Herbstausfahrt 2022 – Sardinien
Es ist wieder so weit. Die jährliche Woche mit Ruedi steht an. Diesmal geht es nach Sardinien, immerhin die zweitgrößte Insel im Mittelmeer. Schon oft geplant, aber immer ist es aus irgendeinem Grund gescheitert – dieses Jahr soll es nun klappen.
Freitags mit der Husqvarna Norden 901 ab nach Selzach zu Ruedi. Das Wetter ist durchwachsen, kühl mit Regenschauern, aber es geht noch so.
Sa. 17.09.2022
Heute soll es bis Genua auf die Fähre gehen. Bis Martigny fahren wir über die Autobahn, das Wetter: Regenschauer und kalt. Dann geht es hoch zum Grand Saint Bernard. Die Passhöhe schenken wir uns allerdings wegen einsetzendem Schneefall und fahren durch den Tunnel. Auf der italienischen Seite wird das Wetter mit jedem Meter, den wir tiefer fahren besser, so dass wir ab Aosta ein Stück über kleinste Gebirgsstraßen fahren. Es sind zwar wunderschöne, kleine Bergsträßchen und Pässe dabei, aber wirklich voran kommen wir so natürlich nicht. So geht es bald wieder auf die AB und wir rollen zügig Richtung Genua. Die Abwicklung im Fährhafen geht locker und zügig und wir rollen gegen 17:00 Uhr zusammen mit geschätzt hundert anderen Motorradfahrern auf die Fähre.
So. 18.09.2022
Gegen 8:30 Uhr kommen wir mit leichter Verspätung in Porte Torres an. Wir Motorradfahrer kommen erst ziemlich zum Schluss von der Fähre, trotzdem aber alles recht locker. Nicht so hektisch wie auf so manch anderer Fährüberfahrt. Außerdem ist das Wetter hier gut, sonnig und angenehme Temperatur.
Erst mal Frühstück in einem kleinen Bistro, hübsch am Strand gelegen. Dann geht es ein Stück die Küste lang Richtung Castelsardo. Bei Arboriamar verlassen wir die Küste und sind wenige Kilometer später schon auf kleinen, kurvenreichen Bergstraßen. Diese (SP 72, SP 75 SP 2) schrauben sich in die Berge, am See Lago del Coghinas vorbei bis in das Dörfchen Tula. Hier biegen wir ab auf die SP 159, eigentlich eine Sackgasse, die am Riu Mannu / Lago del Coghinas endet. Eine für Fahrzeuge gesperrte Brücke führt über den Seezufluss, der scheint aber für unsere Motos befahrbar zu sein. Wir erkunden die alte, heruntergekommene Brücke erst mal zu Fuß und versuchen es dann – geht problemlos!
Anschließend folgt eine Kurvenorgie bis zum Ziel, das Hotel Plammas in Santa Maria Navarrese. Über kleinste Sträßchen geht es durch diese herrliche Gebirgsgegend, vorbei an Flüssen und noch einigen Seen über Anela, Sarule, Olzai, Tiana, Tonara, Desulo und über die Pässe „Passo di Tascusi“ (1245m), „Passo di Caravai“ (1118m) und „Arcu Correboi“ (1245m) bis Talana. Ab hier wird es ein wenig ruhiger bevor wir über Lotzorai unser Hotel in Santa Maria Navarrese erreichen.
So kommen heute ca. 360 Kilometer über schönste Straßen und durch eine wunderschöne Gegend zusammen. Da auf den Straßen kaum etwas los ist, kann man es auch schön „laufen“ lassen.
Das Hotel finden wir problemlos, der Ort ist schön, direkt an der Küste gelegen und trotzdem von Bergen umgeben – einfach klasse. Touristisch bestens erschlossen, aber die Hauptreisezeit ist vorbei, so dass wir den Aufenthalt hier genießen können. Außer uns sind auch andere Motorradfahrer hier gelandet, sowohl in unserem Hotel wie auch sonst im Ort. Das Hotel hat schöne, geräumige Zimmer, unseres auf jeden Fall mit Terrasse, aber kein Restaurant. Dafür versorgt uns der Hotelier mit Restauranttipps, alles fußläufig in wenigen Minuten zu erreichen. Das Leben kann schön sein 😊
Mo. 19.09.2022
Sonnenschein, gutes Frühstück, so beginnt der Tag gemütlich, dafür kommen wir etwas später als geplant los. Zunächst ca. 5 km bis Lotzorai zum Tanken. Wir kommen beide mit unseren Motorrädern (Husqvarna Norden 901, 19 Liter und KTM 1190 Adventure, 23 Liter) in der Regel mit einer Tankfüllung am Tag aus – auch dafür lohnen sich tourentaugliche Motorräder mit großem Tank.
Von Lotzorai steigen wir auf kleinen Sträßchen hinauf ins Gennargentu mit seinen bis zu 1800 Meter hohen Gipfeln. Die Straße führt dabei teilweise über annähernd 1.000 Meter hohe Pässe. Es geht über die SS 125 und SS 198 vorbei an Flüssen, Seen und waldreichen Bergen über Lanusei und Villanova Tulo, wunderschön am Lago Basso del Flumendosa gelegen, bis Serri. Hier geht es jetzt auch hinunter auf eine zwischen 350 bis 700 Meter hohe Ebene. Damit verlassen wir die Berge und Wälder und fahren über eine überwiegend landwirtschaftlich genutzte Ebene, die mit alten Dörfern ebenfalls reizvoll zu durchfahren ist. So geht es über die SS128 bis Monastir, wo wir auf die E 25 wechseln und zügig nach Cagliari fahren.
Eigentlich wollte ich ein wenig durch die Stadt schlendern, da ich aber nicht den richtigen „Einstieg“ finde, fahren wir an der Küste entlang bis wir irgendwo zwischen Foxi und Flumini am Strand in einem Restaurant Pause machen.
Das nächste Highlight:–die SP 17 führt an der malerischen Küste vorbei bis Villasimius. Mal wild, mal touristisch erschlossen, aber immer wunderschöne Landschaft und weite Blicke auf das Mittelmeer. Dann geht es nordwärts genauso weiter. Echt klasse die Straße und die Landschaft. Hier ist es die SP 18, die uns die Costa Rei entlang bis Olia Speciosa führt. Dann auf die alte SS125 die uns über Villaputzu, Tertenia und Bari Sardo mal an der Küste entlang, mal durch die Hügel und Wälder wieder nach Lotzorai führt. Dann noch die paar Kilometer zum Hotel und ein geiler Fahrtag mit etwa 370 km Strecke ist vorbei. Klasse Wetter, enge, kurvenreiche Straßen durch eine wundervolle Gegend, ein paar Sehenswürdigkeiten, so kann es weitergehen.
Di. 20.09.2022
Wieder geht es bei bestem Wetter los. Heute soll es eine etwas kleinere Runde werden. Der Einstieg über die SS 125 und SS 198 erfolgt genau wie gestern. Wir verlassen die SS198 aber zwischen Ussassai und Seui und biegen auf eine namenlose Straße ab Richtung „Nuraghe Ardasai“. Ein wunderschönes, wildes, kleines Sträßchen, welches sich durch die Berge und Wälder bis zum Lago Alto Flumendosa windet. Wir umrunden den See fast zur Hälfte und fahren genauso schön weiter, ein Stück über die SS389 und die SS37 eine kleine, wilde Straße, die uns durch diese schöne Berglandschaft über Talana bis Urzulei führt. In Urzulei geht es dann auf die SS125 durch das schon bekannte Baunei zurück nach Santa Maria Navaresse.
So kommen heute „nur“ etwa 195 Kilometer zusammen. Trotzdem waren wir fast genauso lange unterwegs, wie die Tage vorher. Es waren einfach köstliche Straßen, teilweise SingleTracks, die uns bei bestem Wetter durch dieses wilde Gebirge führten. Außerdem haben wir den ein oder anderen Fotostopp mehr gemacht.
Mi. 21.09.2022
Auch heute soll es wieder eine kleine Runde werden. Bei schönstem Wetter kommen heute so ca. 220 Kilometer zusammen.
Wir bleiben im Gennargentu-Gebirge. Über Lotzorai geht es auf der SP 56 nach Talana. Das ist schon eine klasse kleine Bergstraße mit herrlichen Ausblicken über das Meer und in das Gebirge. Dazu eine Top-Straße, da glühen bereits beim Start die Reifenflanken. 😊Weiter über ein geniales kleines Bergsträßchen vorbei am „Area Archeologica di Sa Carcaredda“ auf die SS389 – Spitze! Zumal es ebenso genial weitergeht. Über die alte SS389 fräsen wir über den höchsten asphaltierten Pass „Arcu Correboi“ (1246 m) Sardiniens. (Quelle: www.quaeldich.de/paesse/arcu-correboi). Eine Single Road, auf der die frei umherlaufenden Kühe die Ideallinie sehr oft mit ihren Hinterlassenschaften markiert haben. 😊 Die Abfahrt ist kurz, da wenige Kilometer später bereits der „Passo di Caravai“ (1118 m) auf uns wartet. Der auch den Übergang auf die SP 69 markiert.
In Fonni biegen wir auf die SS389 die uns zum Lago di Gusana bringt. Der See hat jetzt im September nur wenig Wasser, liegt aber malerisch in das Gennargentu-Gebirge eingebettet. Wir fahren über die SS128 ein Stück am See entlang und dann bis Gavoi. Hier biegen wir auf die SP 30, die uns bis Mamoiada bringt. Wir biegen ab auf die SP 22. Diese bietet wieder beste Ausblicke und Kurven über Kurven. Wir durchfahren Orgosolo und biegen in Olienna auf die SP 46. Diese führt uns wieder schön und kurvenreich über den „Lago del Cedrino“ bis Dorgali, wo wir auf die SS 125 stoßen. Jetzt folgt ein Feuerwerk an Fahrgenuss: Kurvenreich immer wieder schroffe Berge, ab und an ein Blick auf‘s Meer – wir lassen die Motos fliegen! Wie übrigens viele andere auch. Von allen Straßen auf der Insel ist vielleicht hier am meisten los – es lohnt aber auch! So fliegen wir förmlich bis Baunei. Dort verlassen wir die SS125 und fahren, teilweise auf Schotterstrecke, über Triei und Ardali zurück ins Hotel.
Das war heute zwar eine kurze, aber überaus fahraktive und genussvolle Runde durchs Gennargentu-Gebirge.
Do. 22.09.2022
Heute ist das Wetter nicht ganz so gut. Die Sonne verbirgt sich häufig hinter Wolken, die Temperatur ist aber weiterhin angenehm. Wir fahren heute an die Westküste, die Costa Verde ist unser Ziel.
Der Einstieg, noch bei Sonnenschein, über Tortoli quasi wie gewohnt. Doch bleiben wir diesmal bis Cardedu auf der SS125. Dann geht es hoch ins Gebirge. Die SP 11 / SP 13 bringt uns vorbei an mehreren Flüssen durch eine spannende Landschaft bis Escalaplano. Immer wieder herrliche Blicke ins Gebirge oder auf die Küste – Klasse! Dann geht es, genauso spannend, auf der SP 10 weiter bis hinter Nurri, wo wir auf die SS 198 Richtung Mandas biegen. Wir verlassen langsam die wilden Berge des Gennargentu und kommen bei Mandas auf eine etwa 300 Meter Höhe gelegenen Hochebene. Bisher führte der Weg durch eine wilde Gebirgslandschaft mit Schroffen Bergen, Wäldern, Flüssen und Seen. Garniert von der ein oder andere Nuarghen-Anlage. Jetzt geht es durch eine eher landwirtschaftlich genutzte Gegend vorbei an kleinen Örtern, Feldern und Viehwiesen. Es geht immer weiter Richtung Westen und damit Richtung Küste. Dabei fällt das Land immer weiter ab bis auf wenige Meter über Meereshöhe. So geht es über Villamar und Siddi fast bis Terralba.
Wir fahren auf kleinsten Straßen an die Costa Verde, die wir bei „St Antonio di Santadi erreichen. Hier steigen die Berge plötzlich wieder an, teilweise bis über 700 Meter, und sind von kleinen Flüssen durchzogen und waldreich. Eine überaus schöne, einsame und wilde Gegend. Irgendwo an der Küste halten wir an und genießen den grandiosen Ausblick. Nicht so grandios sind die schwarzen Wolken, die sich jetzt über uns auftürmen und der plötzlich heftig werdende Wind. So bleibt es bei einer kurzen Fotopause. Wir steigen wieder auf die Motos und fahren jetzt immer Richtung Osten zurück. Bei Guspini verlassen wir die Costa Verde wieder und sofort wird das Wetter wieder besser. Es bleibt zwar bewölkt, aber es sind keine Regenwolken mehr, die sich hier zeigen. Der Regen bleibt wohl an den Gipfeln der Costa Verde hängen, was uns natürlich nicht stört. Wir fahren zunächst in etwa die gleiche Strecke zurück. Hinter Mandas bleiben wir aber auf der SS 198 und fahren über den Lago del Flumendosa. Wir sind wieder im Gennargentu angekommen. Wir bleiben bis Lanusei auf der SS 198, die sich eng und kurvenreich durch diese wilde Landschaft schlängelt. Dann wieder den jetzt schon altbekannten Weg zurück ins Hotel.
Heute kommen fast 430 Kilometer zusammen. Wir lassen den Abend gemütlich ausklingen, es ist schließlich der letzte hier auf Sardinien.
Fr. 23.09.2022
Sardinien verabschiedet sich sonnig. Leider ist meine Navi-Software heute ausgefallen, so dass ich keine Track-Aufzeichnung mehr habe.
Wir fahren zunächst wieder hoch ins Gennargentugebirge. Über Mamolada und Pozzomaggiore geht es über kleine Sträßchen nach Alghero. Irgendwo zwischen Pozzomaggiore und Villanova fahren wir über eine wirklich schlechte Straße. Löcher Wellen, Geröll lassen die Fahrt zu einem dröhnenden, rutschenden Abenteuer werden. Ein Wunder, dass wir kein Gepäckstück verlieren. Dann geht es ein Stück die Westküste entlang – unbedingt empfehlenswert.
Doch irgendwann ist auch der Spaß vorbei. Wir erreichen Porte Torres und damit den Fährhafen. Teilweise treffen wir die gleichen Leute wie bereits bei der Überfahrt nach Sardinien… und alle sind begeistert.
Sa. 24.09.2022
Italien empfängt uns kühl und mit strömendem Regen. So geht es wieder auf die Autostrada. Es regnet nicht, es schüttet! Wir fahren so schnell, wie Wasser und Verkehr es erlauben bis Aosta. Kurz vor Aosta wird der Regen langsam dünner, wärmer wird es aber nicht. Dann hoch zum Tunnel du Grand-Saint-Bernhard und ab in die Schweiz. Hier hört es dann tatsächlich auf zu regnen, ab und zu zeigt sich sogar mal die Sonne. Es bleibt aber kalt.
Am frühen Abend kommen wir in Selzach an, morgen noch die Rückfahrt nach Hause.
Eine schöne Woche mit intensivem Motorradfahren liegt hinter uns. Sardinien war einfach toll! Die Gegend, das Wetter und wir konnten es teilweise ‚richtig krachen lassen‘. Eine Woche, die einen wieder fit macht für viele Wochen Alltag.
Marbie Stoner
Tolle Landschaften. Danke für den Bericht. DLZG!
George Schmittlein
Hi Marbie,
ja, ist eine tolle Insel – nicht nur für Motorradfahrer
VG
George