Türkei 2022
Start: Husqvarna Norden – 1256 km I Triumph Tiger – 15664 km
Mi. 11.05.2022
Abends haben wir es geschafft. Die Anreise über Schweiz und Italien liegt hinter uns. In Ancona auf die Fähre und morgen früh kommen wir dann in Griechenland an. Bis hier ging alles soweit gut, Marbie hatte einen kleinen Zwischenfall, bei dem sie sich einen schweren Bluterguss im rechten Bein zugezogen hat. Hoffentlich schwillt der schnell ab.
Morgen geht es dann quer durch Griechenland Richtung Türkei.
Fr. 13.05.2022
Wir sind in der Türkei angekommen. Durch Griechenland überwiegend über die AB, sehr entspannt und trotzdem schön. Die AB ist mautpflichtig, der Preis ist aber echt günstig. An zwei Stationen zahlen wir nur 30 Cent pro Motorrad. Dafür ist der Benzinpreis etwas höher als bei uns.
Es geht zunächst immer bergauf, das Wetter passt und je höher wir kommen, desto angenehmer die Temperatur. Als es vor Thessaloniki dann immer weiter auf Meereshöhe hinunter geht, steigt die Temperatur aber auch wieder bis 30 Grad. Trotzdem eine schöne Fahrt. Kurz vor Kavala ging es noch in einen kleinen Ort zum Tanken – echt schöne Gegend hier und bei jedem Halt werden wir auf Deutsch angesprochen. Der Grenzübergang war dann etwas nervend, letztlich verlief er aber auch ohne große Probleme.
Kesan, eine quirlige kleine Grenzstadt, macht uns die Hotelsuche etwas schwer, das aber nur, weil wir im voraus ein Hotel gebucht haben, dessen Adresse sich weder im TomTom noch in meiner Navigationssoftware finden lässt.
So 15.05.2022
Margittas Bein braucht etwas Ruhe, so bleiben wir zwei Nächte im Assos Eden Garden Hotel an der Küste. Etwas teurer, vegetarisch und vielleicht etwas abgehoben aber zur Erholung unbedingt zu empfehlen, ich mache eine kleine Runde in die Umgebung mit etwa 1/3 Offroad-Anteil, Margitta relaxt im Hotel. Auch Mal schön.
Der Oberkellner im Restaurant spricht sehr gut deutsch, wir unterhalten uns prächtig. Er ist 67 Jahre alt und träumt davon, irgendwann einfach loszufahren und die Welt kennenzulernen! Wir merken mal wieder, wie gut wir es haben!
Mo. 16.05.2022
Auf Margittas Wunsch fahren wir heute über die Schnellstraße bis Selcuk. So reiht sich Kilometer an Kilometer durch die Nordagais. Mal geht es ein Stück an der Küste entlang, Mal durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, hauptsächlich Olivenbäume und Viehzucht. Es ist eine gebirgige Küstenlandschaft, die würzige Luft erleichtert dass Fahren bei der Hitze.
Bis ca. 20 km vor Izmir läuft es ruhig, aber dann geht der türkische Stadtverkehr los. Viel Verkehr, chaotisch,. jede Lücke wird ausgenutzt, die Geschwindigkeit – wenn es denn möglich ist – immer zu hoch. Will man unbeschadet durchkommen, hilft nur: anpassen. Das gelingt uns glücklicherweise gut, so dass wir gestresst aber unbeschadet beizeiten in Selcuk ankommen, sogar das Hotel ist schnell gefunden und echt in Ordnung. Wir bleiben auch hier zwei Nächte, so dass es morgen wieder relaxter sein sollte.
Die. 17.05.2022
Heute geht es in die antike Stätte Ephesus – heute: Efes. Mit dem Dolmus (Kleinbus, der eine bestimmte Strecke zu einem Festpreis abfährt, wenn genügend Fahrgäste da sind) geht es zur Anlage, dann an den Schalter, klappt problemlos. Wir nehmen Tickets mit Audioguide, das Geld für den Audioguide würde ich mir sparen. Die einzelnen Stationen sind, auch in Deutsch, gut beschrieben. Die Besichtigung lohnt aus unserer Sicht unbedingt. Ephesus war in der Antike über viele Jahrhunderte der Hotspot für Europa in Asien. Griechen (Hellenen), Römer, Karl d.Gr., Kleopatra, alles was in der Zeit Rang und Namen hatte, begab sich dort hin. Die Stadt hatte bis zu 200.000 Einwohner und war damals ein kulturelles und wissenschaftliches Zentrum. Die Besichtigung braucht auch seine Zeit, es geht viele Stufen rauf und runter. Alles sehr interessant. Dann noch im schönen Selcuk etwas abhängen – Schön!
Do. 19.05.2022
Nachdem es bei der Wahl „kurvenreiche Strecke“ relativ schnell auf nicht asphaltierte Wege ging, die Rehlein ablehnte, eben wieder über die Schnellstraße nach Pamukkale. Es ist Mal wieder heiß, auf der Straße viel Verkehr, besonders in den Städten drängelt jeder. Auf den knapp 200 Kilometern, die wir fahren, passieren immerhin 2 Unfälle: einmal fährt ein Pkw beim Spurwechsel direkt vor uns in einen LKW, es knallt gewaltig. Es bleibt aber zum Glück beim Blechschaden. Der 2. Unfall betrifft uns selbst. An einer Ampel fährt ein Pkw von hinten auf Margittas Tiger, so dass Rehlein zu Fall kommt. Auch hier glücklicherweise nur ein paar Kratzer an Koffer und Sturzbügel, der Bremshebel wird ein wenig beschädigt, ist aber weiter zu verwenden. In Pamukkale finden wir auf Anhieb ein Hotel.
Heute dann Besichtigung der weltbekannten Kalksinterterassen und der antiken Stadt „Hierapolis“. Nachdem es bisher immer sonnig und heiß war, gestern über 30 Grad, hat es heute deutlich abgekühlt und zwischenzeitlich fällt etwas Nieselregen. Die Kalksinterterassen sind unglaublich. Weiß, überall plätschert Wasser, läuft dabei zum Teil in natürliche Becken. Manche davon angenehm warm, andere hingegen kalt. Wir genießen den Aufstieg trotz nackter Füße. Morgens, als wir starten, ist auch noch wenig los.
Oben angekommen heißt es dann Schuhe wieder anziehen, jetzt geht es in die Grabungsstätte „Hierapolis“. Ähnlich wie Ephesus in der Antike eine bedeutende Stadt in Kleinasien. Teilweise gut erhalten bietet sich ein guter Einblick in die antike Geschichte.
Als wir nach etwa 2 Stunden wieder an die Kalksinterterassen kommen, ist dort deutlich mehr los. Die Bustouristen sind jetzt angekommen, dazu mehrere Schulklassen, ein ziemliches Gewusel. Wir schlendern noch etwas oben herum, trinken einen Saft oder Kaffee, dann geht es barfuß wieder über die Kalksinterterassen hinab. Mittlerweile ist es noch kühler geworden, die nackten Füße und regenfeuchten Klamotten machen es auch nicht besser, so dass es mir tatsächlich kalt wird. Da war ja gestern noch gar nicht mit zu rechnen!
Dann wieder relaxen und für morgen vorbereiten.
Fr. 20.05.2022
Bei angenehmen 17 Grad und wolkenlosen Himmel fahren wir los. Zunächst wieder über Schnellstraße bis Dazkiri. Es ist nicht viel los auf der Straße, so das wir entspannt durch das anatolische Bergland rollen. Hinter Dazkiri biegen wir dann ab. Jetzt wird richtig schön. Wie fahren über einen kleinen Pass durch kleinste Dörfer. Irgendwann wird die Straße so schlecht, daß Rehlein verweigert und wir ein etwas besseres Sträßchen nehmen. Das macht dann gleich Mal gut 50 km Umweg.
In Dinar kommen wir wieder auf die Schnellstraße, der wir bis Egirdir folgen. Der Blick über den See und die Stadt Egirdir: wunderschön!
Wir bleiben auf der D330 nach Beysehir. Allerdings ist es jetzt keine Schnellstraße mehr, sondern eine kleine, kurvenreiche Straße die sich immer weiter bergauf schraubt. Umgeben von Bergwald und schneebedeckten Gipfeln geht es so auf die Passhöhe auf 1809 Meter.
Teilweise ist der Asphalt ziemlich „runtergefahren“ und es liegen Steine oder Schotter auf dem Asphalt, teilweise ist die Straße aber auch gut. Die Gegend ist grandios, allerdings weht ein starker Wind und oben wird es kühl.
Der Blick auf den ‚Golü Beysehir“ nach der Passabfahrt ist phantastisch. Wir fahren bis in die gleichnamige Stadt und nehmen dort, nach gut 389 Kilometern ein Hotel. Wir wären gerne 2 Nächte hiergeblieben, leider sind nur für eine Nacht noch Zimmer frei.
Sonntag, 22.05.2022
Wir fahren über Schnellstraßen bis Kappadokien. Es geht über die anatolische Hochebene meist geradeaus zügig voran. Hier wird überwiegend Landwirtschaft betrieben, selten ein Produktionsstandort. Auch die Besiedlung ist übersichtlich, lange Zeit nichts, Dann Mal ein kleines Dorf. Bis wir nach Konya kommen. Wir nähern uns der Stadt von oben und damit dem ungestörten Blick auf die sehr große Stadt. Wow!
Zum Glück kommen wir gut durch diesen Moloch. Hinter Konya geht es wie gewohnt weiter, immer geradeaus, der Blick wird durch die meist weit weg aufragenden Gipfel begrenzt, es geht voran. Bis uns eine Polizeikontrolle stoppt. Geblitzt! Wir sind mit den Motorrädern mit 104 geblitzt worden, hätten aber nur 100 km/h fahren dürfen. Das ist die Höchstgeschwindigkeit für Motorräder, PKW’s dürfen 120 km/h fahren. Aber die Polizisten sind sehr höflich und interessiert an unserer Reise. Am Ende kostet es ungefähr 25 €, geht ja noch.
Über Akasaray und Ñevsehir erreichen wir Uchisar, dort haben wir das Hotel „Philosophia“ gebucht. Ein Glücksgriff! Wir finden sofort Familienanschluss beim Betreiber, werden herzlich begrüßt und verbringen einen angenehmen, zeitlosen Abend. Nach und nach kommen immer mehr Freunde, alles Reiseführer, die Unterhaltung meist eine Mischung aus Englisch und Deutsch, Bier, Wein (selbst gekeltert von einem der Freunde) und zuletzt auch noch Raki, das hätten wir so nicht erwartet.
Am Sonntag dann, mit Tipps für eine kleine Tour durch die neuen Freunde versorgt, machen Rehlein und ich eine kleine Rundfahrt durch Kappadokien. Einfach nur geil! Die Gegend ist der Hammer. Manchmal erinnert sie etwas an die USA, bleibt allerdings immer eigenständig. Wir besichtigen die Monestry Keslik und das Soganli Valley – beides absolut empfehlenswert. Dann geht es über kleine Straßen wieder zurück nach Uchisar.
Das alles bei wolkenlosem Himmel und trotzdem nicht zu großer Hitze. Ein schöner Tag!
Dienstag 24.05.2022
Tja, die Weiterfahrt fällt erst mal aus! Rehlein liegt mit Durchfall und Erbrechen flach. Mal sehen wann und wie es weitergeht!
Ich fahre Nachmittags eine kleine Runde, so ca. 150 km kreuz und quer durch die Gegend. Wenn es mir gefällt, biege ich einfach ab. So kommen auch ca 40 Offroad-km zusammen. Natürlich alles wieder durch eine faszinierende Landschaft. Bei einer Strecke übernehme ich mich aber etwas. Steil bergab, sandig und mit Spurrillen und Geröll garniert, endet die Strecke nicht in einem Felsgarten sondern in einem Bach. Als ich es erkenne, versuche ich zwar, zu wenden. Aber Gefälle und Untergrund machen das zu einem schwierigen Unterfangen. Am Ende brauche ich, glaube ich, etwa eine Stunde um unbeschadet da wieder raus zu kommen.
Donnerstag, 26.05.2022
Rehlein geht es heute schon ein wenig besser. Dann kann ich ja eine Runde mit meiner Norden drehen. ich habe mir die Ihlara-Schlucht als Ziel gesetzt. Zunächst über kleine Straßen, bis ich auf die D765 nach Derinkuyu komme. Hier sehe ich eine Banka, bei der ich vielleicht unsere Strafzettel begleichen kann. Klappt aber nicht. Immerhin bekomme ich den Hinweis, daß 300 Meter weiter eine Einrichtung sei, wo ich die Strafzettel bezahlen kann. Ich fahre ein Stück weiter und sehe tatsächlich ein entsprechendes Gebäude. Motorrad abstellen und beim Pförtner anmelden. Der spricht weder Deutsch noch Englisch. Holt aber eine Kollegin, die etwas Englisch spricht, ich bin in einer Polizeikaserne gelandet. Nachdem sie mein Anliegen verstanden hat, fragt sie, ob ich Zeit habe. „Ja“ antworte ich. Ein weiterer Kollege wird herbeigerufen, der zwar kein Englisch spricht, aber mir bedeutet, ihm zu folgen. Wir setzen uns auf eine Bank im Schatten. Kaum sind 5 Minuten vergangen, kommt wieder ein Kollege, der spricht auch wieder Englisch. Ähnlich ‚Basic‘ wie ich, aber es entwickelt sich ein durchaus interessantes Gespräch. Mit der Zeit kommen immer mehr Kollegen hinzu. Alle sind sehr freundlich und überaus interessiert. Ich bekomme Cay serviert, werde gefragt, ob ich etwas essen möchte, alles locker und entspannt. Mittlerweile sitzen wir bestimmt zu zehnt, es wird gescherzt, es wird erzählt. Das Interesse an allem, was meine Reise und das Leben in Deutschland angeht, ist riesengroß. Als zum Schluss noch die Vorgesetzten – bis hin zum ‚obersten Chef‘ teilnehmen, wird es fast gemütlich. Irgendwann komme ich wieder auf mein Anliegen zurück und man erklärt mir, dass dies im nächsten Gebäude, bei der Finanz, bezahlt werden kann. Ich verabschiede mich herzlich von allen und gehe dann ins ‚Finanzamt (?)‘. Dort kann ich auch problemlos zahlen, allerdings nur ‚Cash‘. Danach geht es weiter zur Ihlara Schlucht und anschließend zurück. Aber wieder ein überaus interessanter Tag.
Samstag, 28.05.2022
Rehlein ist wieder fit, heute geht es weiter. Elbistan ist unser Ziel. Herzlicher Abschied von Kamil und Patitze. Dann geht es bei Sonnenschein und bereits hoher Temperatur los. Zunächst über schon bekannte Straßen Richtung Kayseri durch diese wunderschöne kappadokische Gegend.
Kayseri ist groß und hektisch, wir sind froh, als wir diese Stadt hinter uns gebracht haben. Bis Pinarbasi geht es immer geradeaus – sogar die meist mit verminderter zulässiger Geschwindigkeit ausgeschilderten Kurven sind eher geringe Abweichungen einer Geraden. Die Gegend ist schön, überwiegend landwirtschaftlich genutzt, grün, gelb, braun, nur wenige Orte und immer gebirgig. Mal etwas näher, mal etwas weiter weg grüßen die schneebedeckten Gipfel der über 3.000 Meter hohen Berge. Der höchste Berg hier, der Erciyes Dagi ist immerhin 3917 Meter hoch!
In Pinarbasi biegen wir ab Richtung Süden, also Richtung syrischer Grenze. Die Ortsnamen, die uns jetzt auf den Entfernungsschildern angezeigt werden, kennen wir sonst nur aus den Nachrichten. Als wir an einer Tankstelle eine kurze Pause machen, werden wir aus einem alten PKW heraus ziemlich aggressiv um Geld ‚angebettelt‘, bleiben aber hart und werden von anderen Anwesenden dafür auch gelobt. Das ist aber bisher wirklich ein Einzelfall.
Es geht richtig ins Gebirge, die Gipfel steigen hier bis über 3.000 m, der Pass nach Göksun fast auf 1.900 m. Kurz hinter der Passhöhe fahren wir in tiefschwarze Wolken, es wird kühler und fängt, zum Glück nur leicht, an zu regnen. Also Regenüberzieher überziehen. Wir haben Glück und nehmen nur die Ausläufer eines kräftigen Berggewitters mit. Aber einige kräftige Blitze und ein böiger Wind vermiesen das Fahren ein wenig. Als wir in Göksun auf die Straße nach Elbistan biegen, bessert sich das Wetter wieder etwas. Ab und zu ein leichter Schauer, viele Baustellen, dann sind wir in Elbistan. Das Hotel Garden hatten wir uns schon Mal als Ziel gesetzt, ist auch schnell gefunden und zu einem abnehmbaren Preis dann auch bezogen. Dann in die Stadt, die schon deutlich ‚asiatischer‘ wirkt, als die bisher besuchten Städte.
Montag, 30.05.2022
Schon wieder wolkenloser, blauer Himmel.Wir verlassen Elbistan mal wieder über die „gelbe“ Straße nach Gölbasi. Es geht wie gewohnt mit nahezu konstant 90 – 100 km/h. In Kallar machen wir an einer Schule eine kleine Pause und werden gleich von den Schülern – es ist wohl Pausenzeit – angesprochen. Leider nur auf türkisch, englisch lernen sie zwar schon, für ein Gespräch reicht es aber noch nicht. Dafür bieten sie an, den „Englisch Teacher“ zu holen. Ich lehne lachend ab, es geht weiter.
Bald geht es kurvenreich bergauf. Die Landschaft wird noch schöner, bunter. Die Gipfel sind immerhin auch bis knapp über 3.000 Meter hoch. Wir fahren über einen namenlosen Pass, zumindest auf unseren Karten. Die Straße ist gut, die Kurven meist übersichtlich, es geht an einer breiten Schlucht vorbei – einfach Klasse!
In Gölbasi dann links ab, die Straße nach Kahta und damit zum Nemrut Dagi ist gut ausgebaut und ausgeschildert. Auch von Kahta, einer kleinen, lebhaften Stadt zum Nemrut Dagi passt die Ausschilderung, irgendwo geht es links ab und dann wird es richtig schön. Über kleine Straßen und durch ebenso kleine Dörfer geht es bergauf. Die Straße ist eng und durchgängig mit Verbundsteinen gepflastert. So kommen wir etliche Kilometer später im Hotel Euphrat an und beziehen dort ein Zimmer. Klasse Aussicht eingeschlossen!
Heute geht es auf den Nemrut Dagi – nach den Aussagen einiger Türken ist es dort immer kalt und stürmisch. Die Sonne brennt schon am Morgen unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel, so dass wir in leichter Straßenkleidung auf der Norden fahren. Nach etwa 9,5 km haben wir den Eingang erreicht. Wir zahlen die 40 TL /P, dann geht es zu Fuß zum Gipfel. Etwa 330 schweißtreibende Stufen weiter haben wir die Kultstätte erreicht. Schon die Auffahrt war phänemonal, das hier ist der Hype! Ein Rundumblick bis weit über den Euphrat, dazu diese antiken Steinfiguren von Antiochos I., Zeus, Tyche v. Kommagene, Apollo, Herakles und so weiter, ich bekomme trotz der Hitze eine Gänsehaut!
Bisher war ja alles eindrucksvoll, aber der Nemrut ist für mich das Größte! Zumal hier fast nichts los ist und wir alles in Ruhe bewundern können.
Wir treffen noch vier italienische Motorradfahrer, sie wollen noch bis Armenien, und ein Schweizer Paar, die eine ähnliche Tour vorhaben, wie wir – aber mit WoMo ?!
Mittwoch, 01.06.2022
Gestern morgen bei 30 Grad losgefahren. Bis Siverek eine schöne, gut ausgebaute Bergstraße. Dabei überqueren wir eine ansehnlichen Brücke über den Euphrat. In Siverek nehmen wir wieder die Schnellstraße (360). Es geht über eine Hochebene – gilt für den ganzen Tag – die Bergwiesen sind mit braunen Felsbrocken gesprenkelt, überall sieht man, kleine und größere Viehherden (Schafe, Ziegen, Rinder) die sich an den grün-gelb-bunten Pflanzen laben. Ab und an Mal ein kleiner See oder Tümpel. Die hohen Berge weichen langsam aus dem Blickfeld.
Diyarbakir liegt auf einem Hügel und ist schon von weitem erkennbar. Es ist eine große, moderne Stadt. Kurz bevor wir in die Stadt kommen, mal wieder eine Polizeikontrolle. Der Beamte fragt aber nicht nach Papieren,sondern lädt uns, als er die Nummernschilder sieht, zu einem Cay ein. Als Kind war er zwei Jahre bei seinem Großvater in Dortmund. Er kann noch ein paar Worte Deutsch und leidlich Englisch. Wir werden in den Aufenthalts-Container eingeladen. Der ist klimatisiert, bei der Hitze echt gut. Die Temperatur ist immerhin auf gut 35 Grad gestiegen. Es gesellen sich noch Kollegen hinzu und mühsam, wegen der Sprachprobleme, entwickelt sich ein Gespräch. Die Beamten sind neugierig – wie alt, welche Arbeit, wohin, warum, wie ist es in Deutschland, was kostet so ein Motorrad usw. – und wahrscheinlich froh, dass sie zum einen die Gelegenheit erhalten, das wenige Englisch zu sprechen und zum anderen, ungefilterte Informationen zu erhalten. Wahrscheinlich könnten wir den ganzen Tag hierbleiben, würden versorgt und gehätschelt. Wir verabschieden uns aber nach einem Tee und einem Wasser, machen noch ein Abschiedsfoto mit allen und fahren weiter.
Durch Diyarbakir kommen wir gut, sind auch in der Hitze froh, als wir die Stadt hinter uns haben. Die Landschaft wechselt jetzt, nicht mehr Viehhaltung bestimmt die Gegend, sondern Ackerbau. Große Getreidefelder bestimmen das Bild. Die hohen Berggipfel sind nur noch selten in der Ferne auszumachen. Dafür wird die Straße ‚gewöhnungsbedürftig‘. Der Teer wird weich und besonders auf der rechten Spur, so von den schweren Lkw’s herausgedrückt, dass auf dem Asphalt eine unschöne schwarze, halbflüssige Teerschicht liegt. Wir fahren mit voller Konzentration.
Erst hinter Silvan wird das langsam wieder besser, hier rücken auch die Berge wieder etwas naher. Ab und zu sieht man Hirtencamps, Jurten Zelte, kleine Holzhütten. Bis auf die Städte gibt es nur wenig Siedlungen. Wir fahren quasi ohne Schatten die ganze Zeit über diese Hochebene. Die vielen LKW’s und Baustellen machen es auch nicht besser. Pausen in dieser Hitze unter sengender Sonne sind auch nicht angenehm, so geht es wenigstens zügig voran.
Hinter Baykan ändert sich die Landschaft wieder. Die Berge werden schroffer, es geht wieder bergauf. Wir durchfahren eine schöne Schlucht. Leider wird der Genuss durch die vielen LKW’s und Baustellen getrübt.
Bald erreichen Tatvan am Vansee. Eine große, bunte Stadt mit viel Verkehr. Zum Glück finden wir schnell ein gutes Hotel. Einchecken, die Sicht auf den See genießen, anschließend Essen und Stadtbummel.
Heute relaxen wir noch etwas, bummeln am See entlang oder durch die Stadt, lassen es uns einfach gut gehen. Morgen wollen wir dann bis Dogubayazit zum Berg Ararat oder auf türkisch ‚Agri Dagi‘.
Donnerstag 02.06.2022
Als wir in Tatvan starten, ist die Temperatur deutlich angenehmer als gestern, so ca. 20 Grad. Wir kommen gut aus der Stadt heraus, es geht jetzt etwa 160 Kilometer, mal nahe, Mal nicht ganz so nahe am Seeufer entlang. Wir fahren am Nemrut Dagi vorbei – nein, kein Dejavu, hier gibt es einen erloschenen Vulkan, der auch so heißt (2.948 m) – über Adilcevaz bis nach Ercis. Adilcevaz liegt schön am Vansee, eine Burg thront oberhalb des Ortes und der 4.434 Meter hohe Siphan Dagi überragt mit seinem weißen Gipfel Burg und Stadt. Ercis liegt dann am anderen Ende des Sees, eine große und lebhafte Stadt. Dank einer Straßensperrung fahren wir noch durch kleine, belebte Nebenstraßen. Für mich ein Genuss, für Rehlein leicht stressig.
Schöne Rastplätze gibt es leider nicht, wir machen Pause an einem verlassenen Verkaufsstand, um etwas Schatten zu haben. Kurz vor Muradiye verlassen wir den Vansee und fahren Richtung Dogubayazit und damit Richtung Iran, der hier auch ausgeschildert ist. Die Gegend wird jetzt schroffer, die Berge höher und die Straße schlechter. Dazu etliche Baustellen und deutlich mehr Militär- bzw. Polizeikontrollen. Wir werden allerdings nur einmal kontrolliert und auch das geht schnell, einen Pass vorzeigen und beide können weiterfahren.
Die Straße führt durch eine hohe,schroffe Bergwelt, wir überqueren einen 2.660 Meter hohen Pass. Nach der Passabfahrt präsentiert sich uns dann der schneebedeckte Gipfel des Berges Ararat. Schön, dass wir es gut bis hier geschafft haben. Wir legen an einem kleinen Dorf einen Fotostopp ein. Die Behausungen hier erinnern sehr an unsere Reise in Kirgistan, getrockneter Dung wird hier sowohl zum verfestigen der Hofmauern wie auch als Heizmittel genutzt.
Dogubayazit ist dann ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Kein Touristenort am Ararat, sondern eher eine grenznahe Stadt zum Iran, die viel vom Schwerlastverkehr profitiert. Wir umkreisen das Butik Ertur Hotel dreimal, bevor wir die eigentlich breite und gut erkennbare Einfahrt finden. Dass ich dabei dann auch noch meine Norden ablege, weil ein PKW meinen Weg fast schneidet, macht es auch nicht besser. Aber außer verletzem Stolz und ein paar Kratzern an den Koffern ist nichts passiert.
Freitag, 03.06.2022
Als wir starten, ist es etwas bewölkt und nicht mehr so heiß wie die Tage vorher. Wir fahren Richtung Igdir. Nachdem wir in Dogubayazit etwa 35 km von der iranischen Grenze entfernt waren, nähern wir uns der armenischen etwa 15km!
Zunächst nähern wir uns aber noch ein Stück dem Ararat, bevor dieser dann nach und nach aus den Rückspiegeln verschwindet. Es geht heute den ganzen Tag über eine Hochebene. Ab und an fahren wir in meist weiten, manchmal aber auch engeren Kehren in ein kleines Tal. Das sind dann die größeren Städte auf unserem Weg. Die Landschaft oft grün, durchsetzt mit Felsbrocken und Wildblumen oder Kräutern. An manchen Stellen wird es etwas schroffer, die Oberfläche wird dann von Spalten und Wellen geprägt. Dabei präsentieren sich die Berge auch in allen Rot-, Gelb- und Brauntönen. Dabei überqueren wir zwei über 2.000 Meter hohe Pässe.
Vor den großen Städten (Igdir, Kars und Ardahan) sind jedesmal Militärkontrollen, wir werden aber nur an einer angehalten.
In Ardahan beziehen wir dann nach knapp 280 Kilometern ein Hotel.
Samstag, 04.06.2022
Heute geht es Margitta nicht so gut, also bleiben wir noch eine Nacht, damit Margitta sich etwas erholen kann. Ich nutze den Tag für einen kleinen Abstecher zum Grenzübergang nach Georgien. Der ist knapp 60 km von hier entfernt eigentlich malerisch an einem See gelegen, wenn nicht die kilometerlange Schlange von LKW’s das Bild stören würde. Die Anfahrt führt über zwei Pässe, die über 2.000 Meter hoch sind, einer davon sogar schön kurvig. Das wird aber wohl nicht mehr lange so bleiben, es werden schon 2 Tunnel durch den Berg getrieben.
Ich fahre die ca. 5 Kilometer an den LKW vorbei bis zur Grenzstation. Am Autoschalter ist nichts los! Ja warum dann nicht nach Georgien reinfahren?. Der Gedanke ist noch nicht wirklich zu Ende gedacht, da stehe ich schon vor dem Grenzbeamten. 1/2 Stunde später und nach dem Abschluss einer Versicherung für 15 Tage (ca. 9 €) bin ich in Georgien – Wow!
Ich bleibe zunächst auf der Hauptstraße, die Mal gut, Mal weniger gut und Mal richtig schlecht ist. In Kartikami versuche ich, nach Gefühl eine Straße zurück zur Grenze zu finden. Dabei durchfahre ich kleine Dörfer und noch kleinere „Straßen“, die mir und meiner Norden 901 einiges abverlangen. Schlammdurchfahrten, Geröll, Spurrillen – abenteuerlich. Aber leider nicht zielführend, mein Navigationssystem zeigt zwar Straßen an, aber die Enden in Wiesen, Flüssen oder sonstwo. Irgendwie finde ich wieder zurück auf die Straße, auf der ich hergekommen bin, dann zurück zur Grenze. Die Ausreise gestaltet sich etwas aufwändiger, der Beamte lässt sich zunächst Zeit, kontrolliert das Kennzeichen sehr gewissenhaft, anschließend die Fahrgestellnummer. Dann hat er Fragen zum Pass, danach wieder das Motorrad: welcher Hersteller – KTM. Das muss ich ihm im Fahrzeugschein zeigen, dann will er es auch auf der Norden sehen. Na, so komme ich auch Mal dazu, das Typenschild zu suchen. Als der Beamte mich gerade ‚weiterreichen‘ will, finde ich das Typenschild. Ich rufe ihn zurück, wische den Schlamm beiseite, so dass man den Hersteller gut lesen kann. Das reichte dann auch dem Grenzbeamten, ich bekomme alle Stempel und kann endlich wieder in die Türkei einreisen.
Kurz bevor die sich schon deutlich zeigende Gewitterfront sich zum ersten Mal entlädt, komme ich im Hotel an. Margitta geht es wieder gut, mir auch. Dann kann es ja morgen weitergehen.
Montag, 06.06.2022
Nach der harten Anreise gestern relaxen wir heute etwas in Ispir. Wir schauen uns die übersichtliche Stadt an, verbringen den heißen Nachmittag im kühlen Hotelzimmer. Dann heute Abend etwas essen, Bier besorgen, das soll es für heute gewesen sein.
Gestern die Anreise: von allem etwas. Zunächst geht es auf bestens ausgebauter Straße einen Pass herauf bis auf fast 2.600 Meter. Die Abfahrt ist auch schön, der Asphalt aber ziemlich zerfahren und teils mit Schotter oder Geröll „belegt“. Dann geht es du h dieses großartige Kackar-Gebirge, auch als Kleiner Kaukasus bekannt, bis Artvin. Die Stadt liegt beindruckend verteilt auf die steilen Hänge der Berge am aufgestauten Fluss Coruh. Die Straße windet sich auf der einen Seite kurvenreich den Hang in die Stadt hinunter, auf der anderen Seite dann genau so wieder den Hang hinauf. Dabei genießen wir die wunderbare Aussicht auf die Stadt oder den Stausee.
Es geht ähnlich weiter, die Gebirgslandschaft bleibt atemberaubend schön. Immer am Coruh oder einem seiner Nebenflüsse vorbei durch eine zerklüftete Felslandschaft mit beeindruckenden Schluchten. in einer besonders schönen machen wir an einem der sehr raren Parkplätze halt, da kommt ein Paar aus Berlin auf einer alten Africa Twin vorbei. Es entwickelt sich ein nettes Gespräch – die zwei sind unterwegs von Armenien nach Hause. Sie haben viel gesehen und erzählen kurzweilig davon.
Irgendwann fahren wir weiter. Bald verschwindet die Landschaft, zwar nicht wirklich, aber die Straße führt durch unzählige Tunnel, manche nur wenige Meter auseinander. Dazu gibt es dann auch noch viele Baustellen, so daß wir den richtigen Weg nach Yusufeli zunächst verpassen und in einer weiteren Baustelle landen. Hier hilft nur wenden, dabei rutscht Rehleins Tiger zu Boden. Die Bauarbeiter sind im Nu zur Stelle und helfen. Anschließend bekommen wir noch Orangensaft spendiert, um uns zu beruhigen.
Die Umleitung nach Yusufeli ist ein steiler gerölliger Pfad, die Stadt selbst macht auf uns auch keinen großen Eindruck. Das Hotel bzw. die Pension finden wir auch nicht, die Navis sind was die Straßen hier angeht, nicht auf dem Stand. Wir suchen ein anderes Hotel, aber auch hier schicken uns die Navis in die Botanik.
Zurück bis Artvin wollen wir auch nicht, wir fahren auf’s Geradewohl in Richtung Westen. Und geraten jetzt irgendwie vom Regen in die Traufe. Als wir meinen, wir hätten endlich eine gute Straße erreicht, müssen wir bald feststellen, dass wir auf einer Riesenbaustelle mit neuen Tunneln sind. Wir fahren 10 Kilometer in die eine Richtung, Endweder geht nicht weiter, zurück und noch Mal 3 – 5 Kilometer durch unbeleuchtete Tunnel im Bau in die andere Richtung, ebenfalls Ende, es geht nicht weiter. Noch Mal zurück, um dann eine Baustellenausfahrt hinauf in einen Retorten – Ort zu nehmen. Auch hier mehr Baustelle als Straße, aber weit unten ist eine „normale“ Straße zu sehen. Also runter!
Diese ist für die ersten 10-15 Kilometer eine sehr enge Single Road. Wir laufen bald auf einen langsamen PKW auf, der leider keinen Platz macht. So zuckeln wir etliche Kilometer im 1. oder 2. Gang hinter ihm her.
Irgendwann wird aus der Single Road wieder eine zweispurige Straße, jetzt läuft es besser.
Wieder geht es vorbei am Fluss Coruh und wieder kurvenreich. Die Felsen jetzt steil und schroff, auch einige schöne Schluchten werden wieder durchfahren. Dazu geht es ständig rauf und runter, schön aber für Rehlein sehr anstrengend. Zumal uns die Hitze – bis zu 35 Grad – und ein bisweilen böiger, starker Wind zusetzt. Erst gegen 19:30 Uhr erreichen wir Ispir. Das wahrscheinlich einzige Hotel ist schnell gefunden und hat zum Glück noch Zimmer frei.
Mittwoch, 08.06.2022
Ispir ist echt eine feine Kleinstadt hier im Kackargebirge. Am Fluss Coruh auf über 1200 Meter Höhe gelegen und umgeben von den über 3.000 Meter hohen Bergen gefällt mir diese Stadt ausgesprochen gut. Hier findet man keinen „Touristenrummel, sondern eine umtriebige, kleine Provinzstadt, die den Einwohnern und dem Umfeld alles bietet, was benötigt wird. Wie immer, sind die Türken sehr an uns, unserer Reise und dem Leben in Deutschland interessiert. So tut es mir nicht leid, dass wir hier zwei Nächte verbringen.
Dienstag morgen geht es dann, wieder bei blauem Himmel, los. Zunächst fahren wir auf der ‚D050‘ bis Bayburt. Wieder Mal ein geniales Sträßchen, welches sich eng und kurvenreich durch den ‚kleinen Kaukasus ‚ windet. Die Temperatur ist gegenüber den letzten Tagen etwas gesunken, so ist die Fahrt ein Genuss.
In Bayburt wandelt sich die D050, wird zur E97 und damit auch wieder breit und meist vierspurig. Die Kurven werden jetzt weit und sind flüssig zu fahren. So bleibt es bis Gümüshane. Wahrscheinlich auch schön in den Bergen gelegen. Nur, wir sehen von der Stadt fast nichts, da sie beinahe komplett untertunnelt ist. Auch weiter bis Torul fahren wir noch durch viele Tunnel. In Torul biegen wir auf die D877, jetzt werden die Kurven wieder etwas enger, es geht durch ein enges Tal am Fluss „Harsit Cayi‘ entlang bis Tirebolu, einer schön am Schwarzen Meer gelegenen kleinen Hafenstadt. Es Geht vorbei an einigen Stauseen, die Temperatur sinkt und Wolken ziehen auf. Dazu gesellt sich ein starker böiger Wind, der so manche Linie vermasselt. Etwa 50 Kilometer vor Tirebolu kommt dann auch noch ein leichter Nieselregen dazu. Das ausgewählte Hotel in Tirebolu ist schnell gefunden. Auch hier bleiben wir zwei Nächte, bummeln etwas durch die am steilen Hang gelegene Stadt, schauen uns die Burg an und relaxen ein wenig.
Freitag, 10.06.2022
Tirebolu war schön, das Fischrestaurant direkt am Meer, wo wir uns das Abendessen quasi frisch von der Kühltheke aussuchen dürften, Spitze!
Von Tirbolu fahren wir nach Samsun. Als wir losfahren, drohen dunkle Wolken mit Regen, es nieselt anfangs auch ein wenig, aber nur kurz. Dann bleibt es zunächst bewölkt, dabei ist es schwül-warm. Die Fahrt führt uns entlang der Küste durch Giresun, Ordu, Ünye bis Terme. Hier kommt auch langsam die Sonne wieder durch und es wird wärmer. Jetzt entfernt sich die Straße von der Küste, bis sie diese vor Samsun wieder erreicht. Samsun hat ca 660.000 Einwohner und erstreckt sich kilometerweit an der Küste entlang.. Wir durchqueren fast die ganze hektische Städte, Rehlein ist genervt. Das ich einen kleinen Schwenker drehe, um Honda-Laden noch Kettenfett zu kaufen, kommt da im ersten Moment auch nicht gut an. Wir haben uns Hotels in Atakum ausgesucht, in der Hoffnung, das wäre außerhalb der Stadt. Ist es natürlich nicht, aber wir finden ein Hotel in Strandnähe. Die Zimmer sind zwar klein und das ganze Hotel ist Renovierungsbedürftig, aber für zwei Nächte reicht’s.
Sonntag, 12.06.2022
Nach einem ereignislosen Tag mit ‚Bummeln am Strand‘ geht es Samstag nach Kastamonu. Laut Karte geht die Straße schön an der Küste lang bis kurz vor Bafra. Die Realität sieht anders aus: Die Straße verläuft ein Stück weg von der Küste und führt durch die für diese Gegend typischen Reis- und Tabakfelder. Erst bei Alacam erreichen wir die hier auch sehr schöne, steinige Küste. In weiten Kurven folgt die bestens ausgebaute Straße der Küstenlinie. Das Wetter passt auch, heiter bis wolkig und nicht zu warm.
Hinter Gerze verlassen wir die Küstenstraße und fahren auf der 785 und 030 durch eine grüne Mittelgebirgslandschaft bis Kastamonu. Auch diese Straßen sind meistens gut ausgebaut, allerdings in der Regel nur noch zweispurig. Dafür sind sie entsprechend kurviger und bieten uns somit einen höheren Spaßfaktor, zumal hier kaum Verkehr herrscht.
Das ändert sich in Kastamonu natürlich wieder. Stadtverkehr, Hektik, Gedränge. Dazu in der Innenstadt noch eine für uns nur schwer nachvollziehbare Straßenführung in der belebten Stadt, das zehrt an Rehleins Nerven.
Wir finden aber das ausgesuchte Hotel doch noch, schlendern etwas durch die schöne Innenstadt und lassen den Tag entspannt ausklingen.
Das Hotel ist zwar das billigste des bisherigen Urlaubs (ca. 18 € incl. Frühstück), aber das Zimmer ist auch entsprechend sagen wir Mal ‚Basic‘.
Die letzten Abende bescherten uns immer Regen und Gewitter, dementsprechend ist es morgens beim Start nicht mehr so heiß. Wir hatten sogar befürchtet, dass es noch regnet aber zum Glück wird es eher schöner. Es bleibt überwiegend bewölkt aber ab und zu kommt doch die Sonne durch. So fahren wir auch heute durch diese schöne Mittelgebirgslandschaft, ab und zu Mal ein Dorf oder eine kleine Stadt, ein paar Viehhirten mit ihren Herden, ein paar Getreidefelder und die mit Mischwald garnierten Berge. So geht es über Daday und Schlank nach Safranbolu. Die Stadt liegt im Tal, so dass sie sich schon bei der Anfahrt schön präsentiert. Das Hotel finden wir ebenfalls schnell. Als wir dann unser Zimmer bezogen haben, werden die Wolken dichter und dunkler. Bald stellen sich erste Gewitter ein. Schön, dass wir schon da sind!
Mittwoch, 15.06.2022
Safranbolu ist wirklich eine schöne, lebendige Stadt. Wir fühlen uns wohl dort, erfreuen uns an den zahlreichen schönen Gebäuden und Plätzen. Doch nach 2 Nächten wird es Zeit, weiterzufahren. Zunächst folgen wir der 755 bis Bartin. Diese führt zum größten Teil durch waldiges Gebirge. Oft überspannen die grünen Äste die komplette Straße, so dass wir durch kühlen Halbschatten fahren. Eine Wohltat nach der Hitze der letzten Wochen. Achkerbau und Viehzucht wird hier wohl auch betrieben, aber es bleibt alles beschaulich. Erst vor Bartin ändert sich das Bild. Die Straße wird belebter, die Berge und Bäume ziehen sich weiter zurück.
Ein kleines Stück fahren wir auf der 010, bevor es rechts ab Richtung Filyos und Schwarzmeerküste geht. Jetzt kommt ein richtig schönes Stück Straße. Hinter Filyos wird es noch besser. Eng und kurvenreich zieht sich das Sträßchen Richtung Zonguldak am Meer entlang und beschert uns fantastische Ausblicke.
Dann geht es aber quasi übergangslos in ein Ambiente, welches an den Kohlenpott in den 70’er Jahren erinnert. Dreck, Staub, Rauch, dazu enge, verstopfte, schadhafte Straßen mit heftigem Schwerlastverkehr. Rehlein kommt an ihre Grenzen. Erst in Zonguldak wird es besser. Die, wahrscheinlich schöne, Stadt, liegt an der steilen Küste. Es geht rauf und runter durch ein undurchsichtiges Einbahnstraßengewirr. Ich verliere Rehlein aus den Rückspiegeln.
Kurz vor Eregi finden wir wieder zusammen und beziehen ein Zimmer in einem Vier-Sterne Hotel am Stadteingang von Gülüc.
Heute relaxt Rehlein, ich schwinge mich für eine kleine Runde auf’s Moto und fahre ins Hinterland von Eregli. Klasse Gegend hier zwischen Eregli, Devrek und Akcakoca. 10 km hinter Gülüc ist vom Meer nichts mehr zu sehen. Dafür fahre ich über kleine und kleinste Straßen, teilweise ohne Asphalt, durch dies abgelegene Gegend. Kleine Dörfer, Flüsse, Seen – toll. Speziell die ersten 2 Stunden komme ich kaum aus dem 2. Gang.
Freitag, 17.06.2022
Von Gülüc fahren wir die Küstenstraße 010 bis Karasu, Mal wieder bei optimalen Wetter, lediglich Nachmittags wird es etwas zu warm. In weiten Schwüngen folgt die meist vierspurige Straße der Küste, die hier wirklich schön ist. Felsige Abschnitte wechseln mit Sandstränden, die Jugend vergnügt sich am Strand und im Wasser, einfach schön. Ein kleines Stück der 010 ist noch nicht fertig ausgebaut, hier folgt die jetzt kleine Straße
deutlich enger der Küstenlinie. Wir fahren durch kleine Dörfer und hier auch an vielen Campingplätzen vorbei
In Karasu wechseln wir auf die 650, die dem Fluss Sakarya bis zur gleichnamigen Stadt (auch: Adapazari!) und darüber hinaus folgt. Jetzt geht es durch eine hügelige, landwirtschaftlich genutzte Gegend, zunächst überwiegend Getreidefelder, dann immer mehr Baumplantagen (Oliven, Kirschen, Pfirsiche und mehr). Ab Sakarya nimmt der Verkehr, wie so oft meist LKW ’s, deutlich zu. Der Großraum Istanbul macht sich vermutlich hier schon bemerkbar.
Es wird erst wieder ruhiger, als wir auf 150 nach Iznik wechseln. Iznik entpuppt sich als sehr schöne Kleinstadt mit reichlich Geschichte, malerisch am Iznik – See gelegen. Unser Hotel (Eleia) liegt unmittelbar in Seenähe und ist echt eine Empfehlung.
Heute geht es zur Halbinsel Kapidag. Ich ändere die Route so oft, das die Wegpunkte zwischendrin verloren gehen. so fahren wir langweilig überwiegend die 200 bis Bandirma. Dabei geht es auch noch durch den Molich Bursa, die Durchfahrt nimmt gefühlt fast eine Stunde in Anspruch, obwohl es ohne Stau oder sonstige Störung hindurch geht.
Bandirma präsentiert sich, zumindest für uns bei der Durchfahrt, als unattraktive Industriestadt. Rauch, Dreck und Gestank, den Übergang auf die Halbinsel Kapidag habe ich mir anders vorgestellt. Nachdem wir aber wirklich auf der Halbinsel angekommen sind, wird es schön. Buchten, Strände, ein paar Dörfer, dann sind wir in Erdek. Dieses Städtchen gefällt uns, auch wenn der Einstieg durch die Innenstadt etwas nervig war. Das lag vor allen Dingen an einer Straßensperrung, natürlich genau auf der Straße, die zum ausgewählten Hotel führt. Ich suche, zu Fuß, ein ändere Hotel, die Anfahrt durch die engen Gassen ist Rehlein nicht geheuer, so dass ich beide Motorräder zum Hotel fahre. Dann Strandspaziergang und bummeln.
Sonntag, 19.06.2022
Gestern war zur Abwechslung mal ein Badetag. Schwimmsachen gepackt und ab an den Strand. Der ist in Erdek, zumindest jetzt in der Vorsaison, schön. Es sind einige Leute hier, aber es gibt immer noch genug Platz für uns. Der Strand könnte auch in Spanien oder Italien sein, alles schön locker hier. Es gibt ein paar Frauen, die nur in voller Kleidung ins Wasser gehen, aber insgesamt wohl maximal 5, die wir hier sehen. Ansonsten halt wie fast überall, sogar Bier gibt es an den meisten Strandbars und auch im Ort fast überall.
Heute starten wir dann unseren quasi letzten vollen Tag in der Türkei. Wir fahren die paar Kilometer bis Bandirma, dann geht es auf die Schnellstraße nach Lapseki – hier schließen wir letztlich unsere Türkei-Rundfahrt ab.
Es geht an der Küste entlang, Mal mit Meerblick, Mal an Getreide-, Reis- oder Tabakfeldern vorbei. Die Landschaft, grün, gelb und hügelig. Unterwegs sehen wir wahrscheinlich mehr Motorradfahrer, als während der letzten 6 Wochen.
In Lapseki nehmen wir wieder die neue Brücke auf die ändere Meerseite und erreichen damit auch wieder Europa. Allerdings erschwert ein kräftiger Wind den Wechsel von Asien nach Europa. Der hält auch noch eine Zeitlang an und macht Rehlein das Leben schwer.
Nach etwa 370 Kilometern erreichen wir Edirne und beziehen ein recht gutes Hotel am Stadtrand.
Morgen werden wir die Türkei verlassen und fahren voraussichtlich über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich nach Hause. Dabei wollen wir uns wenigstens den Donaudurchbruch, das sogenannte „Eiserne Tor“ in Rumänien anschauen.
Was im Bericht zu kurz kommt:
Die vielen Begegnungen!
- In Ipsir der ‚Küchenjunge‘ aus Afghanistan, der uns freudig begrüßt
- Ali, der Rentner, der jetzt wieder zu Hause in Bayburt lebt
- Die vielen Bauarbeiter, die uns völlig unbeeindruckt durch ‚ ihre‘ Baustelle fahren ließen
- Die Tankwarte, die immer freundlich und neugierig auf unsere Reise waren
- Die vielen Menschen – meist Männer – die uns geholfen, gefragt, Tee angeboten oder sonstwie unterstützt haben
- Die Weite, gerade im Landesinneren und im Osten. Oft erwähnt, aber wirklich beschreiben kann ich diese Eindrücke nicht
- Wie auch in Südeuropa sieht man viele Tiere (Hunde, Katzen), aber meist in einem sehr guten Zustand und mit „Plakette“ versehen
- viele leerstehende Gebäude, von „noch im guten Zustand“ bis „zerfallene Ruine“
Interesse geweckt?
Du möchtest gerne mehr über die Reise eerfahren?
Rehlein, alias Marbie Stoner, hat unsere Reise niedergeschrieben, als Buch oder E-Book zu bestellen unter:
https://www.bod.de/buchshop/tuerkei-mit-dem-motorrad-marbie-stoner-9783756226184
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