch die dichten, dunklen Wolken zu erkennen.
Um 11.30 Uhr fährt die Fähre dann endlich los. Damit verlassen Moni und ich zum ersten Mal in unserem Leben europäischen Boden. Die ca. 35 Minuten Überfahrt vergehen wie im Flug. Auch die Grenzformalitäten sind im Nu erledigt. Pass und Ticket werden nur kurz gecheckt, dann erwartet uns schon unser Führer. Er warnt uns zunächst davor, von den vielen Straßenhändlern etwas zu kaufen oder den bettelnden Kindern etwas zu geben, da man diese dann, zumindest während der hier gerade begonnenen Nebensaison gar nicht mehr los wird. Dann fahren wir mit einem Bus durch die Stadt und besichtigen im Vorbeifahren einige sehenswerte Gebäude. Anschließend geht es aufgeteilt in zwei Gruppen durch die Hisbah(?) und die Medima, Tangers islamitische Altstadt.
Die engen Gassen sind ziemlich heruntergekommen, ein Teil wird aber zur Zeit renoviert. Überall tummeln sich Straßenhändler, die einem irgendetwas andrehen wollen. Dazwischen wuselt dann noch ein Gemisch von Einheimischen, muslimischen Besuchern, Touristen und was weiß wem ich noch. Ein fast unübersichtliches Chaos. Aber durchaus reizvoll. Nachdem wir einige Gassen und Sehenswürdigkeiten hinter uns haben, geht es in ein „echt marokkanisches Restaurant“. Das Vier-Gang-Menü (Suppe, Hackfleischspießchen, Chous-Chous und Nachtisch) ist in Ordnung, das marokkanische Bier schmeckt auch.
Die Einrichtung ist sehenswert, alle Wände sind mit Teppichen behängt. Im Hintergrund spielt eine marokkanische Folkloregruppe. Die Musik besteht nach meinem Geschmack aus vielen schrägen Tönen, die sich aber irgendwie am Ende doch zu einer Melodie vereinen. Dazu tanzt dann auf einmal noch eine typische „Marokkanerin“. Nach dem Essen geht es dann in bester Kaffee-Fahrt-Manier zuerst zu einer marokkanischen Apotheke und dann zu einem Teppichhändler. So kommt es also am südlichsten Punkt unseres bisherigen Lebens, dass wir an einer „Kaffee-Fahrt“ teilnehmen. Doch wir bleiben standhaft, wie die meisten, und kaufen nichts. Aber ca. 10 – 15 Prozent der Gruppe erwerben doch irgendwo ein „Schnäppchen“.
Nachdem der Kommerz geschafft ist, fahren wir noch auf einen Platz, wo einige Kameltreiber mit ihren Dromedaren stehen. Hier fallen Moni und ich doch auf die Touristenfalle herein und wir machen einen ca. einminütigen Dromedarritt mit. Beim Auf- und Absteigen schaukelt das große Tier wie ein angeschlagener Ozeandampfer. Danach geht es noch an den nordwestlichsten Punkt Afrikas. Leider ist die Zeit nur so kurz, dass wir so eben ein Foto vom Aussichtspunkt aus schießen können, danach müssen wir schon zurück zur Fähre.
Nach weiteren vierzig Minuten kommen wir wieder in Tarifa an. Hier machen wir noch einen kleinen Stadtspaziergang. Das Wetter ist deutlich besser als heute morgen. Nur noch wenige Wolken und ein vergleichsweise schwacher Wind. Wir entdecken am Strand eine Ruine, die wir uns sehr gut – nach entsprechenden Aufräum- und Renovierungsarbeiten – als „Altersruhesitz“ vorstellen könnten. Doch als wir uns dem Gebäude nähern und es schon mit unseren Augen ausbauen, öffnet sich die Türe und der Besitzer bittet uns herein. Das Gebäude besteht nur aus den Außenmauern, ein Dach ist nicht mehr vorhanden.
Trotzdem lebt der Besitzer (?) hier mit seiner bescheidenen Hühnerzucht und wirkt sehr zufrieden.
Zwar verstehen wir seine spanischen Erklärungen nicht, genauso wenig wie er unsere kargen Antworten,
aber trotzdem wirkt er nicht so, als ob er sein Gebäude verkaufen wollte. Also Besuch abbrechen und ab zum guten Abendessen im Hotel – Restaurant.
Donnerstag 08.05.03
Zunächst Reifenwechsel bei Monis Dominator. Tachostand: 14.721 km. Nachdem die Reifen gewechselt sind, drehen wir noch eine ganz kleine Runde. Zunächst über die N 340 bis hinter Tahivilla, dann über La Zarzuela und Zaharu de los Atunes bis Barbate.
Hinter Barbate durchfahren wir den „Parque Natural del Acantilado y Pinar de Barbate“. Ein kleiner Naturpark, der überwiegend aus Nadelbaumbestandenen Dünen und Fels besteht. Über Los Canos de Meca, Zahora und Montecote erreichen wir bei Vejer de Frontera wieder die N 340. Diese fahren wir dann wieder zurück nach Tarifa.
Hier legen wir uns noch mal an den Strand. Aber der Wunsch, noch einmal ins Meer baden zu gehen, wird von den aufkommenden Wolken und dem kalten Wind verweht. Nach einem gemütlichen Abendessen mit klasse Blick auf Afrika gehen wir noch einmal an den Strand und genießen den herrlichen Sonnenuntergang.
Freitag 09.05.03
Morgens präsentiert sich der Himmel sonnig mit wenigen Wolken. Wir frühstücken zum letzten Mal am südlichsten Ende Europas in Tarifa am Pier zu „Punta de Tarifa a Marroqui“.
Dann schwingen wir uns auf die Domis und fahren durch die Sierras (Bergketten) Del Cabrito (bis 785 m),
De Las Melones (571 m), Crestellina (1452 m), De Ubrique (922 m), De Los Merinos (1055 m), De Ortegicar (1022 m), De Banos, De Chimenea (1369 m) und De Tejeda (2065 m). Zunächst fahren wir von Tarifa bis Cortijillo auf der schon von der Hinfahrt bekannten N 340. Danach geht es auf die N 369 über Estación Férrea, Almoraima, Los Ángeles, Gaucin und Atajate bis Ronda.
Ein schönes, abwechslungsreiches Stück Straße zunächst durch sanft gewellte Berglandschaft mit überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung, dann aber ca. fünfzig Kilometer vor Ronda in eine wilde, karge Berglandschaft mit malerischen Orten übergehend. Am Anfang, irgendwo zwischen Estación Férrea und Almoraima fahren wir an einer „Storchensiedlung“ vorbei. Hier haben sich die Störche auf den Hochspannungs- und Telegrafenmasten direkt neben der Eisenbahn ihre Nester gebaut. Wir sehen zwischen 25 – 50 Störche entweder in ihren Nestern oder im freien Flug über uns. Eindrucksvoll! Zumal nahezu jeder Mast hier bewohnt war. Von Ronda geht es über die N 366 bis El Burgo.
Auch dieses schöne Stück ist uns schon bekannt, es wirkt aber jetzt in der strahlenden Mittagssonne
noch anders als beim letzten Mal bei bewölktem grauem Himmel. In El Burgo nehme ich natürlich die falsche Abzweigung. So fahren wir halt über Serrato und Huertas y Montes durch eine wunderbare in allen Felsfarben glitzernde Bergwelt über kleinste Straßen bis Ardales. Ein kurzes Stück folgen wir dann der breiten gut ausgebauten N 357 um dann über Carratraca und wieder kleinste Straßen und schöne Berge bis Alora zu fahren.
Auch in Alora kreise ich etwas herum, bis ich die N 343 Richtung Antequera finde. Hier in Alora herrscht übrigens der Anbau von Zitronen vor den anderen landwirtschaftlichen Nutzungen. Wir wollen die N 343 bei Valle de Abdalagis verlassen, aber auch diese Abfahrt verpasse ich, so dass wir noch die Sierra de Chimenea über La Joya auf kleinsten Straßen durchfahren. Zwar sind die Straßen hier sehr eng und sehr schlecht, aber wir werden mit wunderschönen Ausblicken auf die wilde und bizarre Bergwelt entschädigt.
Bei Villanueva de la Concepción biegen wir rechts ab und fahren bis Casabermeja. Streckenprofil wie vorher! Dann folgen wir ein Stück der N 355 und 356 über gut ausgebaute aber trotzdem kurvenreiche und reizvolle Straße via Colmenar bis Viriuela. Die folgende Abfahrt nach Canillas de Aceituno und Sedella ist auch nur schwer zu finden, aber die Sucherei lohnt. Es geht noch einmal durch eine schöne meist schroffe aber oft auch romantische Bergwelt durch malerische kleine Orte über kleinste aber auch sehr schlechte Straßen weiter Richtung Competa. Dann folgt der ebenfalls reizvolle Abstieg zum Meer.
Über Torrox, Torrox-Costa und Nerja erreichen wir Maro. Hier finden wir ein Zimmer mit Blick aufs Meer und nehmen nach einem anstrengenden Fahrtag auch noch ein erfrischendes Bad (Brrrr!) im selbigen.
Anmerkung: Tachowelle an meiner Dominator gerissen.
Samstag 10.05.03
Costa del Sol: 320 Sonnentage im Jahr. So präsentiert sich morgens auch das Wetter. Strahlend-blauer Himmel!
Wir vertrödeln etwas Zeit beim Frühstück und kommen erst spät los. Erst mal geht es zur „Cueva de Nerja“, einer der größten Tropfsteinhöhlen Andalusiens. Allerdings auch eine der bekanntesten. Vor der Tropfsteinhöhle stehen zu den sowieso dort geparkten Pkws noch fünf Busse. Entsprechend voll ist die Höhle. Die Gänge zwischen den einzelnen „Sälen“ sind markiert, so dass man die außerdem gut beleuchtete Höhle ohne Führer begehen kann. Die Größe der Säle ist überwältigend. Die Größe, Formen und Ausdehnungen der Stalagmiten und -titen ist phänomenal.
Wir finden es allerdings schade, dass die Höhle zugunsten eines hohen Besucherdurchsatzes so gut und effektvoll beleuchtet wird. Überall bei den Lichtquellen macht sich Grünspan breit, viele Gänge und Verbindungen wurden zubetoniert und so mancher wertvolle Stein musste den Halterungen der Schilder, Kabel oder der Bühne weichen. Nur gut, dass nur ca. 1/3 der Höhle der Öffentlichkeit zugänglich ist. Zudem Moni und ich der Meinung sind, dass die Führung durch die „Cueva de la Pileta“ stimmungsvoller war.
Da wir uns noch eine kleine Wanderung vorgenommen haben, folgen wir dem Wanderweg direkt vor der „Cueva“ in den „Parc Natural de Sierra de Tejeda“. Der Weg führt auf einen ca. 1510 Meter hohen Gipfel in der o.g. Bergkette. Zunächst geht es stetig aufsteigend einen Fahrweg entlang bis zu einer Station des Nationalparks, danach geht es einen Wanderweg entlang, der in langen Schleifen ebenfalls immer ansteigend zum Gipfel führt. Unterwegs haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf Nerja und Maro und die umliegenden Berge.
Der Weg zieht sich jetzt deutlich oberhalb der Baumgrenze durch eine farbenprächtige Flora. Viele Pflanzen sind uns unbekannt, aber die Formen, Farben und Gerüche sind schön. Überall krabbelt, zwitschert und summt es und ständig huschen Eidechsen wieselflink über den Weg. So gehen wir durch die sengende Sonne immer bergan. Cirka hundert geschätzte Höhenmeter vor dem Gipfel kehren wir um.
Da wir auch noch etwas im Mittelmeer schwimmen wollen, reicht es zeitmäßig einfach nicht mehr. So gehen wir dieselbe Strecke wieder, jetzt stetig bergab. Nach etwa fünf Stunden, etwa 25 Streckenkilometern und etwa 1400 Höhenmetern kommen wir ziemlich fertig wieder in Maro an. Anschließend kühles Bad im Mittelmeer und gutes aber nicht ganz preiswertes Essen im Restaurant.
Sonntag 11.05.03
Wieder geht es bei strahlend blauem Himmel los. Wir verlassen Maro über die Schnell aber kurvenreich zu fahrende N 340. Über Almuňėcar erreichen wir so Motril. Hier wollen wir zunächst über La Gorgoracha weiter bis Velez de Benaudalla.
Aber ich verfranse mich in dem Ort total. So dauert es einige Zeit und viele Gassen, bis wir Motril Richtung Sierra Nevada verlassen. Schon bei der nächsten Gelegenheit biege ich wieder falsch ab und wir geraten über engste kurvenreiche Bergsträßchen nach Lagos. Als die Straße im Ort endet, heißt es drehen. Doch auf halbem Rückweg nach Motril ist ein Abzweig nach La Gorgoracha ausgeschildert.
Allerdings nicht asphaltiert. So fahren wir ca. 15 Kilometer über kleinste Schotterpisten auf und ab durch eine sehr reizvolle Gegend. Ab und zu stehen einige Häuser am Straßenrand, die Berge der Sierra de Lújar bieten farbenprächtige Ausblicke und in der Ferne grüßt die Sierra Nevada. Obwohl der Schotterweg teils gut, teils mit sehr feinem Sand bedeckt ist, kommen wir gut bis Velez de Benaudalla. Hier stoßen wir wieder auf Asphalt und biegen schon bald ein auf die N 346 bis Orgiva.
Es geht durch eine breite Schlucht immer am Rio Guadalfeo entlang. Wieder schön zu fahren und super Aussicht. Von Orgiva aus geht es ständig bergauf in die Sierra Nevada herein. Über Carataunas, Pampaneira und Bubión geht es nach Capileira. Eine wunderschöne Strecke durch die Hochgebirgswelt der Sierra Nevada. Die genannten Orte schmiegen sich malerisch an die Berghänge. Von Capileira wollen wir den Schotterpass am höchsten Gipfel der Sierra Nevada, dem Mulhacén, vorbei zum Pico Veleta fahren. Wir kämpfen uns durch zahllose Kehren, über Felsen und Rinnen immer weiter den Berghang hinauf, doch ca. fünf bis acht Kilometer hinter Capileira ist Schluss. Der Pass ist abgesperrt und nur noch für Wanderer frei. Da der Zugang mit einem Posten vom Nationalpark besetzt ist, ist auch kein ignorieren des Schlagbaumes möglich. Also wieder drehen und die 25 – 30 Kilometer zurück bis nach Orgiva.
Dann geht es über Lanjarón und Tablate auf die N 323 bis Granada. Die letzten dreißig Kilometer davon sind Autobahn, Igitt! Wir fahren direkt bis zur Alhambra, um die Tickets für Dienstag schon zu bestellen. Bei der Information erfahren wir, dass Vorbestellungen entweder telefonisch oder übers Internet getätigt werden müssen. Hier am Schalter ist dies nicht möglich. Shit!
Also unverrichteter dinge weg von der Alhambra. Zunächst die wunderbare, flüssig zu fahrende A 395 Richtung Sierra Nevada. Die Abzweigung nach Monachil verpasse ich mal wieder, so dass wir tatsächlich bis zum Ort Sierra Nevada fahren. Ein sehr schönes Stück, immer flüssig zu fahren und immer bergauf.
In Sierra Nevada dann drehen und zurück. Selbst auf der Rückfahrt hätte ich die Abzweigung nach Monachil verpasst. Doch Moni ist aufmerksamer als ich und lotst uns auf die Straße Richtung Monachil, die allerdings auch mehr einem Schotterpass ähnelt. Erst ab Monachil ist der Asphalt wieder ganzflächig als Straßenbelag vorzufinden. Aber trotzdem ist das Fahren hier schön! Von Monachil geht es über Cajar, La Zubia, Gójar, Diflar und Otuva auf die N 323 A. Und in fast jedem Ort verfahre ich mich wieder. Von der N 323 A an übernimmt Moni die Führung.
Wir fahren mal wieder durch eine wildromantische Bergwelt. Über Otivar erreichen wir so Almuňėcar.
Dann geht es die letzten zwanzig Kilometer wieder über die mit schnellen kurven gespickte N 340 bis Maro.
Montag 12.05.03
Abfahrt von Maro an der Costa del Sol natürlich bei strahlend blauem Himmel.
Wir fahren, wie bereits gestern, über die N 340, diesmal nur bis Almuňėcar. Dann geht es, genau in entgegengesetzter Richtung zur gestrigen Rückfahrt, über Otivar und Venta del Fraile bis zur N 323.
Es ist schon beachtlich, wie viel neue Eindrücke man gewinnt, wenn man eine solche Bergkette von der anderen Seite aus anfährt. Was aber bleibt, ist die wildromantische, karge Bergwelt aus grauem bis ockerfarbigem Gestein mit überwiegend grünem und gelbem Bewuchs in den Tälern. Bei Venta del Fraile verlassen wir den „Parque Natural de la Sierra de Tejeda“.
Und wie mit dem Lineal gezogen hört die karge, grau-ockerfarbene Bergwelt auf und weicht einer grün-bunten Wald- und Wiesenlandschaft mit überwiegend sanften Hügeln und Kuppen. In der Ferne grüßt jetzt schon die Sierra Nevada mit ihren schneebedeckten Gipfeln
Wir fahren nicht über die N 323 sondern über die N 323 A über Padul und Durcal bis Tablate. Dann folgt ein uns ebenfalls von gestern bekanntes sehr schönes Stück. Über Lanjurón, Orgiva und Carataunas fahren wir hinauf in die Sierra Nevada. Diesmal biegen wir hinter Pampaneira nicht ab sondern folgen der Straße weiter bis Trevélez. Wobei ich in Pampaneira auf einem glatten Straßenstück schwer ins Rutschen komme und nur ganz knapp einen Sturz vermeiden kann.
Nur Dank kraftvollem Fußeinsatz kann ich die schlingernde und kippende Dominator noch abfangen und die Fahrt unbeschadet fortsetzen. In Trevélez nehmen wir für drei Nächte Quartier. Wir machen noch einen ausgedehnten Spaziergang immer an einem Bewässerungsgraben entlang durch die herrliche Bergwelt. Danach ein opulentes Menü und dann ab ins Bett, schließlich haben wir uns für morgen eine
anstrengende Wanderung vorgenommen.
Dienstag 13.05.03
Wir brechen erst spät, so kurz vor 10.00 Uhr auf. Heute wollen wir hoch zu den Siete Lagunas (Sieben Lagunen) am Fuße des Mulhaćen, Spaniens höchstem Berg (3.482 m).
Bei strahlendem Sonnenschein geht es zunächst in Trévelez bergan am Rathaus vorbei, bis wir einen Vieh- und Wanderweg in Richtung Siete Lagunas finden. Schon der Anstieg im Ort ist anstrengend. Dann geht es zunächst den Viehweg bergan, vorbei oder auch durch sprudelnde Wasserläufe, die hier überall zur Bewässerung der Weiden genutzt werden. Wir begegnen Rinderhirten, gehen vorbei an malerischen alten Steinhütten und -ställen und durchwandern eine herrlich grün-gelbe Weidelandschaft eingebettet in die Sierra Nevada.
Es duftet überall wunderbar, dazu das Summen und Zirpen der Insekten, das Vogelgezwitscher, die Kuhglocken, einfach wunderbar. Der Weg geht mal mehr, mal weniger steil bergan (meist mehr!), ist mit Geröll und Wasserläufen übersät, so dass der Anstieg schon sehr mühsam ist. Wir müssen durch einige Weidetore und durchqueren dabei die saftigen Viehweiden. Ab und zu stehen die Kühe auf dem Wanderweg, aber sie machen bereitwillig Platz, wenn wir vorbeikommen. Als wir den letzten Viehzaun verlassen, verlassen wir auch die Baumgrenze.
Die sowieso nur kümmerlichen Nadelbäume verlassen uns nun ganz. Dafür kommen nun die ersten Schneefelder. Und überall sprudeln Wasserbäche aus den Schneefeldern und Berggipfeln und laufen glucksend oder stürzen tosend bergab. Jetzt begleiten uns an Tieren nur noch Vögel, Insekten und Eidechsen. Davon allerdings einige im Körper bestimmt 20 – 25 Zentimeter groß. Dazu die Bergkulisse! Klasse! Zumal wir einer der großen Eidechsen recht nah zum fotografieren kommen. Und immer noch geht es bergan. Bald überqueren wir die ersten Schneefelder. Wir kraxeln weiter bergauf und kommen an einem großen Wasserfall, von dem aber leider der größte Teil noch unter Schnee und Eis liegt.
Wir gehen weiter bergan. Bald wird es richtig steil.
Der Weg ist nur noch schwer zu erkennen. An einem steilen Hang tasten wir uns noch einmal an einem Schneefeld vorbei, dann geht es steil über Geröll zu einer Kuppe und schon stehen wir an eine der sieben Lagunen. Die aber auch größtenteils von Eis bedeckt ist. Trotzdem ein unheimlich schöner Anblick. Im Hintergrund der Mulhacén, auf einem kleinen Plateau die weißglitzernde zu 3/ zugefrorene Lagune vor einem schneebedeckten Steilhang und dazu noch drei Steinböcke die uns misstrauisch aus einiger Entfernung beobachten. Als wir uns ihnen nähern wollen, stellen sie mit zwei, drei Sprüngen den alten Abstand wieder her, ergreifen aber nicht die Flucht.
Weniger schön ist die schwarze Regenwolke die vom Gipfel des Mulhacén auf uns zutreibt und uns in dichten Nebel hüllt. So verlassen wir die auf 3.000 Metern Höhe liegende Lagune wieder und nehmen auf gleichem Wege, verfolgt von der dunklen Wolke den Abstieg auf. Nach insgesamt etwa 7 Stunden und 45 Minuten erreichen wir Trevélez nach einer anstrengenden, aber sehr schönen Wanderung wieder. Da hier zumindest zeitweise die Sonne noch scheint, setzen wir uns noch auf zwei Bier in ein Straßencafe. Danach ins Hostal, duschen, essen und voraussichtlich recht früh ins Bett. Wir haben heute schließlich eine anstrengende Bergwanderung (1550 – 3000 – 155o m) hinter uns und wollen morgen sehr früh raus um zur Alhambra zu kommen.
Mittwoch 14.05.03
Heute morgen stehen wir verdammt früh auf (1/2 7 Uhr). Wir haben die Koffer und Tankrucksäcke bereits gestern Abend soweit fertiggemacht, dass wir heute direkt losfahren können. Als wir die Domis starten, dämmert der Tag gerade heran. Wir fahren die uns bekannte Strecke bis zur Alhambra. Der junge Tag kämpft sich dabei langsam über die Gipfel der Sierra Nevada. Ein schönes Bild!
An der Alhambra angekommen, besorgt Moni die Karten während ich das Frühstück vorbereite. Dann geht es in die Alhambra. Die Alhambra ist aufgeteilt in drei Bereiche: Die eigentliche Alhambra mit den Nasridenpalästen und dem Palast Karls des V., der Generalife (Wohnsitz des Sultans) und dem ältesten Teil, der Festung Alcazaba. Wir halten uns von etwa 9.00 bis 14.00 Uhr in der Alhambra auf und sind am Ende schier überwältigt von den vielen Eindrücken. Die Gärten, die Wasserspiele, die einzelnen Gebäude und Räume und die darin enthaltenen Kunstgegenstände, Ornamente, Mosaiken, Säulen, Fenster und …… ! Es ist hier und jetzt mit meinen Worten nicht zu beschreiben. Gegen 14.00 Uhr verlassen wir die Alhambra, da wir 1. nur ein Vormittags-Ticket haben und 2. noch etwas fahren wollen.
Ach ja, Tickets: Wenn die Zeitplanung es zulässt, sollte man die Tickets schon von zu Hause vorbestellen, ansonsten ist es ratsam, vor 8.00 Uhr an den Schaltern zu sein, sonst gibt es je nach Andrang keine Tickets mehr. Wir verlassen die Alhambra und fahren noch einmal Richtung Sierra Nevada. Ich möchte doch wissen, wie hoch man jetzt Richtung Mulhacén fahren kann. Leider endet Europas ehemals höchster Pass am Pico Veleta in ca. 2.600 Meter Höhe. Schade! Wir schauen uns am Pico Veleta ein wenig um, dann geht es die schön zu fahrenden N 395 wieder hinab. Anschließend fahren wir rechts ab Richtung Quentar.
Die Straße zieht sich jetzt quasi ohne Gerade zunächst am Rio Aquas vorbei durch eine karge überwiegend hellgraue, wenig bewachsene Felslandschaft bis La Peza. Hinter La Peza ändert sich die Gebirgslandschaft drastisch. Zum einen wird deutlich mehr Landwirtschaft betrieben, das heißt es herrschen auch mehr Grüntöne vor, zum anderen sind die Berge jetzt rot bis lehmfarben und weisen bizarre, kantige bis hügelartige Formen auf.
In die Berge sind Gebäude oder Lagerhallen eingebettet. Ein wundervoller Anblick. Besonders Purallena und Guadix wären eigentlich einen eigenen Aufenthalt wert. Doch wir fahren weiter, zumal teilweise regennasse Straßen, dunkle Wolken und auch einige Regentropfen nicht unbedingt zum Verweilen einladen. Über Esfiliane und Alcadia geht es Richtung La Calahorra und Puerto de la Rogua (1990 m).
Ab der Auffahrt zum Puerto de la Rogua bis Trevélez folgt eine Kurvenorgie ohnegleichen. Über ca. 80 Kilometer geht es Kurve an Kurve bergauf und bergab. Zunächst auf der Passstraße noch auf relativ gut ausgebauter Straße durch einen würzig riechenden Bergwald mit herrlichen Ausblicken, dann ab Júbar über engste Bergstraßen an der Südseite der Sierra Nevada vorbei. Engste, kleine Bergstraßen durch malerische Dörfer und großartige Bergwelt. So nähern wir uns Trevélez, das übrigens von dieser Seite kommend auch einen großartigen Anblick bietet. Und wie gehabt in diesem Ort: Duschen, sehr gutes Essen und ab ins Bett.
Donnerstag 15.05.03
Heute morgen bei strahlendem Sonnenschein in Trevélez losgefahren.
Heute ist definitiv der Abschied von der Sierra Nevada und Südspanien. Wir fahren zunächst die selbe Strecke wie gestern Abend, also über Júbar und den Puerto de la Rogua bis Guadix und Purallena.
Dabei genießen wir noch einmal die schöne Sierra Nevada (Ausblicke und Kurven!).
Hinter Purallena bleiben wir noch ein wenig in dieser schönen Gegend mit den lehm- bis rotfarbenen gezackten Bergen, und den in ihre Höhlen und Grotten eingebetteten Häusern und Lagerhallen. Auch von hier aus grüßen aus der Ferne noch die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Dann geht es über gut ausgebaute Straßen weiter.
Die Landschaft ist zwar noch schön, aber die Straße ist recht langweilig. Den rechten Drehgriff auf 5.000 min-1 eingestellt und laufen lassen. Über die N 340, N 301 fahren wir durch sanft gerundete Berge und intensiv bewirtschaftete Landschaft über Darro, Moreda, Guadahortuna und Jodar bis hinter Úbeda.
Dann sind wir die langweiligen Straßen satt. Da wir bisher gut vorangekommen sind, fahren wir ab jetzt wieder kleine Sträßchen, am Anfang zwar immer noch mit wenigen Kurven aber zumindest mit ständig wechselndem Asphaltbelag.
Auch die Landschaft wird jetzt wieder etwas wilder. Auf der Straße rettet sich eine etwa armlange Schlange vor unseren Motos, andere Schlangen waren da nicht so aufmerksam, sie liegen plattgewalzt von Autoreifen dort. So fahren wir durch weitere malerisch in die Bergwelt platzierte Orte, Navas de S. Juan, Santisteban del Puerto, Aldeahermosa, Montizon, Venta de los Santos, Villamanrique, Puebla del Principe, Almedina und Muntiel bis zur N 412 bei Villanueva e la Fuente. Bis Montizon strahlt der Himmel über uns in einem wolkenlosen Blau und die Sonne scheint ungestört.
Doch jetzt zeigen sich vor uns schwarze Gewitterwolken. Bei Puebla del Principe geraten wir in den ersten starken Gewitterschauer. Wir stellen uns unter und lassen ihn vorbeiziehen. nach dem Schauer geht es weiter, aber der Himmel zieht sich immer mehr zu. Wir fahren auf Grund der Wolkenlage die N 412 Richtung Hellin bis Riópar. Hier hat sich der Himmel überall zugezogen, so dass wir es vorziehe, die Fahrt zu beenden und noch trocken ein Quartier anzulaufen. Dort treffen wir …..(?) und Beate, ein deutsches Paar, das schon seit über 20 Jahren in Spanien lebt. Zunächst auf Formentara, jetzt versuchen sie sich hier eine Existenz aufzubauen. Mit den beiden versacken wir ganz ordentlich in einer kleine spanischen Bar, so dass ich diesen Tagesbericht erst am nächsten Morgen schreibe.
Freitag 16.05.03
Mit etwas schwerem Schädel aufgewacht. Heute Nacht ist ein ganz ordentliches Gewitter runtergekommen.
Draußen ist alles noch nass, also frühstücken wir im Zimmer. Anschließend besichtigen wir noch die Finca von Beate und ….(?). Der Weg dort hinauf ist dermaßen schwierig das Moni die vollbepackte Dominator quasi im Stand wegrutscht und umkippt. Dabei bricht der Handbremshebel ab. Sche…..!
Trotzdem noch die Finca besichtigt, zur Zeit ist noch alles im Rohbau aber man kann schon deutlich erkennen was die zwei vorhaben. Strom- und Wasserversorgung (Wasser aus der eigenen Quelle!) sind auch schon da.
So gegen 11.00 Uhr rollen wir dann endgültig los. Da es schon so spät ist, wählen wir zunächst schnelle,
aber dafür eben recht langweilige Strecken. Wir fahren von Riópar aus über die N 412 bis Hellin. Das erste Stück ist noch sehr schön und führt durch die bizarre Bergwelt der Sierra de Alcaraz. Dabei geht es über einen 1.100 Meter hohen Pass. Beim Aufstieg geraten wir in die tiefhängenden nass-kalten Wolken.
Die Sichtweite beträgt hier oben unter 50 Meter. Schade! In Elche de la Sierra versuchen wir einen Bremshebel für die Domi zu finden, aber in der kleinen Werkstatt (Derbi und Yamaha) ist auch nach langem Suchen nichts passendes zu finden.
Der nächste Laden, der einen passenden Bremshebel haben könnte, ist im etwa 100 Kilometer entfernten Albacete. Also Streckenpläne geändert und ab Hellin auf die N 301 bis Albacete. In Albacete frage ich einen Polizisten nach dem Weg zur Motorradwerkstatt, die gegenüber dem Präsidium der Guardia Civil liegt. Da der Polizist genauso gut englisch wie ich spanisch kann, bedeutet er mir mit Gesten, dass wir hinter ihm herfahren sollen. So werden wir von der Polizei durch das Stadtgewühl von Albacete bis zur Hondawerkstatt geführt. Dort ist gerade noch ein passender Bremshebel auf Lager, also 15,- € abgedrückt und Hebel angebaut.
Von Albacete aus nehmen wir die N 322 Richtung Requena. Als wir die Stadt fast hinter uns haben, fängt es an zu regnen. Also Ganzkörperkondome übergestülpt und weiter geht es. Die N 322 ist bis hinter Alborea auch langweilig, wird aber danach landschaftlich und von der Streckenführung her schön. Trotzdem biegen wir bald ab und fahren über Las Monjas und Los Ruices über enge unebene Straßen durch eine schöne, abwechslungsreiche Weingegend bis Utiel. In Utiel geht es dann über kleinste Straßen durch die Serra d‘ Utiel. Über Casas de Medino vorbei am Embassement de Benajeber geht es bis Tuéjar.
Ein sehr schönes Stück. Durch wildromantischen Bergwald geht es zunächst immer bergauf und dann wieder hinab zum malerisch zwischen den Bergen eingebetteten Stausee. Nur um anschließend wieder in engen Kehren aufzusteigen bis Tuéjar. Klasse! In Tuéjar fahren wir dann auf die Cv 35 über Titaguas, Aras de Alpuente, Sta. Cruz de Moya, Casas Bajas und Casas Altas bis Ademuz. Eines der schönsten Teilstücke des diesjährigen Urlaubes. Zunächst steigt die kleine Bergstraße durch eine karge, eindrucksvolle Landschaft bergan um dann irgendwo zwischen Aras de Alpuente und Sta.
Cruz de Moya in die Schlucht des Rio Turia zu führen. Dann geht es über gut 25 Kilometer immer durch diese eindrucksvolle Schlucht. Immer wieder verwöhnen atemberaubende Ausblicke über die Schlucht und die roten, zerklüfteten Felsen das Auge. Einfach wunderschön.
Was nicht ganz so schön ist, das ist die zunehmend überall dunkler werdende Farbe der Wolken. Vor Casas Bajas setzt schon leichter Regen ein. Ich weigere mich aber noch, das bei Utiel abgelegte Plastikkleid wieder überzuziehen. Bei Ademuz geht es dann in einigen Schleifen hoch zur N 330 Richtung Teruel. Hier hat der vormals starke Regen auch einen kleinen Bergrutsch verursacht, an einem Stück ist die Straße halb mit Geröll verdeckt. Wir fahren die N 330 bis Teruel. Auch diese Straße zieht sich in vielen Kurven immer am Rio Turia vorbei bis Teruel.
Der Regen wird immer dichter, so dass wir die schöne Landschaft leider nicht immer gebührend betrachten und bewundern können. Der Rio Turia ist stark angeschwollen und bewegt seine jetzt rotbraunen Wassermassen immer an der Straße entlang. Der Fluss ist deutlich über seine Ufer getreten, das Wasser führt jede Menge Treibgut, bis hin zu riesigen Baumstämmen mit sich und sucht sich laut gurgelnd und reißend seinen Weg durch das enge Tal.
Bei Villel ist der Regen so stark, dass wir, jetzt zwar eigentlich zu spät, doch wieder die Regenmontur überziehen. Überall spült der Regen Wasser und Geröll über die Straße, manche Stücke sind total überflutet, manche mit lehmrotem Geröll übersät. Das Fahren unter diesen Umständen erfordert schon einige Konzentration, so dass die Blicke auf die eindrucksvolle Landschaft viel zu kurz kommen. Kurz vor Teruel liegen sogar Schneereste neben der Fahrbahn, hier muss wohl ein schwerer Hagelschauer runtergekommen sein.
So erreichen wir bei strömendem Regen unser heutiges Etappenziel Teruel. Nach kurzer Suche finden wir auch ein Hostal und sind froh, uns endlich aus den nassen Sachen schälen zu können.
Samstag 17.05.03
Als wir aufstehen ist der Himmel immer noch bedeckt, es regnet aber nicht mehr. Wir verlassen Teruel über die N 226, die uns direkt in die Sierra de Gũdar bringt. Als wir den ersten Pass (Puerto de Cabigordo, 1.600 m) hochfahren, müssen wir wieder durch die nasskalten, tiefhängenden, nebligen Wolken. Doch es dauert nicht lange und wir haben die Wolkendecke durchfahren, die Passhöhe empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein.
Dazu die nur karg bewachsenen Berge und kurz unter uns die wallenden, wogenden Wolken. Ein Super-Bild. Auf der Passhöhe an Monis Domi noch ein kurzer Ketten-Pflegedienst und weiter geht es. Wir bleiben bis zum Embalse de Calanda auf der N 226. Diese etwa 160 Kilometer bieten alles, was wir in Spanien schön finden. Wir bleiben auf dieser Strecke durch die Sierre de Gũdar und die Sierra del Rayo auf einer wilden und anfangs kargen Hochebene und überqueren dabei mehrere Pässe (1537 bis 1700 m). Die in den Bergen liegenden Orte bilden immer ein malerisches Bild, oft eng an die Felswände gelehnt oder auf hohen Graten gelegen. Zwar hat uns die weiße Farbe der andalusischen Berg- und Berberdörfer verlassen, die Häuser hier sind in der Regel aus braunem oder rotbraunem Stein, wie eben auch meist die Berge hier diesen Farbton aufweisen.
Die Dörfer wirken wie noch aus dem Mittelalter erhalten, alte Häuser, enge Gassen, eine imposante Kirche als Mittelpunkt und oft überragt von einem Castillo (erhalten oder als Ruine). Besonders gut haben uns Allepuz, Cantavieja und Mirambel gefallen, aber die anderen durchfahrenen Orte waren allesamt schön. Die Straße verläuft meist über flüssig zu fahrende Kurven, unterbrochen von den engen Kehren auf den Pässen. Bis Cantavieja ist der Asphalt sehr gut, danach wird die Straße enger, dafür der Belag schlechter. Aber immer wieder bieten sich auf der etwa 160 Kilometer langen Straße atemberaubende Ausblicke, die zum Anhalten, schauen und fotografieren einladen. Auch Adler bzw. Geier begleiten ab und zu wieder unseren Weg. Bis Cantavieja präsentiert sich uns der Ausblick auf eine karge oft bizarr gestaltete Hochebene, danach geht es durch eine Canyon – Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Einfach Spitze!
Hinter dem Embalse de Calenda verlassen wir die schöne N 260. Über ebenfalls kleine Straßen fahren wir durch Torrevelilla, Torrevelilla de Alcaňiz und Valdealgorfa auf die N 420. Dieser folgen wir dann auf schnell und flüssig zu fahrendem Asphalt über Valdetormo, Calaceite, Gandesa und Mora d‘ Ebre bis Mora la Nova. Hier sind wir die Schnellstraße wieder satt, obwohl diese auch teilweise schöne Ausblicke bot.
Ab jetzt folgen allerkleinste Straßen mit sehr engen Kurven, die durch meist mit Mischwald bestandene Berge führen. Über Barcia, el Mola, Gratallops, Cornodella de Montsant und Prades geht es bis Montblanc. Dann geht es über die etwas besser ausgebaute und nicht mehr so kurvenreiche aber immer noch recht enge N 241 bis Igoulada und weiter über die N 241a bis Manresa. Zwischen Igoulada und Manresa fahren wir an der sehr eindrucksvollen Felsformation “ Monestir de Montserrat“ vorbei. Wunderschön und imposant!
Über Calders und Moia erreichen wir Vic. Doch unser Plan hier zu übernachten schlägt fehl. Wegen der Katalonien – Rundfahrt (Radrennen), die auch durch Vic führt, sind alle Hotels voll belegt. So fahren wir weiter bis Torelló, wo wir endlich so gegen 20.30 Uhr noch ein Zimmer finden.
Heute haben wir eine anstrengende aber auch sehr schöne Fahrt durch den spanischen Nordosten bei meist schönem aber kühlem Wetter hinter uns. Quasi als Abschiedsgeschenk!
Sonntag 18.05.03
Unser Frühstück nehmen wir heute im Hotel, da es im Preis inbegriffen war. Und das muss man schon sagen, das Frühstück war gut und reichhaltig. Na ja, der Preis für die Übernachtung und noch mehr das gestrige Abendessen war ja für spanische Verhältnisse recht üppig.
Als wir die Domis mal wieder packen, scheint die Sonne schon hell vom wolkenlosen Himmel. Wir fahren über Borgonyà, Sant Vicenc de Torello, Sant Pere de Torello und Pladevall eine Straße, die sich eng und wunderbar kurvenreich zunächst durch die Schlucht windet, die der Rio Torello hier in die Serra de la Creu geschnitten hat. Hinter der Schlucht geht es genauso eng und kurvenreich zunächst eine Passhöhe hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab bis Olot. Jetzt grüßen in der Ferne, immer wieder imposant anzusehen, die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen (ach, wir müssten noch mindestens eine Woche Urlaub haben!!)
Doch bevor wir den oben beschriebenen Weg finden, verfahre ich mich in dem kleinen Bergdorf St. Vicenc de Torello total. Es ist schon nicht mehr nachvollziehbar, wie man in so einem kleinen Dorf fast jede Straße abfahren muss, um den richtigen Weg zu finden. Frust !
In Olot geht es über Sant Cristófol de les Fonts, Santa Pau, Mieres, Banyoles, und Esponella über schöne meist durch lichten Wald führende Straßen bis zur N 260. Die letzten 15 Kilometer bis Figueres bleiben wir dann auf der Schnellstraße. In Figueres Hostal bezogen und ab zum Dali – Museum, auch wenn es für einen Museumsbesuch eigentlich zu schön ist. Ich fand das Museum sehr schön und sehr interessant, Moni war nicht ganz so begeistert. Anschließend machen wir einen Stadtspaziergang. Von der Stadt sind wir dann auch enttäuscht.
Außer dem direkten Bereich um das Museum herum bietet die Stadt nur noch einige einzelne schöne Gebäude. Aber eine richtig schöne Altstadt oder sonstige Anlage mit entsprechendem Flair finden wir nicht. Nach dem Rundgang ist uns klar, dass eine Übernachtung am Meer (Roses, Llanca,etc.) oder in Girona mit einer Fahrt zum Dali -Museum die schönere Lösung gewesen wäre.
Na ja, was soll’s, jetzt sitzen wir hier im Stadtpark von Figueres im lichten Schatten, vor uns spielt eine Blaskapelle, es ist irgendein kleines Fest im Gange, ich schreibe diese Zeilen und Moni liest ein wenig. Es gibt schlechtere Momente im Leben.
Anmerkung: Jetzt hat George sich mein Buch geschnappt und ich lümmele dumm auf der Bank rum, na ja ,was soll es.
Montag 19.05.03
Gestern Abend haben wir noch ein nettes Gartenlokal in Figueres gefunden. Gutes Essen (mit viel Knobi), frisches Bier und angenehme Atmosphäre.
So findet der Tag in Figueres doch noch einen schönen Abschluss.
Morgens dann wieder Domis bepackt und ab geht es Richtung Narbonne an den Autoreisezug. Da es in Richtung Meerdeutlich dunkler aussieht als in andere Richtungen, fahren wir zunächst auf die autobahnähnliche N II bis zur französischen Grenze. Etwa acht Kilometer hinter der Grenze biegen wir ab nach Mauremas-las-Mas. Dort wird erst mal gefrühstückt. Dann fahren wir auf kleinsten bis kleine Straßen durch die Ausläufer der Pyrenäen, das Rouissilon und das Corbieres. Es geht durch waldreiche, manchmal auch kahle Berge der Chaine des Albères in die Weingegenden Rouissilon und Corbieres. Die kleine kurvenreichen Straße versüßen uns den Abschied von Spanien noch etwas. Überall laden Weingüter zum Probieren und Kaufen ein, doch leider fehlt uns die Zeit, die manchmal verlockenden Güter anzufahren. So fahren wir bei immer noch bedecktem aber hellem Himmel und angenehmen Temperaturen diese schönen Straßen durch bis Narbonne.
Gegen 14.15 Uhr laufen wir am Bahnhof ein. Wir packen die Motos so weit wie nötig ab und klönen noch eine wenig mit den anderen Reisenden. Dabei kommt dann auch die Sonne raus und es wird richtig warm. So kommen wir beim Verzurren der Domis (was man hier übrigens selbst machen muss.) und beim Schleppen des Gepäcks noch richtig ins Schwitzen. Als wir dann bereits im Zug sind, kommt in Narbonne ein kräftiges Gewitter runter. Da wir im trockenen Zug fahren, ist dies aber total egal, wir freuen uns sogar über die erfrischende Abkühlung. (Na ja, zumindest ich freue mich).
Jetzt zieht die südfranzösische Landschaft an unserem Abteilfenster vorbei, der Regen plätschert und läuft in schrägen Linien am Fenster hinab, Blitze zucken über den dunklen Himmel und wir freuen uns auf unseren französischen Rotwein. Schön, schön!
Ach ja, die heutige Strecke, hätte ich fast vergessen. Wie schon erwähnt, die N II über La Jonquera bis hinter die französische Grenze, weiter die D 618 über Mauremas-l.-M., nach Cevet, D615 über Llaura nach Thuir, D 612 über Millas nach Estagel, N 117 bis Estira-de-la-Agly D 12 über den „Pas de l‘ Escale“ und Vingrau bis Tuchran, D 611 Richtung Durban bis Villeneuve-les-Corbieres, links ab über Albas nach Villerouge-Termenes und dann auf die D 613 über Talairan, Saint Laurent-de-la-Cabrerisse bis Narbonne.
Schlussbetrachtung Urlaub Spanien 2003
Nun ist unser zweiter Spanienurlaub mit dem Moto vorbei. Nach all den Urlaubsfahrten die wir bisher unternommen haben, kristallisiert sich die iberische Halbinsel als unser Favorit für den Sommer – Motorradurlaub heraus. Das Land bietet einfach alles was das Motorradfahrerherz verlangt. Grandiose abwechslungsreiche Landschaft, meist stabiles trockenes Wetter, Straßen die für alle (Heizer, Enduristen, Tourer, Chopper und was es sonst noch gibt) etwas bieten. Allerdings scheint der spanische Staat in letzter Zeit einiges in den Straßenbau zu investieren.
Viele Straßen werden zur Zeit modernisiert, wobei dann in der Regel die Straßenführung begradigt wird. Einige wenige der auf den Straßenkarten verzeichneten Straßen verliefen langweiliger als erwartet. Aber es gibt, gerade im spanischen Innenland noch genügend schöne Straßen. Als Caminos bezeichnen die Spanier nicht asphaltierte Straßen, Asphaltstraßen werden als Carreteras bezeichnet. Einige Asphaltstraßen sind dabei in einem erbarmungswürdigem Zustand.
Die Kommunikation erweist sich ohne Spanischkenntnisse als schwierig. Die Englischkenntnisse der spanischen Landbevölkerung reichen oft gerade aus, eine Übernachtung zu buchen. Dabei kommen die Spanier einem oft entgegen und sprechen den Reisenden an. Es ist nur schade, dass auf Grund der mangelnden Sprachkenntnisse auf beiden Seiten normalerweise kein Gespräch zustande kommt.
Die mittelalterlichen Dörfer und Städte im Innenland strahlen im Gegensatz zur oft verbauten Küste eine schöne und reizvolle Atmosphäre aus. In Andalusien sind es in der Regel freundlich weiß gestrichene, von den Mauren oder Berbern geprägte Orte. Im nördlicheren Teil von Spanien sind eher trutzige aus braunem bis roten Stein erbaute Orte zu sehen. Oft sind die Ortschaften in die umliegenden Berge integriert und bilden so ganz eigentümliche Formen. Besonders die Orte an den eindrucksvollen Schluchten (Chulilla!, Ronda, Cantavieja) haben uns fasziniert.
Schlangen und große Eidechsen haben wir diesmal eigentlich erst in der zweiten Urlaubshälfte gesehen.
Vielleicht war es vorher einfach noch zu nah am Winter. Was man aber überall sieht, sind große Greifvögel. Da es in den Gebieten, in denen wir unterwegs waren fast überall Bartgeier und Adler gibt, gehen wir davon aus, das wir eben auch einige Adler und Geier gesehen haben. Auch die unterschiedlichsten Pflanzen mit für uns oft unbekannten aber reizvollen Blüten, Blättern und der oft würzige, intensive jedoch von Gebirge zu Gebirge unterschiedliche Geruch haben uns fasziniert. Genauso wie die verschiedensten Felsformen und – farben. Sehr reizvoll waren auch die des öfteren schlagartigen Übergänge zwischen den Felsfarben und dem Bewuchs.
Die Fahrt mit dem Autoreisezug erwies sich für die geplante Tour als guter Kompromiss zwischen bewusster Anreise und schneller Zielerreichung. Allerdings wird dieser gute Kompromiss neben den vielen Euros auch mit schlechtem, unkomfortablem Schlaf erkauft. Dafür trifft man im Autoreisezug immer einige Motorradfahrer zum Klönen. Hat ja auch was.
Nun noch ein bisschen Statistik:
Gefahrene Strecke: 6.105 km
Tachoabweichung bei beiden Maschinen: keine
Defekte: Tachoantrieb bei meiner Dominator, Handbremshebel bei Monis Dominator
Verschleiß: Kette aus Monis Domi (Laufleitung 17.845 km), ein Satz Reifen bei Monis Dominator, der Hinterreifen ist jetzt auch wieder blank.
Verbrauch: Georges Dominator 3,0 Liter (0,49l/1000 km) Öl, Monis Dominator 0,5 Liter (0,08l/1000 km), Georges Dominator 341 Liter (5,62l/100 km) Benzin, Monis Dominator 318 Liter (5,24l/100 km) Benzin
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